Im Jugendbüro im Klösterle ist ab September eine FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr)-Stelle zu vergeben. Bewerbungsschluss war eigentlich am 2. Juni – doch im Posteingang herrschte gähnende Leere. „Früher war die Stelle durchgehend besetzt. Doch seit August 2022 ist sie vakant und Bewerbungen bleiben komplett aus“, bedauert Simon Bäurer, Jugendreferent im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch. In Großstädten wie Freiburg, Karlsruhe oder Mannheim sei es weniger problematisch, die FSJ-Stellen zu besetzen.

Suche gestaltet sich schwierig

Es ist nicht so, dass man in Meßkirch abwartend die Hände in den Schoß gelegt hätte. „Die Stelle läuft über den Caritasverband und ist dort im Portfolio aufgelistet. Wir werben in den sozialen Netzwerken, haben uns bei allen weiterführenden Schulen an die Abschlussklassen gewandt, die Ausschreibung digital und ausgedruckt verbreitet und bei persönlichen Begegnungen mit Jugendgruppen mögliche Interessierte angesprochen. Leider vergeblich.“ Es sei generell schwierig, Leute zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. „Im Dekanat sind wir immer wieder auf der Suche nach jungen Erwachsenen, die uns unterstützen, doch auch hier bemerken wir, dass die Resonanz zurückgeht.“

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Diese Flaute kann sich der 30-Jährige auch nicht genau erklären. Die einen gehen direkt nach der Schule in die Ausbildung oder zum Studieren, andere jobben lieber, um Geld für eine Auslandsreise vor dem Start ins Berufsleben zu verdienen. Auch konkurriert das FSJ mit Angeboten wie „Work and Travel“. Mag sein, der soziale Bereich . Und da es sich um einen Freiwilligendienst handelt, gibt es „nur“ ein Taschengeld.

Wertvolle Erfahrungen

Doch was ein Freiwilliges Soziales Jahr für die Persönlichkeitsbildung bedeutet, sei enorm. „Man sammelt wertvolle Erfahrungen für das eigene Leben oder den späteren Beruf, man kann eigene Idee und Talente einbringen“, so Bäurer. Auch sei das FSJ eine gute Möglichkeit, das Arbeitsfeld im sozialen Bereich kennenzulernen. „Manche sind sich noch unschlüssig, was sie später mal werden wollen. Bei uns können die jungen Leute herausfinden, ob ihnen die Arbeit mit unserer Zielgruppe – also Jugendlichen, Schülern und jungen Erwachsenen – liegt oder nicht.“

Verantwortungsvoll und kreativ

Die Arbeitsbereiche und Tätigkeiten, die einen FSJ‘ler im Jugendbüro erwarten, beschreibt Bäurer als abwechslungsreich und spannend. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt er. Mal müssen Orientierungstage mit Schulklassen oder Leiterkurse für kirchliche Gruppierungen wie Landjugend, Pfadfinder oder Ministranten geplant und organisiert werden, mal geht es um Öffentlichkeitsarbeit oder Netzwerken. „Wir schaffen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und kreativ zu sein.“ In der Ausschreibung wird explizit darauf hingewiesen, dass ein hohes Maß an selbständigem Arbeiten und Eigenverantwortung unbedingt erforderlich sind. Zu den Alltagsaufgaben zählen auch Bürotätigkeiten wie Telefonanfragen, Post und e-mails zu bearbeiten. Regelmäßig treffen sich FSJ-Kräfte aus dem gesamten Caritasgebiet zu Seminartagen.

Mehrere FSJ-Varianten möglich

Das neue FSJ-Jahr beginnt im September, bis dahin hofft Simon Bäurer, jemanden zu finden. Katholisch muss man übrigens nicht sein, aber sich mit den christlichen Werten identifizieren. „Das ist die Grundlage unserer Arbeit. Was den Ein- und Austritt ins FSJ betrifft, sind wir inzwischen sehr flexibel. Man kann den Dienst auch auf sechs Monate verkürzen und zu jeder Zeit beginnen.“ Normalerweise richtet sich das FSJ an junge Menschen bis 26 Jahre, doch für Ältere wurde das Modell 27plus geschaffen. Es gibt im Klösterle in der Kolpingsstraße sogar ein einfaches FSJ-Zimmer mit Gemeinschaftsküche.