Eine Reise durch die musikalische Welt bescherte die Stadtkapelle Meßkirch den Gästen in der bestens besuchten Stadthalle. Auch die Bühne quoll schier über. Die rund 60 Orchestermitglieder saßen mit ihren Instrumenten dicht gedrängt, dazu kamen zehn weitere Musikerinnen und Musiker, die als Gastspieler die Kapelle unterstützten.

Sie sorgt mit ihrem Akkordeon für die französischen Momente des Abends: die Solistin Katalin Agnecz.
Sie sorgt mit ihrem Akkordeon für die französischen Momente des Abends: die Solistin Katalin Agnecz. | Bild: Susanne Grimm

Entsprechend gewaltig war das Klangvolumen, das den Raum erfüllte und das Publikum umtoste. Dabei spielte sicherlich auch die Vorliebe des Dirigenten Zsombor Rethy, gebürtiger Ungar, für machtvolle Musik eine Rolle. Diese ließ er schon beim Spiel der Jugendkapelle, die den Konzertauftakt machte, einfließen. „See you in Budapest“ hieß das Stück des belgischen Komponisten Johan Nijs, der beim Komponieren eine bestimmte Geschichte im Kopf hatte: Unterschiedliche Lebenswege trennen zwei gute Freunde für längere Zeit voneinander. Alljährlich jedoch schließen sich die beiden wieder in die Arme, wenn zahlreiche Menschen aus der ganzen Welt zu einem prachtvollen Fest in ihre geliebte Heimat zurückkehren. So gliederte sich die Komposition in zwei große Formteile. Der Beginn des Werkes war majestätisch-erhaben und von einer melancholisch-wehmütigen Grundstimmung geprägt. Vor dem inneren Auge entstanden die Weite der Puszta, die für Ungarn so typische Steppenlandschaft. Doch der zweite Teil nahm im Stil des Csárdás, einem traditionellen, ungarischen Volkstanz, rasant Fahrt auf, der sich mit immer schneller werdenden, wilden Schrittfolgen und Drehungen zu einem furiosen Finale steigerte.

Die noch sehr junge Maria Schank spielt schon im großen Orchester.
Die noch sehr junge Maria Schank spielt schon im großen Orchester. | Bild: Susanne Grimm

Mit der „Cimarron Overure“ (Mark Williams), eine bunte Auswahl an starken melodischen Themen, und „Wonka“, einer aktuellen Filmmelodie, meisterte der Musikernachwuchs seinen Part als „Vorband“ makellos. Als Zugabe nahm das Publikum begeistert ein Rock-‘n‘-Roll-Medley an. Die beiden Ansagerinnen und Flötistinnen, Maria Schank und Alina Archangelski – letzte moderierte auch in der „großen“ Kapelle als Juniorpartnerin von Uli Lipp –, feierten bei diesem Jahreskonzert übrigens ihr Konzertdebüt im Erwachsenenorchester. Das beeindruckte beispielsweise mit „Pilatus“ von Steven Reinecke. Das programmatische Tongemälde von zehnminütiger Dauer und dem für Blaskapellen hohen Schwierigkeitsgrad vier plus schilderte den Kampf wagemutiger Abenteurer gegen einen Drachen, der am Pilatusberg bei Luzern nächtens sein Unwesen treibt, sich aber letztendlich als gütiges und tolerantes Wesen zeigt.

Sie haben Grund zum Strahlen – die Vorsitzende Franziska Walk und Dirigent Szombor Rethy.
Sie haben Grund zum Strahlen – die Vorsitzende Franziska Walk und Dirigent Szombor Rethy. | Bild: Susanne Grimm

Auch die „Highlights from chess“, ein Musical von Benny Anderson und Björn Ulvaeus, das von einem Schachwettbewerb erzählte, brachte es mit mehr als 15 Minuten auch auf Überlänge, was den Musikern nicht nur deshalb einiges abverlangte, auch die monumentale Interpretation sowie der in der Kategorie vier liegende Schwierigkeitsgrad. Diese anspruchsvolle Darbietung hätte eigenlich mehr Applaus verdient gehabt. Ganz andere Töne erklangen bei „Paris Montmartre“. Hier sorgte das Orchester mit der Solistin Katalin Agnecz am Akkordeon für heiter-beschwingte französische Momente, was dem Publikum augenscheinlich mehr Laune machte.

Ein wundervoller Abschied

Beim „Sax, Wind & Funk“ kam, wie im Titel schon angemerkt, das Saxophonregister voll zum Tragen. Knallige Rythmen und energiegeladene Saxophonklänge nahmen das Publikum mit auf eine Expedition durch verschiedene Stimmungen und Melodien, die Sax, Funk und Wind gekonnt vereinte. Glanz und Glamour von New York City und Rio de Janeiro verbreitete sich in der Meßkircher Stadthalle, als das Orchester den berühmten Song von Barry Manilow „Copacabana“ intonierte. Bei diesen feurigen Rhythmen blieb fast niemand unberührt. Dass die Zuhörer es nicht bei diesem letzten Stück belassen wollten, war klar. So kamen die so hart arbeitenden Orchestermitglieder nicht um Zugaben herum, bei dem sie das Publikum unter anderem mit einer wundervollen Interpretation von „Sounds of Silence“ verwöhnten.

Die für jahrzehntelanges Engagement Geehrten des Abends (von links): Eva Schank, Franziska Walk und Martin Rebholz.
Die für jahrzehntelanges Engagement Geehrten des Abends (von links): Eva Schank, Franziska Walk und Martin Rebholz. | Bild: Susanne Grimm