Als Teil der Veranstaltungsreihe „250 Jahre Barockisierung von St. Martin in Meßkirch“, welche mit diversen Konzerten und Führungen das Gotteshaus mit Leben und Aktivität erfüllt, fand vor Kurzem eine vom Bauförderverein St. Martin veranstaltete öffentliche Kirchenführung statt. Karl Hermann gab hierbei viele interessante Einblicke in die Zeit der Barockisierung der Kirche, ganz besonders unter dem Aspekt des Arbeitens und Schaffens des dort tätigen Künstlers Meinrad von Au.

Dieser war vor 250 Jahren der künstlerische und sachliche Leiter des Umbaus der spätgotischen Kirche in eine Barockkirche. Ihre Umgestaltung zeugt noch heute vom Geschmack und auch der Religiosität der damaligen Zeit.

Auf der zweiten Empore kommen die Teilnehmer der Kirchenführung den Fresken in St. Martin am nächsten.
Auf der zweiten Empore kommen die Teilnehmer der Kirchenführung den Fresken in St. Martin am nächsten.

Vermutlich stehe St. Martin auf einem Kirchplatz, der bereits im 8. Jahrhundert von den Franken für eine Kirche genutzt wurde. 1526 wurde dann unter den Grafen von Zimmern ein größerer Neubau in Form einer spätgotischen Kirche errichtet, welche im Zeitraum von 1769 bis 1773 umgebaut und barockisiert wurde. Maßgeblich hieran beteiligt waren die Fürsten von Fürstenberg, die Patronatsherren des Meßkircher Schlosses. Die jüngste Renovierung des Kircheninnenraumes fand 2019/20 statt. Hierzu hatte der Bauförderverein einen Katalog mit allen Gemälden, Skulpturen, Altären, Putten und allen Zwickelbildern erstellt, erinnerten sich Hans-Peter Bickel und Klaus Löffler im Gespräch.

Karl Hermann hatte die Führung mit sehr vielen Details versehen, so erklärte er auch ausführlich die Entstehung der Fresken, welche in einer speziellen Technik im Nassen und „hurtig“, wie er den interessiert lauschenden Zuhörern erklärte, malen musste, bevor der vorbereitete Bereich trocken war.

Er erinnerte die Besucher daran, wie viel Vorarbeit überhaupt von Nöten war, bis der Künstler überhaupt zum Malen kam. Was heutzutage mit künstlicher Intelligenz, Computertechnik und Datentransfer in Sekundenschnelle erledigt, entworfen und versandt werden kann, war damals eine Sache von Tagen, Wochen oder Monaten. „Der Künstler musste ja überhaupt erst einen künstlerischen Entwurf zeichnen, circa im heutigen Format DIN A3. Zuerst wurde dieser mit Bleigriffeln gezeichnet, dann nachgefahren und am Ende, um räumliche Tiefen zu erzeugen, mit Aquarellfarben ausgestaltet“, so Hermann. Gerüste wurden mit Brettern und Seilen auch in große Höhe von Hand aufgebaut und die Baumaterialien mussten von den Landwirten seinerzeit unentgeltlich angeliefert werden.

Die Besucher der Führung waren begeistert von den vielen Hintergrundinformationen, so auch Klaus Ehrenmann aus Rengestweiler der ebenso wie Gerhard Löffler, ebenfalls aus Rengetsweiler. Am Ende der Führung gab es die Möglichkeit seine Freude über den lehrreichen Nachmittag mit einem Applaus oder anerkennenden Worten an den Referenten oder einer kleinen Spende für die neue Orgel auszudrücken. Für diese Anschaffung sind bereits weitere Aktionen geplant.