„Schultes, gib den Schlüssel her“, hieß es am Schmotzigen Dunnschdig in Richtung von Bürgermeister Arne Zwick. Dieser blickte vom Rathausbalkon trotz Corona auf ein gut gefülltes Marktbrückle: Die Narren wollten, nachdem sie am frühen Morgen in kleiner Abordnung die Schulen, Kindergärten und Altenheime befreit hatten, nun auch ins Rathaus stürmen. Mit dabei hatten sie den Kolpingsfanfarenzug. Bürgermeister Zwick ließ sich natürlich etwas bitten und verteidigte sich auf dem Rathausbalkon ein wenig dürftig mit seinem Desinfektionsmittel. Allerdings vergeblich.

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Alles a bissle andersch

Bereits am frühen Morgen hatte die Katzenzunft Hofnarr Petter Letzkopf aus dem Schloss befreit und die Katze aus dem Sack gelassen. Traditionell wird der Hofnarr normalerweise schon im Januar am Letzkopf-Samstag befreit, aber Corona hatte dies verhindert. Also musste die berühmte Symbolfigur länger als gewöhnlich im Schloss verharren. Der Meßkircher Hofnarr ist die Symbolfigur der Meßkircher Fasnet und darf traditionell jeden Schabernack treiben. Nach der Befreiung des Letzkopf folgten Schulen, Kindergärten und Altersheime. Weitgehend mussten die Narren leider draußen bleiben: Kinder, Jugendliche und Senioren schauten sich das Spektakel vom Fenster aus an.

Nur vereinzelt konnten die Kinder bei der Schülerbefreiung vor der Schule „Hoorig-Schreien“. Hier die Grundschule. Die ...
Nur vereinzelt konnten die Kinder bei der Schülerbefreiung vor der Schule „Hoorig-Schreien“. Hier die Grundschule. Die Katzen freuten sich. | Bild: Günther Brender

Freude über Sparfasnet

Das traditionelle Wurstschnappen fiel in diesem Jahr wie angekündigt gänzlich aus. Mit dem Wurstschnappen vor dem Rathaus versorgt der Katzenrat normalerweise die Kinder mit Brötchen und Wurst und symbolisiert so seine Macht.

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Geschäfte blieben überwiegend zu

Das anschließende „Hoorig-Schreien“ fiel ebenfalls weitgehend der Pandemie zum Opfer. Die überwiegende Mehrheit der Geschäftsleute ließ die Türe gestern geschlossen. Trotzdem war die Stimmung ausgelassen und froh: Die Freude war allen Narren ins Gesicht geschrieben.

Die Zimmermansleute stellten den Narrenbaum auf.
Die Zimmermansleute stellten den Narrenbaum auf. | Bild: Julia Lutz

Narrenbaum steht jetzt wieder

Mittags ging es dann mit dem traditionellen Narrenbaumstellen am Marktbrückle weiter. Die Zimmerleute zogen mit dem Narrenbaum zum Marktbrückle und stellten unter Mithilfe von Vermessern und Geometern den bunt geschmückten Narrenbaum. Begleitet wurden sie vom Fanfarenzug und der Stadtkapelle Meßkirch. Der Bereich am Marktbrückle war weiträumig abgesperrt und nur unter 3G-Bedingungen zugänglich. Das Narrenbaumstellen, das schon 1885 stattfanden, lockte auch viele Bürger ins Städtchen. Im Anschluss besuchten einige Zunftmitglieder Alt-Narrenmutter Marianne Plagemann, die gestern ihr Goldenes Narrenmutterjubiläum feierte. Sie wurde in der Fasnet 1972 Narrenmutter. Seit 2020 ist es Sandra Kempf. Wegen der Corona-Krise verzichtete die Zunft auf die Suche nach einer neuen Narrenmutter. Die Nachfolgerin soll die ganze Fasnet miterleben können.

Petter Letzkopf zieht mit den Katzen zum Narrenbaumstellen ein.
Petter Letzkopf zieht mit den Katzen zum Narrenbaumstellen ein. | Bild: Julia Lutz