„Wunderbar geschaffen“, aus dem Psalm 139 entlehnt, lautete das Motto des diesjährigen ökumenischen Weltgebetstags.

Ein Globus als Symbol für die von Frauen getragene weltumspannende Aktion des Weltgebetstages.
Ein Globus als Symbol für die von Frauen getragene weltumspannende Aktion des Weltgebetstages. | Bild: Susanne Grimm

Diesen mitzufeiern, dazu hatte die evangelische Kirchengemeinde Menschen aller christlichen Glaubensrichtungen in ihren Paul-Gerhard-Saal eingeladen.

Die Schattenseiten des Inselparadieses

Sie ist mit Leib und Seele dabei – Pfarrerin Anja Kunkel von der evangelischen Kirchengemeinde.
Sie ist mit Leib und Seele dabei – Pfarrerin Anja Kunkel von der evangelischen Kirchengemeinde. | Bild: Susanne Grimm

Die Frauen (und auch ein paar Männer!) um Meßkirchs Pfarrerin Anja Kunkel haben die Gäste mitgenommen auf die weite Reise zu den Cookinseln, einen kleinen Staat mitten in den Weiten des pazifischen Ozeans, bestehend aus 15 Inseln mit einer Gesamtgröße von 237 Quadratkilometern. Dabei ging es den Akteurinnen darum, nicht nur die Schönheit dieser Inselwelt aufzuzeigen, sondern auch die Schatten des Paradieses wahrzunehmen. Denn das Paradies ist bedroht. Das machte der Pazifik höchstselbst klar, der sich, verkörpert durch Christine Marx, in all seinen Facetten vorstellte.

Versuchskaninchen der Mächtigen

Zu den traurigen Superlativen des „Big blue body“, wie der Pazifik auch genannt wird, gehören jene Inseln, auf denen in den 1950er Jahren Atombombentests durchgeführt wurden. „Bis heute sind manche der Inseln unbewohnbar“, beklagte sich der „Friedliche“, benannt nach dem Weltumsegler Magellan, der das Meer wegen seines ruhigen Wassers „el pacifico“ genannt hatte. „Bis heute“, so der Friedliche, „fürchten die Menschen meiner Inseln, Versuchskaninchen und ein Spielball der Mächtigen zu sein“. Denn am Grund des Pazifiks befinden sich Mineralien wie Manganknollen. „Tiefseeabbau bedeutet für meine geheimnisvollen Tiefen grelles Licht, Lärm, Umwälzungen, Verletzungen und unabsehbare Kettenreaktionen“, zählte Christine Marx im Namen des Meeres auf. Auch in der Maori-Sprache gibt es ein Sprichwort, das so viel heißt wie „wir sitzen alle im selben Boot“ – „He waka eke noa“ Deshalb, so das Meer, „lasst uns achtsam miteinander umgehen!“

Sprecherinnen schildern das Leben der Menschen

Im Verlauf des einzigartigen Gottesdienstes kamen auch Frauen der Cookinseln zu Wort, deren Lebensgeschichten von den Sprecherinnen Uli Löffler, Christine Marx und Birgit Steffeck einfühlsam vorgetragen wurden. Barbara Hermann gewährte mit einer Bilderpräsentation tiefe Einblicke in das etwa 15.000 Einwohner umfassende „Paradies“ mit Schattenseiten. Beginnend mit der bis heute nachwirkenden Missions- und Kolonialgeschichte über die aktuellen Bedrohungen mit Zyklonen und Überflutungen bis hin zum Drängen der Industrienationen, die reichen Bodenschätze am Meeresgrund zum Abbau freizugeben. Dazu kommen gesellschaftliche Probleme wie häusliche Gewalt und die weitverbreitete Fettleibigkeit mit dem weltweit höchsten Body-Mass-Index.

Rückkehr zu Maori-Traditionen

Was den Glauben anbelangt, hat das Christentum auf den Cookinseln eine hohe Akzeptanz und werde wie selbstverständlich praktiziert. Und das, obwohl Missionare einst die Kultur der einheimischen Maori unterdrückten, selbst ihre Muttersprache durfte nicht gesprochen werden. Heute seien die Menschen stolz auf ihre eigene Kultur. Maori-Worte und – Lieder prägen die Liturgie und erzählen vom Selbstbewusstsein und Lebensgefühl auf den Cookinseln. Mit „Kia orana“ werde man dort begrüßt, was viel mehr sei, als ein „Hallo“, benannte Barbara Hermann die Bedeutung: „Ein gutes und erfülltes Leben wünsche ich dir“.

Teilnehmerinnen kochen landestypische Speisen nach

Mit Gebeten, Meditation, Liedern und vielen Information sind die Besucher – überwiegend Frauen – bei diesem Weltgebetstag in Meßkirch beschenkt worden.

Ein Maori-Tanz der Cookinsulanerinnen begeisterte die Besucher.
Ein Maori-Tanz der Cookinsulanerinnen begeisterte die Besucher. | Bild: Susanne Grimm

Selbst ein Maori-Tanz gehörte dazu, an dem alle Anwesenden mitwirkten. Selbstverständlich gehörte auch das gemeinsame Speisen dazu. Etliche Frauen hatten landestypische Rezepte der Cook-Inseln nachgekocht wie „Sapa sui“, einen Salat mit Glasnudeln, Gemüse, Pilze und Hähnchenfleisch in einer Marinade aus Sojasoße, Chilischoten, Knoblauch und Ingwer.

Besucherinnen hatten Speisen von den Cook-Inseln nachgekocht und das Essen mundete den Teilnehmern des Weltgebetstages in Meßkirch.
Besucherinnen hatten Speisen von den Cook-Inseln nachgekocht und das Essen mundete den Teilnehmern des Weltgebetstages in Meßkirch. | Bild: Susanne Grimm

Das Motto „Wunderbar geschaffen“ zog sich durch den ganzen Abend und bezog jeden Menschen unabhängig von seinen Ansichten ein, mit der Hoffnung im Hintergrund, dass alles irgendwie seinen Sinn hat und haben muss.