Wie erging es den Menschen in der Region, die heute als Baden-Württemberg bezeichnet wird, vor 2000 Jahren? Wie viel verbindet die Menschen heute noch mit ihren Vorfahren? Das sind zwei zentrale Fragen, mit denen sich die Große Landesausstellung „The hidden Länd – Wir im ersten Jahrtausend“ in Stuttgart befasst.
Besucher sind beeindruckt, was Historiker erforscht und archäologische Ausgrabungen zutage gefördert haben. Über 1500 Exponate und dazugehörige Erklärtexte, Audio Guides oder Museumsführer vermitteln eine geballte Ladung an Wissen. Campus Galli wird innerhalb der Ausstellung als „erlebnisorientiertes Begleitprogramm“ beworben und ist darum etwas ganz Besonderes. Insa Bix und Uta Mahler-Kraus aus Meßkirch waren vergangenen November vier Tage lang ein Teil davon und schwärmen noch immer, wie genial es gewesen sei.
Sie kennen sich schon lange
Die beiden Frauen kennen sich seit Jahrzehnten, sie verbindet nicht nur das Engagement für die Museumsgesellschaft, den Trägerverein Karolingische Klosterstadt oder den Freundeskreis Campus Galli, sondern auch eine enge Freundschaft. Als Hannes Napierala, Geschäftsführer des Vereins Karolingischen Klosterstadt, berichtete, dass Campus Galli ein Partner bei „The hidden Länd“ sei und Leute gesucht würden, um das Projekt vor Ort zu präsentieren, stand für Bix und Mahler-Kraus sofort fest: „Da machen wir mit. Das hört sich total spannend an.“
Campus Galli steht im Kunstgebäude ein ganzer Raum zur Verfügung, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie das Handwerkerleben im 9. Jahrhundert ausgesehen hat. Während es die Besucher in den anderen Räumen meist mit Vitrinen zu tun haben, in denen prachtvoller Schmuck oder Grabbeigaben zu sehen sind, geht es bei Campus Galli interaktiv zu. Denn hier trifft man auf Menschen, die das frühe Mittelalter live verkörpern.
Archäologie zum Anfassen
Seit Ausstellungsbeginn werden Handwerker von Campus Galli, wo noch bis 31. März Winterpause ist, nach Stuttgart entsendet. Im Laufe der Monate ist vor Ort eine Holzhütte mit Schindeldach entstanden. Drechsler, Küfer, Weberinnen, Schindelmacher, Korbmacher, Töpferinnen, Seiler, Zimmerer und Steinmetze lassen sich bei der Ausübung ihres traditionellen Handwerks über die Schulter schauen und beantworten viele Fragen. „Die Schicht dauert von 10 bis 17 Uhr, das ist ganz schön anstrengend. Da ziehe ich vor allen unseren Handwerkern den Hut“, erzählt Uta Mahler-Kraus. „Die Stadt Stuttgart hat für unsere Unterbringung im Blauen Haus gesorgt, das war sehr gut organisiert.“
Bix und Mahler-Kraus nutzten ihren Aufenthalt natürlich auch, um selbst einen Rundgang zu unternehmen. „Es lohnt sich, die Ausstellung zu besuchen. Das Mittelalter war eine unheimlich lebendige Zeit. Unser Bild ist ja oft geprägt von Hollywood-Filmen, doch es gab nicht nur das Düstere, Schmutzige. Ich lese gerade das Begleitbuch zur Ausstellung und bin ganz fasziniert von dem Zeitalter“, so Bix.
Die meisten Ausstellungsbesucher, mit denen es Bix und Mahler-Kraus zu tun hatten, kannten die Meßkircher Mittelalterbaustelle. „Manche wussten davon aus dem Fernsehen, andere haben Campus Galli schon mehrmals besichtigt. Da war ich platt“, gibt Insa Bix zu. Und wem der Campus bis dato noch kein Begriff war, habe ihn nun auf der To-do-Liste. „Wir wurden zum Beispiel gefragt, ob es bei uns einen Wohnmobilplatz gibt und ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen kann.“
Die Frauen kamen mit Menschen aller Altersgruppen ins Gespräch. Schulklassen, Vereine und Ehrenamtliche, die selbst schon bei Campus Galli gearbeitet haben, schauten ebenso vorbei wie Experten. „Mit einer Frau aus Speyer, die in Versailles Schlossführungen macht, haben wir zwei Stunden lang über den Klosterplan diskutiert. Wir kamen aus dem Reden nicht mehr heraus.“
Aktiv mitmachen
Viele Besucher hatten offenbar das Bedürfnis, sich zu unterhalten. Außerdem konnten sie bei Campus Galli auch aktiv mitmachen, etwa Schindeln herstellen oder Wolle kardieren. Campus Galli könne stolz sein, bei der Landesausstellung mitzuwirken, so das Fazit der beiden Frauen. Und Meßkirch könne stolz auf Campus Galli sein.
Als einer der Höhepunkte bei „The hidden Länd“ gelten die Beigaben des Fürstengrabes aus Kariv. Sie werden zum ersten Mal in Deutschland gezeigt. Die Ausstellung in Stuttgart endet diese Woche am Sonntag. Die Funde aus dem Fürstengrab werden aber noch einmal vom 24. Oktober 2025 bis zum 11. April 2026 im Hauptsitz des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg in Konstanz zu sehen sein.