Inzigkofens Bürgermeister Bernd Gombold hat dem Narrengericht der Meßkircher Katzenzunft zu neuem Glanz verholfen. Er verteidigte sich während des Zunftballs in der Stadthalle glänzend gegen die Anschuldigungen, die Zeremonienmeister Andreas Strobel aufgelistet hatte. Und "Gombi", wie er sich selber mehrfach nannte, gelang es, den Nerv des Publikums zielsicher zu treffen. Er forderte alleine schon deshalb einen Freispruch für sich, weil er seinen "halben Zahltag" in Meßkirch liegen lasse. Detailliert zählte er die Meßkircher Geschäfte auf, in denen er Teile seines Einkommens, den Meßkircher Händlern zukommen lasse. In einem Fall hätte dies am Schmotzigen aber nicht geklappt. Auch Bernd Gombold konnte beim "Katzendreck-König", wie Elisabeth Nabenhauer als Ritter Kuno beim närrischen Frühschoppen den in Meßkirch einschlägig bekannten Konditor bezeichnet hatte, keine fasnachtliche Süßspeise erwerben. Inzigkofens Bürgermeister lief sich während seiner in Reimform verfassten Verteidigungsrede regelrecht warm. Mit einer Bildcollage, die einen athletischen männlichen Körper mit seinem Gesicht zeigte, kokettierte er um die Gunst des Publikums, doch noch vom Nasenschleifen verschont zu werden. Auch dass eine Miss Germany aus seiner Gemeinde stammt, diente ihm als gelungenes Argument. Um dann zum letzten Schlag in eigener Sache auszuholen: Er ließ sich von Meßkirchs Bürgermeister eine Amtskette als zukünftiger Oberbürgermeister von Inzigkofen umlegen. Als solcher wäre Arne Zwick dann nur noch in der zweiten Reihe zu finden. Schließlich nahm "Gombi" auch noch klassische kommunalpolitische Themen auf die Schippe: die teure Sanierung des Hallenbads, das immer noch leere Industriegebiet vor Heudorf oder die neuen Düngeregeln für städtische Pachtflächen. Gombold punktete und punktete, doch alles nutze nichts. Letztlich konnte keine Gnade vor Recht ergehen, hatte sich "Gombi" doch lautstark dafür ausgesprochen, den Zuschuss für die Kastration von Katzen in seiner Gemeinde nochmals zu erhöhen. Das war für die Fans der Meßkircher Katzenzunft dann doch zuviel. "Gombis" nochmalige Forderung, freigesprochen zu werden und die Zunft solle deshalb Freibier fürs Publikum im Saal springen lassen, stach nicht mehr. Das Quartett der Nasenschleifer schritt zur Tat. Die danach geschwärzte Nase konnte Bernd Gombold aber mit Stolz tragen. Er konnte den hohen Erwartungen, die es im Vorfeld wegen seines Auftritts gegeben hatte, genügen. Er ist eben durch seine zahlreichen Theaterstücke, die er bereits verfasst hat, gut geschult, was die mögliche Wirkung beim Publikum anlangt.

Ilona Boos wurde während des Zunftballs in der Stadthalle als Narrenmutter mit Narrenvater Bernd Schank (re.) närrisch getraut.
Ilona Boos wurde während des Zunftballs in der Stadthalle als Narrenmutter mit Narrenvater Bernd Schank (re.) närrisch getraut. | Bild: Günther Brender

Einen deutlichen Akzent setzte auch Ilona Boos als neue Narrenmutter beim Zunftball. Sie redete den Katzenräten sehr deutlich ins Gewissen, was folgen müsse, da jetzt Frauen dem Katzenrat angehören. Die Rotkittel sollten sich überlegen, wie Katzenrätinnen kleidungstechnisch ausgestattet werden. Als mögliche Anleitung hatte sie sich ihr Kleid als Narrenmutter in lila und rot gestalten lassen.

Die Altnarrenmütter traten beim Zunftball in der Meßkircher Stadthalle unter dem Motto "Alice im Wunderland" auf.
Die Altnarrenmütter traten beim Zunftball in der Meßkircher Stadthalle unter dem Motto "Alice im Wunderland" auf. | Bild: Günther Brender

In äußerst aufwendigen Kostümen hatten die Altnarrenmütter Ilona Boos in ihrer neuen Rolle begrüßt. Sie stellten beeindruckend Figuren aus "Alice im Wunderland" dar.

Als Cheerleader und Eishockey-Spieler zeigten die Mitglieder der Fledermaus-Gilde beim Meßkircher Zunftball eine bunte Show.
Als Cheerleader und Eishockey-Spieler zeigten die Mitglieder der Fledermaus-Gilde beim Meßkircher Zunftball eine bunte Show. | Bild: Günther Brender

In insgesamt drei Auftritten zeigten Gruppen der Zunft, was tänzerisch in ihnen steckt. Und die Katzenräte erprobten sich als Skiflugasse.

Was die Meßkircher Narren bewegt

Den Menschen den Spiegel vorzuhalten, ist die vornehme Aufgabe der Narren. Einige Themen bewegen offensichtlich viele Narren in Meßkirch. Daneben gab es einige interessante Akzente während der bisherigen Fasnet:

Dass die Stadt plant, die Hauptstraße mit dem Konzept einer Manufakturgasse aufzuwerten, glossierten beispielsweise die Redner des närrischen Frühschoppens mehrfach. Und auch die neuen Düngeregeln für städtische Pachtflächen gehörten zum Pflichtprogramm der Narren. Neun närrische Akteure waren während des Frühschoppens aufgetreten und damit deutlich mehr als in jüngster Vergangenheit. Markus Herz machte dabei die 50 000 Euro, die die Stadt ausgeben will, um Ärzte nach Meßkirch zu locken, zu seinem Thema. Es solle doch besser mit verbilligten Bauplätzen geworben werden, so sein Vorschlag beim Frühschoppen. Roland Schank packte das Verwirrspiel um einen Bauplatz für einen neuen Kindergarten in seinen Auftritt als kiffender Hippie. Er wie auch Hans-Jörg Kraus beschäftigten sich in diesem Zusammenhang mit dem Thema Eltern-Taxis. Dieses Problem sei ja jetzt am neuen Standort beim Gymnasium gelöst – hier könnte ja auch noch ein Hubschrauber-Landeplatz gebaut werden, so Kraus. "Eine saumäßig alte Großbaustelle" – der Campus Galli durfte im Vortrag von Dieter Jung nicht fehlen. Und auch Manne Haug, der der ungekrönte Star des Frühschoppens war, hatte eine witzige Pointe für den Campus parat. Schließlich galt Dieter Jungs Augenmerk der zurückliegenden Bürgermeisterwahl, um dann noch dem Katzenrat eine mitzugeben, der es jetzt endlich geschafft hätte, Frauen in seine Reihen aufzunehmen.

Als Ritter Kuno hatte Elisabeth Nabenhauer beim Frühshoppen auch die Bundes- wie die Europapolitik ins Visier genommen. Die Mitglieder der AfD bezeichnete sie als Brandstifter. Daneben hinterfragt sie, ob deutsche Bundespolitiker noch als Vorbilder dienen könnten. Gemeinsam mit Hans-Jörg Kraus hatte sie sich mit der Kriminalität in der Stadt auseinandergesetzt. Und Kraus glossierte auch den gescheiterten Versuch von Bürgermeister Zwick, vom Kreis einen Blitzer in Leitishofen zu fordern.