Silke Schönholzer weiß um das wirtschaftliche Risiko, aber sie geht ihren Weg in die Selbstständigkeit keineswegs blauäugig: Am 7. Januar kommenden Jahres wird sie im Veeser-Gebäude in der Hauptstraße in Meßkirch einen Unverpackt-Laden eröffnen. Es ist das erste Geschäft seiner Art im Landkreis. Und in der Deutschland-Liste gleichartiger Läden tauchen nur ganz wenige Orte auf, die so groß wie Meßkirch sind. Die nächsten Unverpackt-Läden in der Region finden sich in Ravensburg, Markdorf oder Tübingen. Ansonsten wird das Konzept, Waren möglichst ohne Verpackungen zu verkaufen, vor allem in Läden in Großstädten umgesetzt.
Das Aha-Erlebnis für die 47 Jahre alte, gelernte Krankenschwester war ein Fernsehbeitrag in der Landesschau des Südwestrundfunks, der im Sommer vergangenen Jahres ausgestrahlt wurde. Dessen Thema war, wie es gelingen kann, beim Einkaufen möglichst auf (Plastik-)Verpackungen zu verzichten. Sie machte den Selbstversuch, und musste feststellen, dass es gerade „auf dem Land sehr schwierig ist, bei Einkäufen auf Plastikverpackungen zu verzichten.“ Der Ehrgeiz von Silke Schönholzer war aber geweckt.

Die städtische Wirtschaftsförderin Anna-Maria Merz vermittelte den Kontakt zwischen Silke Schönholzer und Denis und Jürgen Alber, denen inzwischen das Wohn- und Geschäftshaus Veeser gehört. Beide Parteien waren sich offensichtlich schnell einig, dass sich ein Unverpackt-Laden an dieser Stelle der Stadt gut mache. Gemeinsam wurde auch festgelegt, dass der Schriftzug Veeser am Gebäude erhalten bleibt. Schließlich sei dieser mit einer jahrzehntelangen Meßkircher Kaufmannstradition verbunden. In den Schaufenstern des Ladengeschäfts soll der neue Name des Unverpackt-Ladens „niX verpackt“ zu sehen sein. Im Laden selber werden „Schmuckstückchen“, wie sie Silke Schönholzer nennt, zu sehen sein. Einige Einrichtungsgegenstände des einstigen Haushalts- und Spielwarengeschäfts werden aufpoliert, und im neuen Laden weiter genutzt. Daneben hat Klaus Schönholzer, der Ehemann der 47-Jährigen, neue Regale gestaltet, in denen die Waren unverpackt gelagert werden können, bis die Kunden sie für den Kauf in eigene Behältnisse füllen. Ab diesem Wochenende wird der neue Laden eingeräumt, wie Silke Schönholzer gegenüber dem SÜDKURIER schilderte. In den ersten Wochen nach dem Start im Januar werde ihr Sohn David sie im Laden unterstützen, bis sein Studium beginnt. Die Familie komplettiert mit Alexander ein weiterer Sohn, der in Würzburg lebt.
Das Sortiment an Waren, das Silke Schönholzer ab Januar anbieten wird, ist groß. Kunden können sich hier beispielsweise mit allem versorgen, was es zu einem Frühstück braucht. Daneben soll es frisches Gemüse und Obst geben, aber nur, „was es saisonal gibt.“
Das Konzept des neuen Ladens
So funktioniert der Einkauf im Nix-verpackt von Silke Schönholzer:
Wer im Unverpackt-Laden in der Hauptstraße einkauft, der kann eigene Behältnisse für den Transport der Waren nach Hause mitbringen. Beispielsweise kann Müsli in Gläser abgefüllt werden. Zunächst wird das Gewicht des Glases des Kunden an einer Waage im Geschäft ermittelt, dann füllt der Kunde das Müsli ab, geht damit zur Kasse, wo erneut gewogen wird. Das Gewicht des Glases wird vom Gesamtgewicht abgezogen und dann der zu zahlende Betrag ermittelt. Im Geschäft selber können auch Papiertüten gekauft werden, um Waren abzufüllen. Einige Produkte sind schon in Gläsern abgefüllt, so auch Zahnpasta. Kaffee gibt es nur als Bohnen zu kaufen, aber im Geschäft soll es eine Mahlmaschine geben. Die Waren werden von den Händlern direkt in die Hauptstraße geliefert – im rückwärtigen Teil des Gebäudes gibt es einen Lagerraum. Hier werden auch Kühlschränke beispielsweise für Milchprodukte aufgestellt. Nach den Angaben von Silke Schönholzer stammen alle Waren entweder aus biologischem Anbau oder aus kontrolliertem Anbau. Sie legt Wert auf regionale Anbieter und will deren Zahl künftig noch weiter ausbauen. Auch bei der Anlieferung der Waren soll möglichst auf überflüssige Verpackung verzichtet werden. Neben dem Verkauf der Waren will die 47-Jährige im Laden auch Workshops anbieten. Konkret sieht ihr Konzept vor, dass es Angebote für Aromatherapie oder das Anlegen von Wickeln gibt. Daneben kann sie sich auch vorstellen, dass gezeigt wird, wie Cremes oder Shampoos selber hergestellt werden können. Auch Führungen für Kindergärten seien vorstellbar.