Die Wechselfälle des Lebens ermöglichen manchmal völlig unerwartete Veränderungen. In diesem Fall wollte die schrumpfende Meßkircher Gemeinde der Zeugen Jehovas ihr Gebäude an der Heimradstraße los werden. Parallel suchte die Stadt nach einer Möglichkeit, eine Krippengruppe für den Nachwuchs einzurichten. Die Stadt kaufte das Kirchengebäude und ließ es umbauen: Am 7. Januar 2020 wird an der Heimradstraße die Kindertagesstätte Sonnenschein in Betrieb gehen. Rund eine halbe Million Euro hat die Stadt nach den Angaben von Bürgermeister Arne Zwick für die neue Kita investiert. Der Tipp, dass die Zeugen Jehovas ihr Gebäude verkaufen wollen, kam von Joachim Bach, dem Fraktionschef der Freien Wähler im Gemeinderat, wie Zwick auf Nachfrage des SÜDKURIER sagte. Bach hatte die Offerte auf einer Immobilien-Plattform im Internet gesehen. Für eine neue Nutzung als Kita sei das Gebäude sehr geeignet gewesen, sagt Zwick. Ein freier Mitarbeiter des städtischen Bauamtes plante den Umbau, den örtliche Handwerker umsetzten.

In der Heimradstraße findet sich die Kindertagesstätte Sonnenschein der Stadt Meßkirch, die im Januar kommenden Jahres in Betrieb ...
In der Heimradstraße findet sich die Kindertagesstätte Sonnenschein der Stadt Meßkirch, die im Januar kommenden Jahres in Betrieb genommen wird. Das Gebäude hatte früher den Zeugen Jehovas gehört, die es an die Stadt verkauft haben. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred

Geleitet wird die Kita Sonnenschein von der Kindheitspädagogin Paulina Hain. Sie ist seit Oktober bei der Stadt angestellt. Neben ihr werden eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin hier arbeiten. Während Paulina Hain, eine gebürtige Pfullendorferin, in Stuttgart in einem Kindergarten als Gruppenleiterin gearbeitet hat, kommen ihre beiden Kolleginnen aus anderen Meßkircher Kindergärten. Deren Stellen dort seien aber schon wieder besetzt, sagte Hain in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Insgesamt fünf Jahre hat die Kita-Leiterin, die einen Bachelor-Abschluss hat, in Stuttgart gearbeitet. 

Bisher ist die neue Kita für zehn Kleinkinder eingerichtet. Für sieben dieser Plätze gibt es Anmeldungen. Die Eltern dieser Kinder wohnen in der Stadt und in den Ortsteilen, wie beispielsweise in Rohrdorf. Die ersten beiden Kleinen, das jüngste ist ein Jahr alt, werden ab 7. Januar eingewöhnt. Die neue Kita wurde so eingerichtet, dass die Zahl der Plätze aufgestockt werden kann. So ist es möglich, zusätzlich eine altersgemischte Gruppe anzubieten, wie Simone Leukhardt bei einem Vor-Ort-Termin in der Kita sagte. Sie ist innerhalb der Stadtverwaltung für die Kindergärten zuständig. In einer altersgemischten Gruppe werden Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren betreut.

Die Motive der Eltern, einen Platz für ihre Kinder in der Kita zu belegen, seien zum einen, dass die Mütter wieder arbeiten gingen und zum anderen der Wunsch nach frühen sozialen Kontakten für die Kinder. Dies berichteten Simone Leukhardt und Paulina Hain aus ihren Gesprächen mit Eltern, die für ihren Nachwuchs einen Kindergartenplatz suchen. Wenn Frauen an ihre Arbeitsplätze zurückkehren würden, dann würden die Arbeitgeber meist eine Bestätigung erwarten, dass die Unterbringung des Kindes in einer Betreuungseinrichtung gesichert ist, sagte Hain. Dank der neuen Kita Sonnenschein konnte die bestehende Warteliste für Kita-Plätze zu den Akten gelegt werden. Aktuell sind noch drei Plätze in der neuen Kita zu haben.

Für das Wickeln der Kleinkinder müssen die Eltern die nötigen Windeln und Feuchttücher zur Verfügung stellen. Und für den Fall, dass die Kinder in der Kita essen sollen, weil sie erst um 13.30 Uhr abgeholt werden, müssen die Eltern auch diese Speisen bereit stellen.

Insgesamt gesehen sieht sich die Stadt, was die Zahl der Plätze in Kindergärten anlangt, für die nächsten zwei bis drei Jahre gerüstet. Auch der Effekt durch das Verschieben des Stichtags für die Einschulung, nämlich dass Kinder erst später die Kindergärten verlassen würden, könne aufgefangen werden, sagte Meßkirchs Bürgermeister, der auch zu dem Vor-Ort-Termin in die Kita gekommen war. Dazu wurde der Kindergarten-Neubau, der beim Schulzentrum entsteht, um eine achte Gruppe erweitert. Im Sommer 2021 soll der neue Kindergarten bezugsfertig sein.

Angebote für den Nachwuchs

So sehen die aktuellen Zahlen und die Gebühren für Kindergärten in Meßkirch aus:

Über 304 Plätze verfügen alle Kindergärten, die es in der Stadt Meßkirch gibt. Neben den kommunalen zählen dazu auch die Kindergärten in katholischer Trägerschaft wie auch der Waldkindergarten Wurzelzwerge, der von einem Verein betrieben wird. Daneben gibt es insgesamt 73 Plätze für Kinder, die unter drei Jahren alt sind. 57 davon sind für Kinder im Alter von einem bis drei Jahren, zehn in altersgemischten Gruppen (von zwei bis drei Jahren) und es gibt außerdem sechs Tagespflegeplätze für Kinder von einem bis zu drei Jahren. Die Gebühren richten sich danach, wie viele Kinder in der Familie leben: Für eine Betreuung von Kindern im Alter von einem bis zu zwei Jahren in einer Krippe wie der Kita Sonnenschein reicht die Spanne von 286 im Monat bis 57 Euro im Monat. Die zuletzt genannte Summe wird verlangt, wenn vier und mehr Kinder in der Familie leben. Diese Sätze gelten für eine Betreuung von bis zu 30 Stunden, wie in der Kita Sonnenschein. Sind die Kinder zwei oder drei Jahre alt, sinken die Gebühren. Dann sind zwischen 226 und 45 Euro im Monat fällig. Dauert die Betreuung in einer Krippe bis zu 44 Stunden, bewegen sich die Gebühren für ein- bis zweijährige Kinder zwischen 419 und 84 Euro. Für einen normalen Platz im Kindergarten sind zwischen 128 und 22 Euro zu zahlen.