Die Vesperkirche war ein voller Erfolg, davon zeugen nicht nur die Teilnehmerzahlen, sondern auch die Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern. „Hoffentlich nächstes Jahr wieder, ein wertvolles Projekt, leckeres Essen, sehr gute Stimmung“ – lauten nur einige Beispiele aus den Gästebucheinträgen. „So macht Kirche Spaß, ist mir als Zitat besonders in Erinnerung geblieben“, sagt Pfarrer Uwe Reich-Kunkel in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Er und seine Frau, Pfarrerin Anja Kunkel, sind sich einig, dass die Vesperkirche eine sehr positive Erfahrung für alle Beteiligten gewesen ist. 45 Ehrenamtliche waren im Einsatz.

Freude über sehr gutes Spendenaufkommen

Der Zuspruch zur Vesperkirche steigerte sich von Tag zu Tag. Insgesamt haben 700 Menschen die Vesperkirche besucht, überwiegend aus der Stadt Meßkirch und den Ortsteilen. Finanziert wurde das Projekt mit Spenden. Im Vorfeld wurden die Kosten auf 10.000 Euro geschätzt, 6000 Euro waren bereits im Spendentopf. Den noch offenen Betrag hofften die Veranstalter durch Spenden während der Vesperkirche einzunehmen. Und die Hoffnung erfüllte sich, es kamen 4500 Euro zusammen. „Das Spendenaufkommen war sehr gut“, freut sich das Pfarrersehepaar. „Wir haben jetzt sogar ein kleines Polster für eine mögliche nächste Vesperkirche in 2025.“ Das Team trifft sich dieser Tage, um ein Resümee zu ziehen und darüber nachzudenken, ob es eine Wiederholung gibt. Die Chancen stehen nicht schlecht, auch wenn die Vor- und Nachbereitung und die eigentlichen Vesperkirchentage den Beteiligten einiges abverlangte, nicht nur zeitlich. „Wir wollen uns nicht übernehmen, alles muss zu bewältigen sein – auch mit Blick auf die räumlichen Möglichkeiten.“

Volle Kirche beim Konzert der Tenöre

Alle an einem Tisch, alle Angebote sind kostenlos – so lautete die Devise des ökumenischen Projekts. An acht Tagen wurde von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Kirche ein warmes Mittagessen serviert, anschließend gab es Kaffee und Kuchen. Doch damit nicht genug, das Rahmenprogramm sah jeden Tag eine Mittagsmusik und Andachten in der Heilandskirche vor. Hinzu kamen Beratungsangebote von sozialen Einrichtungen zu Themen wie Sucht, Erziehung, häusliche Gewalt oder Schulden. Sogar zwei Konzerte standen auf dem Programm. Zu den „HertzTönen“ kamen etwa 70 Besucher, bei „Männer und Tenöre“ war die Kirche mit 180 Leuten voll besetzt.

Bei der Mittagsmusik in der Heilandkirche singen Larissa und Anghela Rektha ukrainische Lieder, begleitet werden sie von Oleksandra ...
Bei der Mittagsmusik in der Heilandkirche singen Larissa und Anghela Rektha ukrainische Lieder, begleitet werden sie von Oleksandra Litvin am Keyboard. | Bild: Johanson, Kirsten

Ein Angebot nicht nur für Bedürftige

Am Eröffnungstag, so Uwe Reich-Kunkel, seien zum Gottesdienst und zum anschließenden Nachmittagskaffee vor allem Mitglieder der vier Meßkircher Kirchengemeinden – evangelisch, katholisch, alt-katholisch und mennonitisch – gekommen. Doch der Wunsch, ein vielschichtiges Publikum anzusprechen, vor allem auch finanziell Bedürftige und Menschen, die der Einsamkeit entfliehen wollen, habe sich ab dem zweiten Tag erfüllt. „Eine Gruppe Senioren ist jeden Tag um 12 Uhr zur Mittagsmusik erschienen, hat danach gegessen und blieb bis zur Andacht“, so Anja Kunkel.

Auf 110 Mahlzeiten gesteigert

Karl Hermann am Mittagstisch zusammen mit Frauen und Kindern aus der Ostukraine. Um die Sprachbarriere zu überwinden, kommt das Handy ...
Karl Hermann am Mittagstisch zusammen mit Frauen und Kindern aus der Ostukraine. Um die Sprachbarriere zu überwinden, kommt das Handy mit Übersetzungs-App zum Einsatz. | Bild: Johanson, Kirsten

Die Vesperkirche wurde so gut angenommen, dass die Veranstalter fast an die Grenzen ihrer Kapazität kamen. Da es noch keine Erfahrungswerte gab, wurde zunächst mit 60 Essen am Tag kalkuliert. „Am ersten Sonntag waren es tatsächlich 60 Portionen, am Montag 55. Das steigerte sich dann auf 75 bis 80 Essen und am Schluss 110“, berichtet Anja Kunkel. Doch die Caterer – die Metzgerei Knoll und die Caritasküche aus Ostrach – reagierten schnell. An privaten Kuchenspenden mangelte es nicht, jeden Tagen wurden fünf bis acht Kuchen gebracht. „Gefreut hat uns die Geste der Bäckerei Hauff aus Schnerkingen, die uns an einem Tag spontan mit Käsekuchen und Zopfbrot versorgte.“

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Gratis Haarschnitt der Friseurinnen von Barber Angels

Am 18. Februar kamen drei Friseurinnen der Organisation Barber Angels ins Gemeindehaus, um Bedürftigen gratis die Haare zu schneiden. Hierfür waren eine vorherige Anmeldung und der Nachweis eines Tafel-Ausweises notwendig. Neun Leute haben sich angemeldet und alle sind zuverlässig zum Termin erschienen. Als kleine Überraschung erhielten sie nach dem Haarschnitt eine kleine Tasche mit Hygiene- und Pflegeprodukten. Weil diese Begegnungen auf Augenhöhe den Bedürftigen so viel bedeuten, soll an dem Besuch der Barber Angels festgehalten werden. Im Juli oder August werden die Barber Angels in Meßkirch mit Kamm und Schere wieder im Einsatz sein.