Konzertatmosphäre hautnah erlebten Dritt-, Viert- und Fünftklässler der Meßkircher Schulen. Sie erhielten im Musikunterricht Besuch von Pianistin Henriette Gärtner, die ihnen anlässlich des Projekts „Rhapsody in School“ von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert erzählte und eine beeindruckende Kostprobe ihres Könnens gab. Die Schülerinnen und Schüler staunten, wie schnell, zielsicher und pointiert sich die Finger der Pianistin auf der Tastatur bewegten und stellten etliche Fragen.
Musik erzählt Geschichten
„Das klingt nach Wutausbruch und nach einem Racheakt“, beschrieb eine Fünftklässlerin der Grafen-von-Zimmern-Realschule ihre Eindrücke auf die Frage, was sie beim dritten Satz von Beethovens Mondscheinsonate empfunden hat. „Als würde Beethoven die ganze Last rauslassen, die er in sich hatte“, meinte ihr Klassenkamerad. Die Impulsivität dieses Sonatensatzes beeindruckte die Fünftklässler enorm. Während Henriette Gärtner ihre Virtuosität am Klavier hören ließ, konnten sie kaum ruhig sitzen. Manche versuchten, ihre Finger auf dem Tisch genauso schnell zu bewegen wie die Pianistin, merkten aber sofort, dass dies nicht so einfach ist. Bei dieser Geschwindigkeit die richtige Taste zu treffen und dann auch noch den Anschlag zu variieren, erschien den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern ziemlich magisch.
Auf die Finger geschaut
Damit alle einen guten Blick auf die Tastatur hatten, übertrug Musiklehrer Mathias Dreher per Tablet das Klavierspiel der Pianistin auf die Leinwand. Genau diesen Vorteil genießt das Publikum im Festsaal des Meßkircher Schlosses, wenn Henriette Gärtner dort ihr jährliches Konzert im Oktober gibt, so auch am übernächsten Sonntag.
Virtuoses Spiel macht Eindruck
Die international bekannte Pianistin, die am Martin-Heidegger-Gymnasium ihr Abitur ablegte, erzählte, welche Gefühle Beethoven in die Mondscheinsonate einfließen ließ und spielte sowohl den ersten als auch den zweiten Satz, damit das junge Publikum im Musikraum der Realschule die unterschiedlichen Stimmungen nachempfinden konnte. An den Gesichtern der gebannt Lauschenden ließ sich erkennen, wie die Musik auf sie wirkte. Bei den ruhigeren Passagen schauten manche ganz verträumt, bei den virtuosen ging so mancher Mund vor Erstaunen auf.
Beethoven, ein Siegertyp
Die Schüler erfuhren, dass Beethoven mit der Mondscheinsonate eine unglückliche Liebe verarbeitete. Nach dem Ende des dritten Satzes wollte Henriette Gärtner von den Fünftklässlern wissen, ob sie meinen, dass Beethoven seine Sonate mit Frust oder Hoffnung beendete. Die meisten hörten Hoffnung heraus. „Ja, ihr habt recht“, bestärkte die Pianistin die Einschätzungen. „Beethoven war ein Siegertyp, der nie aufgegeben hat zu kämpfen, egal wie es ihm ging.“
Mit drei ans Klavier
Es gab etliche Fragen, die die Fünftklässler bewegten. Sie erkundigten sich nach einem weiteren Lieblingsinstrument, nach den Idolen von Henriette Gärtner und wann sie mit dem Klavierspiel begonnen hatte. Die Pianistin erzeugt stets große Augen bei den Zuhörern, wenn sie erzählt, dass sie sich im Alter von drei Jahren ans Klavier gesetzt hat und etwas spielte, das sie zuvor gehört hatte. „Können Sie jetzt einfach irgendetwas nachspielen, was jemand vorgespielt hat“, wollte ein Mädchen wissen. Das funktioniere auf diese Weise nicht mehr, erfuhren sie. Henriette Gärtner habe damals nur das nachspielen können, was ihre Mutter spielte. „Wir hatten eine besondere Verbindung“, sagte Gärtner. Vorbilder seien für sie die Pianisten Grigory Sokolov und Vladimir Horowitz. Und wenn sie mal irgendwann Zeit habe, würde sie gern noch Cello lernen.
Zwei Konzerte stehen an
Henriette Gärtner animierte ihr junges Publikum, einen ihrer beiden Auftritte in Meßkirch zu besuchen. „Ich freue mich immer, wenn ich junge Menschen im Konzert sehe.“