Die Corona-Pandemie brachte Vieles zum Stillstand – auch das Jahresprogramm der Ortsgruppe Meßkirch des Schwäbischen Albvereins. Gemeinsam zu wandern war aufgrund der Kontaktbeschränkungen lange nicht möglich. Deshalb fand erst am 1. Juli die erste Wertigs-Tour (Werktags-Tour) des Jahres statt. Auf den Spuren der badischen und hohenzollerischen Grenzsteine führte Wanderführer Josef Blender, ein Kenner seiner Heimat Langenhart, die 17-köpfige Wandergruppe.

Badener- und Hohenzollernlied angestimmt

Mit dem Text des Badnerliedes stimmte Josef Blender die Teilnehmer auf das Wanderthema ein und später sangen die Teilnehmer sogar noch das Hohenzollernlied. Blender nahm auch die, durch Heirat von Baden nach Hohenzollern ausgewanderte SÜDKURIER-Mitarbeiterin gerne mit zu dieser Tour im östlichen Teil der Stadt Meßkirch, wie er augenzwinkernd unterstrich. Langenhart selbst zählt rund 240 Einwohner, ist der östliche Ortsteil der Stadt Meßkirch und gehört zum Naturpark Obere Donau.

Bei der ersten Wertigs-Wanderung des Schwäbischen Albvereins Meßkirch ging es entlang der badisch-hohenzollerischen Grenze bei Langenhart.
Bei der ersten Wertigs-Wanderung des Schwäbischen Albvereins Meßkirch ging es entlang der badisch-hohenzollerischen Grenze bei Langenhart. | Bild: Sandra Häusler

„Wir sind sehr froh, dass wir wieder wandern dürfen“, unterstrich Gerhard Teyke, der mit Josef Blender und Helmut Utz aus Kreenheinstetten zum Team der drei Wanderführer der Wertigs-Touren gehört. Auch Josef Blender war motiviert: „Es war einfach wieder toll. Da habe ich schon lange darauf gewartet.“ Von März bis Oktober finden jeweils am ersten Donnerstag im Monat die Wertigs-Touren mit einer Streckenlänge zwischen fünf und sieben Kilometern statt.

Leute treffen und in Bewegung kommen

„Die erste Viertelstunde brauchte ich zum Warmlaufen, dann lief es von selbst“, berichtet Franz Alber. Seit ein bis zwei Jahren wandert er öfters mit seiner Frau Angelika mit. „Nach den harten Pandemie-Regeln ist es eh schön, dass man mal wieder Leute trifft, neben der Bewegung“, hebt Angelika Alber beim späteren Abschluss im Brigelhof hervor.

Die Wanderung führte entlang des Langenharter Grenzweges.
Die Wanderung führte entlang des Langenharter Grenzweges. | Bild: Sandra Häusler

Die Fast-und Neurentner Werner Braun, Hubert Müller und Winfried Schmon, alle drei „Langenharter Stumpen“, wie sie sich selbst bezeichneten, hatten den Heimvorteil genutzt und sich gegenseitig zur Teilnahme motiviert. „Wenn wir Zeit haben, gehen wir mit“, erklärte Hubert Müller. Auch Winfried Schmon genoss die Tour: „Schön, sich mal wieder mit Bekannten zu treffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat und sich mit ihnen auf der Wanderung zu unterhalten.“ Die drei Langenharter kannten viele geschichtliche Hintergründe und einen Teil der Grenzsteine nicht, wie sie berichteten. Mitwanderin Theresia Löchel-Gittel freute sich über die Entdeckung eines Türkenbunds, einer in dieser Region eher selten vorkommende Lilienart, wie die Pflanzenkennerin unterstrich.

Theresia Löchel-Gittel entdeckte auf der Wanderung eine Türkenbundlilie.
Theresia Löchel-Gittel entdeckte auf der Wanderung eine Türkenbundlilie. | Bild: Sandra Häusler

Übrigens, warum die Langenharter als „Stumpen“ bezeichnet werden, klärte Josef Blender ebenfalls auf. Der Spitzname rühre daher, dass vor der ersten Ansiedlung Wald gerodet werden musste, und die Langenharter auch die Stumpen (Baumstümpfe) entfernten.

Viele Erläuterungen zur Geschichte im „Dreiländereck“

Auf dem Grenzweg vom badischen Langenhart zum hohenzollerischen Vilsingen hatten sogar früher ein Schlagbaum und eine Zollstation gestanden, so Blender. Die Bäuerin aus Vilsingen musste hier beispielsweise ihre Eier verzollen. Beim „Dreiländereck“ Gutenstein, Vilsingen und Langenhart, berichtete Josef Blender, dass von 1848 bis 1858 mit der Donautalstraße das romantische Donautal erschlossen wurde und auf der Gemarkung Gutenstein dazu fünf Tunnel in den Fels gesprengt und von Hand herausgeschlagen wurden. Ferner ging Blender mit vielen geschichtlichen Hintergründen und Entwicklungen auf die Inschriften der Landesgrenzsteine „G.B.“ (Großherzogtum Baden), „K.P.“ (Königreich Preußen) und die Inschriften „L.G.“(Landesgrenze) ein. Kreisarchivar Edwin Ernst Weber hatte ihm zu den Grenzsteinen- und Verläufen Unterlagen zur Verfügung gestellt.

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