Nachdem Corona, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und der Preisanstieg für Roh- und Baustoffe der Bautätigkeit einen Dämpfer verpasst hatten, zieht die Nachfrage in der Gemeinde Sauldorf nach Baugrundstücken wieder an, hat Bürgermeister Severin Rommeler festgestellt. Auch er und seine Frau bauen aktuell in Sauldorf ein Mehrfamilienhaus mit zwei Wohneinheiten und hoffen auf einen Einzugstermin in diesem Sommer.
Steine, OSB-Platten, Gipskarton, Zement, Styropor, Mineralwolle und andere konventionelle Baustoffe sind auf der Baustelle der Rommelers nicht zu sehen. Stattdessen viel Holz, Big Packs mit Lehm und Schilfmatten. Das Paar hat sich nämlich für die Verwendung althergebrachter Baustoffe entschieden. „Wir hätten das Bauernhaus, das früher an der Stelle stand, gerne saniert, doch bei jeder Wand, die wir geöffnet haben, wartete die nächste Überraschung, und somit haben wir uns 2022 für eine Demontage entschieden. Wir mussten reichlich Abfallgebühren bezahlen, denn gerade Verbundstoffe sind nur schwierig bis gar nicht zu recyceln.“ Einen Teil der nutzbaren Dielen und Balken hat das Paar im Neubau wieder eingebaut. Geht es nach Rommeler, soll der Neubau möglichst klimaneutral und kreislauffähig realisiert werden. „Wir wollen keinen Sondermüll produzieren, sondern nach Möglichkeit nur recyclingfähige Produkte verbauen.“
Moderne Architektur, althergebrachte Baustoffe
Weil Severin Rommeler vor seinem Studium eine Zimmermann-Ausbildung gemacht hat, kann er beim Hausbau tatkräftig anpacken. Noch während seiner Tätigkeit als Zimmermann hat der 28-Jährige eine Fortbildung besucht, die sich mit dem Holz-Stroh-Lehmbau befasst hat. „Ich habe mich viel damit auseinandergesetzt. In unseren Breitengraden liegt es unter dem Aspekt des standortangepassten Bauens sogar nahe, mit diesen Naturmaterialien zu bauen“, findet Rommeler und erinnert daran, dass in der Gemeinde Sauldorf früher mehrere Lehmgruben in Betrieb waren. Für ihn war klar: Sollte er je selbst bauen, dann nachhaltig, langlebig und mit überwiegend kompostierbaren Baustoffen. Dies geschehe nicht aus einer politischen Ideologie heraus, sondern, weil es schlichtweg sinnvoll sei. „Ich will keiner Baufamilie vorschreiben, wie sie zu bauen hat, oder Bauprodukte verteufeln. Das kann jeder frei entscheiden. Es gibt ein breites Spektrum an Möglichkeiten und Alternativen.“
Gesundes Wohnklima
Während die Preise für Baustoffe, die energieaufwendig hergestellt werden, um das Jahr 2022 durch die Decke gingen, hatte das Ehepaar Rommeler noch Glück. Holz und Stroh, beides nachwachsende Rohstoffe, stammen aus der Umgebung. „Das Stroh haben wir zum Beispiel aus Gammertingen bezogen.“ Für die Wände sind die gepressten Strohballen 40 Zentimeter dick. „Stroh speichert im Winter Wärme, im Sommer hält es die Räume kühl“, erklärt der 28-Jährige. Vom Lehmputz ist er genauso begeistert. „Lehm nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab, sodass stets ein ideales Raumklima herrscht.“
Naturbaustoff aus Holzfasern
Die Strohdämmung befindet sich in einem Holzrahmen, obenauf kommt eine Lehmschicht, die Versorgungskabel werden eingeputzt und auf ein Glasgewebe kommt schließlich der Oberputz. „Statt eines Glasgewebes wäre auch ein recyclefähiges Hanfgewebe denkbar gewesen“, so der Bauherr und fügt hinzu: „Es gibt konventionelle Produkte, auf die man nicht verzichten kann, zum Beispiel auf Klebebänder für die luftdichte Abdichtung. Man fuchst sich im Laufe der Zeit in die Thematik rein. So habe ich entdeckt, dass sich in nicht feuchten Bereichen statt klassischem Bauklebeband auch papierbasierte Klebebänder verwenden lassen.“ Im Sockelbereich habe auch er XPS-Dämmstoff benutzt, weil es in diesem Bereich Sinn ergebe. Auf der restlichen Fassade kommen Holzweichfaserplatten zum Einsatz. Holzweichfaserplatten zählen zu den Naturbaustoffen, sie sind aus den Fasern von Nadelhölzern hergestellt. Außen erhält das Haus eine Holzverschalung und einen Kalkputz.
Klärgrube umgenutzt
Das Ziegeldach ist ebenfalls mit Strohballen gedämmt. Auf dem Dach des KfW40-Hauses ist eine Photovoltaik-Anlage installiert, die alte Drei-Kammern-Klärgrube des Bauernhauses wurde zur Zisterne umfunktioniert. Sie fasst 15 Kubikmeter Wasser, womit die Toiletten gespült werden können. Die Wohnräume erhalten Holzböden aus einheimischer Tanne, Douglasie und Eiche.
Während viele bei ungesunden Ausdünstungen und Wohngiften primär Lösemittel in Farben, Weichmacher, Kleb- und Verbundstoffe im Sinn haben, gibt Rommeler zu bedenken: „Was auch sehr ungesund sein kann, sind Reinigungsmittel.“ Wer es also auch nach dem Einzug ernst meint mit Wohngesundheit, sollte konsequenterweise zu ökologischen Wasch- und Putzmitteln greifen.
Baugebiete in der Gemeinde
Zurzeit sind in den Wohnbaugebieten in der Gemeinde Sauldorf noch Grundstücke zu haben. In Sauldorf sind es rund zehn Bauplätze, in Rast drei, in Bietingen und Boll jeweils zwei. Der Quadratmeterpreis variiert zwischen 82 und 115 Euro (erschlossen). Es gibt zudem in Sauldorf und Krumbach Gewerbegebiete, in denen noch Flächen frei sind. Der Preis pro Quadratmeter liegt hier bei 50 Euro (erschlossen). Auf der Homepage www.sauldorf.de sind die Bebauungspläne einsehbar.