„Da sah ich und siehe, ein fahles Pferd; und der auf ihm saß, heißt der Tod...“ – Wohl kein anderes Buch der Bibel hat die Christen über viele Jahrhunderte so sehr fasziniert, umgetrieben und beschäftigt wie die Offenbarung des Johannes. Als in der Ordnung letztes Buch unserer Heiligen Schrift zeigt es – gleichsam als Gegenstück zur Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis – wie diese Welt einmal zu Ende geht: Dramatisch und furchteinflößend. Künstler zahlreicher Epochen waren von diesem Buch inspiriert und wählten häufig die vier Reiter der Apokalypse für ihre Darstellungen: Für Krieg, Tod, Teuerung und Seuche stehen sie. Manch einer mag in diesen Tagen in diesen Text schauen und die Frage stellen: Ist das nicht die Gegenwart? Erleben wir nicht gerade jetzt, wie genau diese vier Schrecken über diese Welt ziehen und sie immer mehr zu beherrschen scheinen?
Die Sicht von Dichter Friedrich Hölderlin
In guter Kenntnis der Bibel wählte Friedrich Hölderlin 1803 den Titel „Patmos“ für ein Gedicht. Patmos – diese griechische Insel wird in der Tradition als Entstehungsort der Offenbarung geführt, dort soll der „Seher Johannes“ aufgeschrieben haben, wie die Welt in der „Apokalypse“ (griechisch für „Enthüllung“) zu Ende geht. Hölderlin beschreibt darin in heute nicht leicht zu deutenden Bildern das Auf und Ab des Lebens – das der Dichter ja selbst mit tiefen Dunkelheiten zu bestreiten hatte. Schließlich wendet er sich an den Leser selbst: „Denn eines weiß ich, dass nämlich der Wille des ewigen Vaters viel Dir gilt. Still ist sein Zeichen am donnernden Himmel.“
Trotz Allem Schrecken dieser Welt, den Menschen immer wieder zu erleiden hatten, trotz aller scheinbarer Übermacht von Gier, Zorn, Neid und Gewalt in unserer Zeit: Wir Christen glauben, dass alle Erdenzeit nicht im Karfreitag verharrt. Ja, auch diese ganze Welt wird eines Tages vergehen. Aber das Licht des Ostermorgens, auf dass wir uns auch in dieser Fastenzeit wieder vorbereiten, ist heller als alle quälende Finsternis, überstrahlt letztlich auch das schreiende Unrecht dieser Tage.
Es wird gerade auch viel Gutes geleistet
„Der Wille des ewigen Vaters“ gilt Dir, Du bist niemals alleine: Gerade jetzt gilt es, sich innerlich aufzurichten – es gelingt, wenn wir bewusst dorthin schauen, wo Menschen gerade jetzt so viel Gutes leisten, den Notleidenden ein echter Segen sind, uneigennützig wider den Zeitgeist ihren Mitmenschen ein Segen sind. Dazu noch einmal Hölderlin in „Patmos“: „Nah ist und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“