Wie schon bei der Veranstaltung der Narr-Akademie der Katzenzunft Meßkirch zu hören war, hat das fasnachtliche Schnurren in den Lokalen eine jahrzehntelange Tradition, in Meßkirch ebenso wie im gesamten schwäbisch-allemannischen Raum.
Katzenzunft soll auf Schnurren zurückgehen
Die Gründung der Katzenzunft soll sogar auf diesen Brauch zurückgehen. Damals verkleideten sich die Akteure, um vollkommen anonym von Gaststätte zu Gaststätte zu ziehen und die Leute mit lokalen Pointen zu unterhalten. Wie dies in den 1950er und 1960er Jahren vonstatten ging, berichten die Vollblut-Fasnachter Franz Frick und Rita Moser. Dass das neue Schnurren ganz anders abläuft, aber ebenso viel Spaß macht, erzählen Ilona Boos und Sabrina Matheis von den Firlefanz-Frauen.

Rita Moser war eine der "Schühle-Weiber"
Ab ungefähr 1960 begannen die Angestellten des Bekleidungsgeschäfts Schühle in Meßkirch, als Schnurrer-Gruppe loszuziehen, erzählt Rita Moser. „Wir wurden damals die Schühle-Weiber genannt“, berichtet sie amüsiert. Da sie im Laden miteinander arbeiteten, konnten sie zwischendurch ihre Ideen austauschen, nach denen sie ihre Accessoires bastelten und die Kostüme nähten.
Bei der Arbeit sammelten sie Ideen
Angeregt durch Kinderbuch-Klassiker, verkleideten sie sich im Jahr 1961 als Struwwelpeter und zwei Jahre später als gestiefelte Kater. Für diese Kostümierung erhielten sie sogar den zweiten Preis beim Zunftball, der mit einem Geschenk von 25 Mark verbunden war. Friseur Hahn übernahm damals das Schminken der Frauen, zu denen neben Rita Moser auch Gerda Lohr, Christa Jehle, Monika Fuchs und Margarethe Kramer gehörten.

"Anstrengend, sich so zu verstellen, dass man nicht enttarnt wird"
Zogen die Frauen anonym los, dann erzählten sie den Narren meist etwas Persönliches. „Man hat immer etwas von den Leuten gewusst“, erklärt Rita Moser. Wenn sie als Kräuterweiblein zum Schnurren gegangen sei, habe sie einen Korb mit Gemüse und Kräutern dabei gehabt. Die waren Anlass für das Gespräch. Wie alle Schnurrer bestätigen, sei es unglaublich anstrengend, den gesamten Abend über die Stimme zu verstellen, damit niemand die wahre Identität hinter der Maske enttarnt.

Ganz professionell agierte auch die Schnurrer-Gruppe von Franz Frick. „Wir wollten mit aller Gewalt unerkannt bleiben.“ Dafür hätten sie nicht nur die Stimme verstellt, sondern sich ein anderes Gehabe angeeignet.
Alle mit Stöckchen am Zeigefinger
Als sie als Dominos unterwegs waren, als schwarzer Clown mit weißen Knöpfen und einer Larve, sei auch Altnarrenmutter Liesel Frei mit dabei gewesen. Das Problem sei gewesen, dass jeder sie trotz Verkleidung an ihrem steifen Zeigefinger hätte erkennen können. Damit dies nicht passierte, habe sich die gesamte Gruppe mit einem Stöckchen den Zeigefinger versteift.
Nicht durch Stimme oder Geste verraten
„Wir mussten uns immer konzentrieren, damit uns all die Geschichten zu den Leuten einfielen, die wir das Jahr über gesammelt hatten, und dass wir uns nicht durch die Stimme oder eine Geste verraten“, beschreibt Franz Frick das Schnurren. Meist seien sie zu dritt in ein Lokal gegangen und jeder habe sich einen Tisch ausgesucht. „Die Leute haben darauf gewartet, dass man sie anspricht“, erzählt der langjährige Katzenrat.
Um Mitternacht hätten sie die Maske ablegen müssen
Und es sei eine heimliche Freude gewesen, wenn sich die Narren gewundert hätten, was die Schnurrer alles wussten. „Wir waren nie beleidigend“, versichert er, es habe allen immer sehr viel Spaß gemacht. „Wir sind schon mal abends um 9 Uhr in die Ratsstube gegangen und haben gedacht, dass wir ungefähr um 10 Uhr wieder draußen sind“, erzählt Frick. Dann sei es fast 12 Uhr geworden und absolut heikel, denn um Mitternacht mussten die Schnurrer, die die Gasthäuser noch nicht verlassen hatten, ihre Masken ablegen.
Später als "Franz und Franz" unterwegs
Später zog Franz Frick mit Franz Vogler als „Franz und Franz“ los – nicht mehr anonym, aber immer noch mit dem lokalen Geschehen des gesamten Jahres im Kopf. „Das haben wir richtig eingeübt“, erzählt Frick. Aber es sei auch viel Spontaneität im Spiel gewesen. „Wir waren nur insofern die Verlierer, weil wir von den anderen Schnurrern nichts mitbekamen."
Doch die Fasnet habe sich gewandelt. Während das Publikum früher eher bekannt war, könne man sich heute nichts Inhaltliches vornehmen. Man wisse nicht, wen man antreffe. Wenn man die Leute nicht kenne, lasse sich darüber hinaus nicht abschätzen, wie weit man mit dem Spaß gehen könne.
Heute meist Musikgruppen oder größere Gemeinschaften
Es sind in Meßkirch am Rosenmontag-Abend zwar immer noch Schnurrer-Gruppen unterwegs, aber sie haben nichts mehr mit den Schnurrern der 50er und 60er Jahre gemein, außer das Vergnügen und das Aufgreifen lokaler Ereignisse. Meist sind es Musikgruppen oder größere Gemeinschaften, die durch etwa sieben, acht Lokale ziehen.
Der Thermomix als Schnurrer-Thema

Die Firlefanz-Frauen sind schon seit acht Jahren unterwegs beim Schnurren und lassen sich immer etwas zu Themen einfallen, die in Meßkirch von Interesse sind, wie die Sprengung des Rohrdorfer Sendemasten, oder Dinge, von denen viele sprechen, wie der Thermomix. Wie sie dazu kamen, zusammen zur Fasnacht zu gehen? „Wir sind halt alle närrisch“, lacht Ilona Boos. „Die Ideen entwickeln sich bei uns über das Jahr“, erzählt Sabrina Matheis.
Anfangs noch zäh, dann gibt's viel zu lachen
Das erste Treffen sei meistens noch zäh, dann aber fange es schnell an zu laufen. „Eins ergibt dann das andere“, beschreibt sie. Und es gebe bereits vorab viel zu lachen unter den Frauen, bis alles perfekt geplant ist. Jede beginnt zu Hause zu dichten und per WhatsApp erreichen die Reime alle.
Fester Kern an Frauen dabei
Sie haben keine Probleme, genügend Frauen für den Auftritt zu finden. Ein fester Kern sei immer dabei. Auch mit dem Publikum sind sie sehr zufrieden. „Wir haben den Eindruck, dass sich alle freuen, wenn wir kommen“, erzählt Ilona Boos, denn die Leute werden ruhig und hören zu. Zwei Abende loszuziehen, wäre machbar für die Firlefanz-Frauen. Der Rosenmontag sei insofern geeignet, da die Wirtschaften an diesem Abend immer gut besucht seien und die Stadt belebt ist. Was sie schon jetzt verraten: Dieses Jahr haben sie sich wieder ein Meßkirch-Thema ausgesucht.
Schnurren an zwei Tagen
Um dem historisch wertvollen Schnurren wieder etwas Aufwind zu geben, möchte die Katzenzunft Meßkirch den Fasnachtssonntag als weiteren Schnurrtag neu beleben, ohne den Montag kaputt zu machen. Der Sonntag soll der eher ruhigere Schnurrabend für verdeckte, ruhige oder kleine Schnurrgruppen sein – der Montag für die umherziehenden Musik- und größeren Schnurrgruppen.
Am Sonntag organisiert die Zunft feste Anlaufstellen, für die sie drei Gaststätten gewinnen konnte, die sich für Schnurrer besonders anbieten. Dort sorgen kleine Tanzkapelle für unterhaltsame Pausen zwischen den Schnurrgruppen: Im Hotel "Adler – Alte Post" unterhält der Rohrdorfer Narrenmusikant Klaus Mühlhauser mit seiner Quetschkommode die Gäste, in der Pizzeria "Krokodil" tritt das Schlager- und Oldie-Duo Peter Maucher und Reinhold Strehl auf und in der Pizzeria "Etna" spielt der Alleinunterhalter Alfredo. Der Eintritt ist frei.