Frau Boos, wie oder wann entwickelte sich Ihr Interesse für Politik?
Boos: Das habe ich schon vom Elternhaus mitbekommen. Mein Vater war politisch aktiv, lange Jahre CDU-Mitglied und der jüngste Bürgermeister im Landkreis. Als Heudorf zu Meßkirch eingemeindet wurde, übernahm er die Position des Ortsvorstehers und wurde Gemeinderat. Auch meine Mutter war politisch sehr interessiert. Am Esszimmertisch haben wir immer über Politik und gesellschaftliche Themen gesprochen. Dies hat auch meine Berufswahl beeinflusst. Da ich mich in der Schule zudem sehr für Gemeinschaftskunde interessierte, entschied ich mich für den Studiengang zur Diplom Verwaltungswirtin. Staatsrecht war genau mein Ding.
Wie verlief dann Ihre eigene politische Laufbahn?
Boos: 2005 trat ich in die CDU ein und hatte verschiedenste Positionen inne, angefangen als Delegierte für Bezirks- und Landesparteitage, Schriftführerin und ab 2023 stellvertretende Vorsitzende im Stadtverband Meßkirch, Beisitzerin im Kreisverband Sigmaringen, dann seit 2021 stellvertretende Vorsitzende im Kreisverband.
Was gefällt Ihnen an der politischen Arbeit?
Boos: Politische Themen und Diskussionen haben mich schon immer interessiert. Besonders wichtig finde ich, dass man sich einbringen und die Anliegen der Menschen vor Ort – auch Kritik und Unmut – an die Abgeordneten weitergeben kann.
Im CDU Stadtverband Meßkirch ist der Frauenanteil erfreulicherweise viel höher als insgesamt in der CDU. Wie erklären Sie sich das?
Boos: Ja, ich finde es auch toll, dass wir so viele engagierte Frauen in unseren Reihen haben. Wir hatten sogar schon viele Jahre mit Christa Golz eine Frau an der Spitze des Stadtverbandes und nun setzt Susanne Bix diese Arbeit erfolgreich fort. Ich denke, es ist wichtig, Frauen gezielt und aktiv anzusprechen, um sie für die politische Arbeit zu gewinnen. Viele bringen großes Potenzial mit, zögern aber, von sich aus den ersten Schritt zu machen.
Was halten Sie von einer Frauen-Quote?
Boos: Das sehe ich eher kritisch. Ich halte es für notwendig, ein Quorum zu erfüllen, und habe den Eindruck, dass diesbezüglich eine gute Entwicklung eingesetzt hat. In Aufsichtsräten ist der Frauenanteil ja auch gestiegen. Es braucht weibliche Vorbilder und die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung, gleicher Gehalt etc. müssen stimmen. Allerdings finde ich es bedenklich, dass das Lebensziel, selbstständig und finanziell unabhängig zu sein, bei den jüngeren Frauen offensichtlich zurückgeht. Gerade im Hinblick auf die Rente ist das fatal.
Was braucht es, um als Politikerin erfolgreich zu sein?
Boos: Ich denke, man sollte kommunikativ sein und gerne mit Menschen arbeiten. Wichtig ist sicherlich auch, auf Menschen zugehen zu können und nah an den Bürgerinnen und Bürgern zu bleiben. Darüber hinaus hilft es, rhetorisch geschult zu sein und netzwerken zu können. Es braucht Empathie und als Frau ein gewisses Durchsetzungsvermögen sowie ein sicheres Auftreten. In dieser Hinsicht hat mich mein Berufsleben sehr geprägt. In meiner Führungsposition trage ich Verantwortung für ein Team von 17 Mitarbeitenden. Im Weg steht mir nur manchmal mein Perfektionismus. Daran muss ich noch arbeiten. (lacht)
Wann entschieden Sie sich dafür, sich als Landtagskandidatin zur Wahl zu stellen?
Boos: Die Entscheidung zu kandidieren, war ein längerer Prozess. Ich habe im Vorfeld mit verschiedenen Menschen und auch politischen Wegbegleitern über meine Kandidatur gesprochen und viel Zuspruch erhalten, was mich in meiner Entscheidung bestärkt hat. Alle, die mich länger kennen, sagten: „Mach das! Das ist genau dein Ding.“ Ebenso war es mir wichtig, dass meine Familie hinter mir steht. Ich habe vor der Nominierung auch viele Ortsverbände besucht und bereits mitbekommen, was sie bewegt. Es war sehr interessant und eine Chance, sie alle kennenzulernen.
Wie haben Sie die Nominierungsveranstaltung erlebt?
Boos: Es war ein toller Abend! Über 300 Mitglieder sind dazu gekommen, auch Freunde und gute Bekannte.
Wie geht es nun weiter?
Boos: Ich habe schon ein paar Termine in Stuttgart, bin auf dem Bezirksparteitag in Friedrichshafen auf den dritten Platz auf Bezirksebene gewählt worden und stehe dadurch auf der Landesliste für die Landtagswahlen auf Platz 24. Das ist alles sehr spannend, aufregend und es macht richtig Spaß.
Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Boos: Große Themen hier in der Region sind die Gesundheitsversorgung und die wirtschaftliche Situation. In dieser Hinsicht bringe ich eine große Expertise durch meinen Beruf bei der Stadt Bad Saulgau mit. Ich sehe mich auch als Vertreterin der Kommunen. Diese müssen einiges vor Ort stemmen und brauchen dazu finanzielle Unterstützung vom Land und vom Bund, um diese Herausforderung zu meistern. Ebenso sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Unternehmen Luft haben, sich zu entfalten. Wenn wir beispielsweise vom dringend notwendigen Bürokratieabbau sprechen, bedeutet dies immer auch, den Bürgerinnen und Bürgern mehr Eigenverantwortung zuzutrauen. Als Frau und Mutter ist mir natürlich auch die Bildung sehr wichtig. Ich finde, wir sollten uns hier mehr um die Inhalte kümmern, als immer wieder um die Strukturen. Generell gilt: Statt immer alle Themen zu zerreden, müssen wir einfach mal anpacken.
Vor was haben Sie in der Zeit bis zur Wahl den meisten Respekt?
Boos: (überlegt) Vielleicht vor der Auseinandersetzung mit den politischen Mitbewerberinnen und Mitbewerbern? Aber ich freue mich auch darauf und bin sehr motiviert. Der Wahlkampf wird wohl im Herbst mit ein paar Veranstaltungen beginnen und dann nach Weihnachten in die intensive Phase gehen. Momentan mache ich mir noch Gedanken darüber, welche Formate ich wähle.
Wird Meßkirch davon profitieren, wenn Sie als Abgeordnete gewählt werden?
Boos: Ich werde mich natürlich für den ganzen Landkreis einsetzen. Doch ich lasse alles auf mich zukommen. Meine Familie und Freunde freuen sich sehr für mich über die Nominierung, und das tut gut.
Interview: Isabell Michelberger