Zwei Tage nach dem Unwetter, das sich am Sonntagabend mit Starkregen über Meßkirch austobte, zeigt sich am unschuldig blauen Himmel kein Wölkchen. Das Wasser ist inzwischen abgeflossen, und fast scheint es, als wäre nichts gewesen. Doch ein Blick in Gärten, Keller, Schuppen und Garagen belehrt eines Besseren und die Beseitigung der Schäden dauert an. Zurückgeblieben ist jede Menge Schlamm, dem die Anwohner mit Hochdruckreinigern und Schneeschippen zu Leibe rücken.
Schlamm macht zu schaffen
Die Einfahrt zum Haus von Ehepaar Gühr wurde inzwischen mit Hilfe des Landwirts, der den Acker gepachtet hat, per Schaufellader von Schlamm befreit und frisch gesplittet. Der Gefrierschrank der Gührs ist futsch. Er stand im Keller. Bei den Nachbarn zur Rechten stapelt sich nicht mehr brauchbares Inventar aus dem Untergeschoss auf einem Autoanhänger, bei den Nachbarn zur Linken sieht die Werkstatt aus, als hätte jemand einen Fließestrich aus Matsch verlegt.

Garagen und Keller stehen unter Wasser
Die Feuerwehr Meßkirch musste am Sonntag zu insgesamt neun Einsätzen ausrücken, erfuhr der SÜDKURIER von Meßkirchs Kommandant Andreas Fleckenstein. Die Einsatzkräfte pumpten vollgelaufene Garagen und Keller leer, einmal in Meßkirch und die übrigen Male in Ringgenbach und Dietershofen. „In der Schlehenstraße in Ringgenbach haben wir außerdem von örtlichen Landwirten zur Verfügung gestellte Sandsäcke ausgelegt“, so Fleckenstein. „Vorsorglich haben wir Polizei und Straßenmeisterei informiert, falls es notwendig gewesen wäre, Straßen zu sperren.“
Heftig betroffen waren drei nebeneinanderstehende Häuser in der Wangerstraße in Dietershofen. Hier wurde von einem oberhalb gelegenen Maisacker jede Menge Erdreich abgeschwemmt. Die Sturzbäche suchten sich im abschüssigen Gelände in Windeseile ihren Weg. Kristina Doose hat dies eindrücklich mit ihrem Handy gefilmt. „Es kommt immer mal wieder vor, dass wir mit Überflutung zu tun haben, aber so schlimm war es noch nie“, schildert Wolfgang Gühr. „Die Furchen im Maisacker wirken wie Kanäle. Das Wasser ist in kürzester Zeit nur so runtergeschossen, wir haben uns kaum nach draußen getraut.“
Wasser steht fast kniehoch im Keller
Er rief die Feuerwehr, weil das Wasser im Keller auf rund 40 Zentimeter anstieg, leere Plastikflaschen und gelagerte Kartoffeln in der rostbraunen Brühe schwammen. Das alles war dem Ehepaar nicht geheuer, zumal eine Gefriertruhe und eine elektrische Speicherheizung im Keller stehen. „Das Zusammentreffen von Wasser und Elektrizität kann auch für uns Einsatzkräfte gefährlich sein“, sagt Fleckenstein. „Wir haben in Dietershofen für den Betrieb der Pumpen und für die Beleuchtung ein Aggregat, also eine externe Stromversorgung genutzt.“
Beim Ehepaar Gühr war die Feuerwehr gleich zwei Mal gefragt. „Die Feuerwehr kam kurz nach 17 Uhr. Dann haben wir geputzt, bis ein zweiter Schwall hereinbrach und die Feuerwehr den Keller um 22 Uhr nochmals leerpumpen musste.“ Bei allem Unglück nehmen es Wolfgang Gühr und seine Frau – beide sind über 80 Jahre alt – pragmatisch. „Ich habe um Mitternacht eine Ersatz-Gefriertruhe für Fleisch und Gemüse organisiert, aus den eingefrorenen Beeren hat meine Frau am nächsten Morgen Saft und Marmelade gemacht.“ Für die Feuerwehr Meßkirch war es der erste größere Einsatz nach einem Unwetter in diesem Jahr. Die Frage, ob die Lage außergewöhnlich war, verneint Fleckenstein.