Inzigkofen/Kreis Sigmaringen Vor sechs Jahren initiierte Erzbischof Stefan Burger den nach eigenen Angaben größten Transformationsprozess für das Erzbistum Freiburg unter dem Schlagwort „Kirche 2030“. Die rückläufige Zahl an Gläubigen und Priestern, dazu Entwicklungen wie Digitalisierung und Globalisierung bedeuten für die katholische Kirche enorme Herausforderungen, die neue Strukturen und Prozesse erfordern.

Immer weniger Katholiken in der Region

Für die Region bedeutet dies, dass aus bisher 73 katholischen Pfarrgemeinden die neue Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“ gebildet wird, in denen noch 58.000 Katholiken leben, rund 12.000 weniger als im Jahr 2012. Diese Zahlen nannte Dekanatsreferent Frank Scheifers, der im Teehaus in Inzigkofen einen Sachstandsbericht zur neuen Pfarrei abgab. Bekanntlich wurde im Oktober 2024 die Gründungsvereinbarung beschlossen, allerdings liegt die Genehmigung durch das Ordinariat noch nicht vor. Das hängt nach Angaben von Scheifers an Beschwerden zu den Pfarreiaufhebungsdekreten, die momentan immer noch geprüft werden.

Leitung der neuen Pfarrei

Das künftige Kernteam der neuen Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“.
Das künftige Kernteam der neuen Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“. | Bild: Volk, Siegfried

Die Leitung der neuen Großeinheit übernimmt der Meßkircher Dekan Stefan Schmid, der am 29. Januar 2026 offiziell ins Amt eingeführt wird, ebenso wie die restlichen Mitglieder des sogenannten Kernteams, zu dem Schmids Stellvertreter Pfarrer Simon Dreher sowie Frank Scheifers als leitender Referent und Andreas Rösch als Pfarreiökonom gehören. Gesucht wird noch ein stellvertretender Ökonom. Unterstützt wird das Kernteam vom künftigen Pfarreirat, der den bisherigen Pfarrgemeinderat ersetzt. Das Gremium soll 35 bis höchstens 40 Mitglieder haben, darunter 24 gewählte Pfarreivertreter. Konkret sollen für die Wahl zum Pfarreirat sogenannte Stimmbezirke in den bisherigen 12 Seelsorgeeinheiten gebildet werden und für jeden Bezirk werden dann zwei Vertreter in den Pfarreirat gewählt. Dazu können weitere Personen als Vertreter dazu gewählt oder von Gremien und Organisationen wie der Caritas entsandt werden. Die Wahl zum Pfarreirat ist am 19.10.25.

Haushaltsentwurf wird bis Herbst erarbeitet

Das Ökonomenduo ist für die wirtschaftlichen Belange verantwortlich, zu dem 280 Gebäude gehören, die sich aktuell im Besitz der Kirchen des Dekanats Sigmaringen-Meßkirch sowie der Kirchengemeinden Schwandorf, Worndorf und Buchheim befinden, die künftig zur Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“ gehören. Es wurde ein Immobilienregister erstellt, in dem auch der bauliche Zustand dokumentiert wurde.

Zitat: Frank Scheifers, ab 1. Oktober leitender Referent der neuen Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“
Zitat: Frank Scheifers, ab 1. Oktober leitender Referent der neuen Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“ | Bild: Volk, Siegfried

Auf die Besucherfrage, wer denn in Zukunft beispielsweise über Sanierungsarbeiten an Kirchen entscheidet, erklärte Frank Scheifers, dass hier der neu zu bildende Pfarreivermögensverwaltungsrat zuständig sein wird, der auch bestehende Stiftungsräte ablöst. Bis zum Herbst soll ein erster Haushaltsentwurf für die Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“ erstellt werden.

14 Pfarrer für Pfarrei geplant

Künftig wird es dann ein zentrales Pfarrbüro in Gorheim geben sowie Außenstellen in den bisherigen Seelsorgeeinheiten. Eine wichtige Rolle spielen künftig die vier sogenannten „Knotenpunkte“ Gammertingen, Meßkirch, Sigmaringen und Pfullendorf. Insgesamt hat das Ordinariat Freiburg der neuen Pfarrei 27 Vollzeitstellen zugestanden, darunter 14 Priester. Die hauptberuflichen Mitarbeitenden wie Pfarrer, Pastoral- und Gemeindereferenten sind auch Ansprechpartner für die Gemeindeteams, die von Ehrenamtlichen gebildet werden. Dabei bleibt es den Verantwortlichen überlassen, ob sie beispielsweise wie die Kirchengemeinde Ostrachtal für die Gesamtgemeinde nur noch ein Gemeindeteam bildet oder bisherige kleinteiligere Strukturen aufrechterhält. „Es hängt einfach davon ab, wie viele Menschen sich ehrenamtlich für unsere Kirche engagieren“, betonte Frank Scheifers, dass es auf die Menschen und die örtliche Situation ankommt.

Gottesdienstplan ist in Arbeit

Es wird auch einen Gottesdienstplan mit verlässlichen Gottesdiensten geben, der aktuell aber noch nicht vorliegt und noch in Arbeit ist. Über die genauen Zuständigkeiten in der Zukunft laufen aktuell Gespräche. Klar ist, dass es weiterhin verlässliche Zuständigkeiten geben wird und notwendige Vertretungen geregelt werden. Klar ist aber auch, dass die Zahl der Priester weiter sinken wird. Im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch wird nächstes Jahr ein Pfarrer in Ruhestand gehen und auch bei den Pastoral- und Gemeindereferent/-innen wird es Personen geben, die in den kommenden zwei Jahren in Ruhestand gehen.

Prozess dauert an

Zum 1. Januar 2026 erfolgt nun die rechtliche Umstellung auf die Pfarrei „Herz Jesu Sigmaringen“, bildet aber nur einen Meilenstein im Prozess „Kirche 2030“, der noch einige Jahre benötigt, um Strukturen zu etablieren und entstehende Synergieeffekte zu nutzen. Vorstellbar ist beispielsweise eine gemeinsame Firmvorbereitung und auch in der Jugendarbeit sowie weiteren Feldern sehen die Verantwortlichen entsprechende Potenziale. Großen Wert legte der künftige leitende Referent Frank Scheifers, der sein Amt wie Ökonom Rösch schon am 1. Oktober übernimmt, auf die Feststellung, dass die Ökumene auch in der neuen Pfarrei weiter ein großes Anliegen sein wird.

Chance und Risiko

Er sehe die geplanten Veränderungen durchaus diffus, gestand Dr. Edwin Weber, Leiter des Bildungswerks Inzigkofen, auf dessen Einladung Scheifers referierte. Negativ formuliert könne man eine Rückentwicklung in Richtung Mittelalter sehen, in denen es große Kirchenbezirke gab. Dann habe es jahrhundertelang große Anstrengungen gegeben, verbunden mit viel Geldeinsatz, um tatsächlich die Kirche vor Ort zu verwirklichen. Positiv betrachtet, biete der Prozess „Kirche 2030“ allen Beteiligten die Chance, neue Wege zu gehen. „Die Kirche hat sich immer verändert“, ist Frank Scheifers optimistisch, dass die Transformation gelingt.