Welche künftigen Herausforderungen sehen Sie als neuer Zunftmeister für die Meßkircher Katzenzunft?

Holger Schank
Holger Schank | Bild: Günther Brender

Heute ist die Fasnet in Meßkirch noch gut verankert in der Bevölkerung. Aber wer nicht mit einem Brauchtum aufgewachsen ist, egal ob Fasnet oder Fronleichnam oder was auch immer, der wird das Brauchtum vermutlich nicht weitertragen an seine Kinder. Es sei denn, es gelingt uns, das Brauchtum auch für neue Bürger so attraktiv zu machen, dass sie sich damit in ihrer neuen Heimat identifizieren. Sonst ist die Fasnet in ein paar Jahren noch ein Fest wie jedes andere Vereinsfest und nicht, wie heute noch, ein lebendiges Brauchtum, dass eine ganze Stadt fröhlich lahmlegt.

Wie gelingt es Ihnen, Nachwuchs für die Zunft zu gewinnen?

Ich meine, es geht oft schief, „die Jungen“ mit irgendwelchen speziellen Ansprachen und Angeboten zu locken. Meist kommt das altväterlich peinlich rüber und schreckt Junge eher ab. Eines der allerwichtigsten Eigenschaften der Fasnet ist, dass Alt und Jung gemeinsam feiern – deshalb muss die Fasnet so sein, dass sie für alle gleichzeitig attraktiv ist. Die Alten müssen auch mal ertragen, dass die Musik lauter ist und die Jungen müssen ertragen, dass der Zunftball keine DJ-Party ist. Das Miteinander sollte der Star sein und nicht die Musik.

Ist das Thema Fasnet unter Meßkircher Jugendlichen überhaupt hipp? Müsste die Zunft ihre Angebote für dieses Altersspektrum ändern?

Wenn wir immer wüssten, was hipp ist und für wen, dann wär’s ja einfach. Ich weiß nicht, was für 20-Jährige hipp ist. Dieses Jahr kam ich durch Zufall mit zwei unserer jüngeren Fledermäuse ins Gespräch und die Mädels machten spontan Vorschläge, wie man den Zunftball für Junge attraktiver machen kann. Die Mädels haben uns nicht nur kritisiert und, völlig zu Recht, gesagt was wir falsch machen, sondern haben auch gleich angeboten, die Änderungsvorschläge selbst und konkret umzusetzen. Es gab im Katzenrat zwar auch leichte Bedenken – aber wir haben letztlich einstimmig gesagt: Macht das, ihr habt unsere volle Unterstützung.

Gibt es noch genügend Schnurrer?

Nein – gar nicht! Das ist eines der wichtigsten Themen, dem sich vor allem die vier neuen Katzenräte angenommen haben. Dazu wird es am Freitag, 8. Februar, eine Veranstaltung der „Narrakademie“ geben, in der erst einmal berichtet wird, was das Schnurren war und wieder sein könnte. Und wir sind dabei, aktiv mit Wirtsleuten und potenziellen Schnurrern zu sprechen, um auch am Sonntag wieder die Wirtschaften voll zu haben.

Wie erleben Sie die Fasnet im Städtle?

Ich bin immer noch in vielen Momenten gerührt und begeistert, wie wichtig die Fasnet bei uns noch ist. Wenn 80-jährige Damen am Dreikönigstag, wo ja noch kein Fasnetstrubel herrscht, zu ihrem gewöhnlichen Sonntagsbesuch im Kaffeehaus extra den Meisterorden der Katzenzunft umhängen, dann kommen wir fast die Tränen. Oder wenn, was ich selbst schon mehrfach erlebt habe, mitten im Sommer im Aldi ein kleines Kind zu seiner Mutter flüstert: „Gugg mal, da drüben ist der Letzkopf“ – dann rührt mich das und zeigt mir, dass wir noch gut aufgestellt sind mit der Fasnet in Meßkirch.

Welche Auflagen zum Thema Sicherheit gibt es seitens der Stadt für die Straßenfasnet? Und: Ist Konfetti verboten?

Bezüglich Auflagen sind wir in Meßkirch in der glücklichen Lage, dass unser Schultes immer ein offenes Ohr hat und tut was er kann, den Vereinen das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Viele Auflagen, die der Gesetzgeber aufstellt, machen ja durchaus Sinn und werden von verantwortungsvollen Narren sowieso beachtet, ohne dass wir dafür einen Amtsmann bräuchten. Probleme machen uns oft nicht die Gesetze, sondern die Menschen, die die Gesetze überexekutieren. Vergangenes Jahr zum Beispiel haben wir unseren Umzugsweg leicht verändert und das extra mit dem Ordnungsamt, der Polizei und dem Bauhof im Vorfeld abgesprochen und alle fanden die Lösung prima. Und dann kam eine Ablehnung aus Sigmaringen ohne jede Begründung und ohne jede Ortskenntnis. So was kann einen tatsächlich um den Verstand bringen. Und zum Konfetti: Ist noch nicht verboten, aber einfach nur eine völlig unnötige Sauerei.

Welche Probleme stellen sich durch die Datenschutzgrundverordnung?

Die Datenschutzgrundverordnung ist toll für uns – sie hat keines ihrer hehren Ziele erreicht, aber jeder Bürger muss an allen möglichen Stellen durch das neue Gesetz nun völlig irrsinnige Unterschriften leisten und jeder schimpft völlig zu Recht auf die Politik, die uns solchen Unsinn beschert. Was Besseres kann einem Narren ja gar nicht passieren, als dass die Politik sich selbst lächerlich macht.

Soll das Konzept der Zunft für die Saalfasnet beibehalten werden?

Leider ist die Saalfasnet in Meßkirch ja nur noch der Zunftball und alle zwei Jahre der Frauenrabatz und der Kolpingball. Das bedauere ich sehr – früher gab’s Vereinsbälle, Hausbälle in den Wirtschaften, Stadtteilbälle. Vieles davon ist schleichend eingeschlafen. Und wenn wir nicht aufpassen, machen wir den Zunftball irgendwann auch nur noch im Martinssaal. Dessen sind wir uns aber bewusst und wir versuchen den Zunftball attraktiver zu machen. Das ist nicht leicht und wir werden dabei vielleicht auch alte Zöpfe abschneiden, die nicht jedem gefallen. Wir müssen dabei den Spagat schaffen zwischen Tradition und der Anpassung an die veränderte Welt. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre das ein weiterer großer Fasnetsball mit tollem Programm, bei dem der Zunftmeister und der Katzenrat einfach nur als Gäste da sein dürfen – so wie beim Kolpingball. Das wäre ein Traum.

Wem wird dieses Jahr die Nase geschliffen und warum?

Ich bin nicht sicher, ob wir das Nasenschleifen dieses Jahr ordnungsgemäß durchführen können. Der Angeklagte, Bernd Gombold, Dorfschultes und Autor von Dorfschwänken aus Inzigkofen, hat schon gebettelt, ihn laufen zu lassen.

Auf was freuen Sie sich während der Fasnet ganz besonders?

Bisher war mein persönlicher Höhepunkt der Meßkircher Fasnet der Narrenfrühschoppen am Schmotzigen Dunnstig. Dieses Jahr wäre der Höhepunkt für mich, wenn ich am Aschermittwoch dem SÜDKURIER sagen könnte: Wir hatten eine fröhliche und friedliche Fasnet, keiner wurde verletzt, nichts ist kaputt gegangen, es gab keine Streitigkeiten und Ausfälle.

Fragen: Manfred Dieterle-Jöchle