Im Januar 2025 wird es einen weiteren Einsatz des Rettungsschiffes „Sarah“ auf dem Mittelmeer geben, wie Thomas Nuding in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER gesagt hat. Der 58-jährige Meßkircher wird das Schiff dann wieder als Kapitän steuern. Solche Einsätze seien weiterhin nötig, auch wenn sich die Lage in Syrien durch den Sturz des dortigen Machthabers für die im Land lebenden Menschen etwas verbessert habe. Thomas Nuding erwartet, dass sich aufgrund der aktuellen Lage weniger Flüchtlinge aus Syrien in Booten auf den Weg übers Mittelmeer in Richtung Europa machen werden. Dennoch seien Rettungsfahrten von Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie der seinen weiterhin dringend geboten. Denn aktuell wisse niemand, in welche Richtung sich das Land entwickeln werde. Und es gebe immer noch Kämpfe in Syrien. Bei der ersten Mission des Rettungsschiffes „Sarah“ in diesem Jahr waren unter den 19 Flüchtlingen, die an Bord genommen wurden, 17 Syrer. Die beiden anderen kamen aus Palästina.

„Italienische Käpitäne verurteilt“

Armuts- und Klimaflüchtlinge werde es weiterhin geben, ist der 58-Jährige überzeugt. Kein gutes Haar lässt der „Sarah“-Kapitän am Antrag der CDU-Fraktion im Konstanzer Kreistag, die die 10.000 Euro an die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye, die der Kreis überweist, an eine neue Bedingung knüpfen will. Nach Ansicht der CDU sollte das Geld nur dann fließen, wenn nachgewiesen wird, dass die geretteten Menschen wieder zurück an den Ort gebracht werden, von dem aus sie in See stachen, und nicht nach Europa. Einen Beschluss des Kreistags gab es bisher nicht, der Sozialausschuss soll sich nochmals des Themas annehmen. Für Nuding ist klar, dass die Forderung der Konstanzer CDU „ein direkter Aufruf zu Straftaten“ sei. Denn nach den derzeitigen Gesetzen der Europäischen Union dürften Flüchtlinge nicht zurückgeschickt werden. „Italienische Kapitäne sind deswegen schon verurteilt worden“, so Nuding.

Thomas Nuding beim Einbau der neuen Ankerwinsch auf dem Rettungsschiff „Sarah“, mit dem Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet werden.
Thomas Nuding beim Einbau der neuen Ankerwinsch auf dem Rettungsschiff „Sarah“, mit dem Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet werden. | Bild: Seenotrettung Sarah

Teilweise würden die Flüchtlinge, die übers Mittelmeer wollen, von Schleusern in schnell zusammengeschweißte Metallboote gesetzt, die kaum den Wellen standhalten könnten. Eines dieser Boote sei mit 45 Menschen gekentert. Nachts um 3 Uhr habe nur ein elfjähriges Mädchen gerettet werden können, berichtet Nuding.

„Sarah“, der Name des Schiffes, das der Meßkircher steuert, steht für Search and Rescue for all Humans – Seenotrettung für alle Menschen. Das Motorschiff war auf den Namen der gemeinnützigen, in Meßkirch ansässigen Hilfsorganisation getauft worden. Heimathafen ist Karlsruhe; zurzeit liegt das Schiff wegen kleinerer Arbeiten in einer Werft nahe dem Hafen von Licata auf Sizilien. Von dort aus geht es in die Rettungseinsätze. In Licata liegen fünf weitere kleinere Schiffe von NGO, die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retten. Auch die „Sea eye 5“ der German Doctors liegt dort. Größere Rettungsschiffe würden in Industriehäfen ankern. Mit den anderen Rettungsteams gebe es ebenso ein gutes Einvernehmen wie mit den italienischen Behörden. Im Gegensatz zu manchen lautstark in Rom formulierten politischen Forderungen sei etwa das Anlanden von aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlingen reibungslos verlaufen. Innerhalb 30 Minuten sei das Ausschiffen auf Lampedusa erledigt gewesen. Die „Sarah“ könne nach einer weiteren halben Stunde auch schnell wieder auslaufen, da die vorgeschriebene Desinfektion des Schiffes von der eigenen Crew erledigt wird. Diese Reinigung werde nicht an einen Dienstleister übertragen. Das spare nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Jede Mission kostet 35.000 Euro

Und Geld ist bei der gemeinnützigen Rettungsorganisation immer ein Thema. Das Volumen an Spenden, das eingehe, nehme tendenziell ab, so Nuding. Doch immer wieder gibt es auch Lichtblicke, wie etwa eine Einzelspende in Höhe von 10.000 Euro in den vergangenen Tagen. „Es gibt noch Menschen, denen das Schicksal der Flüchtlinge nicht egal ist“, sagt Nuding in diesem Zusammenhang. Für die derzeitige Winterwerft sind 85.000 Euro veranschlagt, von denen bisher rund die Hälfte gedeckt ist. Jede Rettungsfahrt kostet rund 35.000 Euro. Das Jahresbudget für 2025 ist mit rund 280.000 Euro veranschlagt. Auf der Wunschliste steht noch eine leistungsfähige Infrarotkamera, mit der auch nachts und bei trübem Wetter Flüchtlinge gefunden werden können. Kostenpunkt: 30.000 Euro. Um weitere Spenden erhalten zu können, sei eine Partnerschaft mit der Stadt Karlsruhe geplant.

Für die Missionen werden weitere Spezialisten gesucht, etwa eine Kapitänin oder ein Kapitän sowie eine Person, die als Maschinist eingesetzt werden kann. Diese Positionen seien schwer zu besetzen. Für die Arbeit in der zwölfköpfigen Crew ist auch körperliche Fitness nötig. Das Gros der Ehrenamtlichen ist zwischen 22 und 33 Jahren alt, darunter sind viele Studenten. Sollte es dramatische Bilder bei einer Mission geben, würden diese Erlebnisse auch mithilfe von Psychologen aufgearbeitet, schildert Nuding gegenüber dem SÜDKURIER. Nachgespräche nach einer Mission gebe es in der Regel immer.