Die derzeitige, schwierige Lage im westafrikanischen Staat Burkina Faso treibt Rainer Kotz um. Er ist Vorsitzender des Vereins „Pro Burkinabé Meßkirch“. Im Moment kümmert er sich vor allem darum, dass die vielen Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf bekommen, die sich in dem Teil des Staats aufhalten, in dem der Verein aktiv ist. Es werden kleine Häuschen gebaut, in denen Familien mit bis zu sechs Angehörigen unterkommen können. Den Familien soll so auch ermöglicht werden, dass sie etwas Landwirtschaft betreiben können. Zunächst war überlegt worden, Zelte aufzustellen. Doch diese Idee sei wieder verworfen worden, so Rainer Kotz.

Fluchtbewegung wegen Grenzkonflikten

Blutige Grenzkonflikte zum Nachbarland Mali zwingen seit Monaten viele Einwohner von Burkina Faso, die in nördlichen Landesteilen wohnen, ihre Heimat zu verlassen. Im Nordwesten von Burkina Faso kämpfen Islamisten, lokale Machthaber und die Armee des Landes gegeneinander. „Teilweise sind die Islamisten besser militärisch ausgestattet als die Armee“, berichtet Rainer Kotz in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Er ist in ständigem Austausch mit den Helfern vor Ort – beispielsweise über Whatsapp.

Militärische Attacken habe es bisher in dem Landesteil, in dem der Meßkircher Verein aktiv ist, nicht gegeben. Doch Flüchtlinge, die hier ankommen, berichten von traumatischen Erlebnissen. Eine Frau, die der Verein unterstützt, berichtete, so Rainer Kotz, dass ihr Mann von Islamisten vor ihren Augen hingerichtet worden war. Da die Flüchtlinge größtenteils Bauern seien, verlieren sie mit der Flucht auch ihre Lebensgrundlage. Das bedeute eine enorme Belastung für die größeren Städte, die die insgesamt mehr als 800 000 Binnenflüchtlinge nur schlecht versorgen könnten. Von der Corona-Pandemie ist die Region, in der der Meßkircher Verein aktiv ist, bisher kaum betroffen.

Krankenstation wurde 2019 eröffnet

Im vergangenen Jahr konnte der Verein eine Krankenstation in einem Vorort der Hauptstadt Ouagadougou eröffnen. Seit 2014 waren rund 87 500 Euro für den Bau und die Ausstattung der Krankenstation gesammelt und nach Burkina Faso überwiesen worden. Die gut ausgestattete Station werde von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Gerade zur Malariasaison sei sie ein wichtiger Baustein angesichts der schlechten medizinischen Versorgung besonders der armen Bevölkerung im Land.

Verein organisiert Patenschaften für Schüler

Ferner kümmert sich der Verein aktiv um Patenschaften für Schülerinnen und Schüler. Inzwischen werden über den Verein 56 Patenkinder unterstützt. Mit den 22 Euro Patenschaftsgeld monatlich ist nicht nur das Schulgeld abgedeckt, sondern im Krankheitsfall auch die Möglichkeit einer Behandlung in der Krankenstation gegeben.

Wegen der sich stark verändernden Lage in dem westafrikanischen Land haben sich in jüngster Vergangenheit die Schwerpunkte der Arbeit des Meßkircher Vereins verschoben. Bereits im vergangenen Jahr waren auf Bitten von Pastor Salomon Sawadogo mehrere Male Gelder zum Kauf von Lebensmitteln nach Afrika transferiert worden. Seit April wird jetzt als neues Projekt der Bau von einfachen Häusern für die Flüchtlinge umgesetzt. Darüber berichtete Pastor Salomon Sawadogo jüngst während einer Liveschaltung den Mitgliedern des Vereins.

Mit Geldern des Meßkircher Vereins „Pro Burkinabé“ werden im westafrikanischen Burkina Faso auch Lebensmittel für die ...
Mit Geldern des Meßkircher Vereins „Pro Burkinabé“ werden im westafrikanischen Burkina Faso auch Lebensmittel für die Menschen finanziert. | Bild: Verein Pro Burkinabé

650 Euro kostet der Bau eines einfachen Häuschens, das für eine durchschnittliche Flüchtlingsfamilie ausreicht. Dazu erhält jede Familie etwas Land, um Ackerbau betreiben zu können. Durch die afrikanische Partnerorganisation wurden inzwischen zwei Hektar Fläche in der Nähe der vom Flüchtlingsstrom schwer getroffenen Stadt Kaya gekauft.

Erfreulicherweise hätten sich viele Spender gefunden, die sich für diese Idee begeistern konnten. Manche von ihnen hatten gleich den Betrag für ein ganzes Haus finanziert. So stehen inzwischen die ersten sechs Häuser kurz vor der Fertigstellung. Weitere werden folgen, je nachdem, wie die Spendengelder fließen.

Zuschuss vom Entwicklungshilfeministerium

Ein weiteres Projekt ist der Bau einer Entbindungsstation in unmittelbarer Nähe der Krankenstation. Dafür sind rund 50 000 Euro veranschlagt. Die Hälfte davon muss der Verein aufbringen. Die andere Hälfte stammt aus Mitteln des deutschen Entwicklungshilfeministeriums von Gerd Müller. Die Zahlung an den Meßkircher Verein steuern im Auftrag des Ministeriums die Schmitz-Stiftungen. Da die Mittel jetzt zugesagt sind, kann nun mit dem Bau der Entbindungsstation begonnen werden. Ein gutes Jahr habe es gedauert, bis die Gelder bewilligt waren, schildert Rainer Kotz den Aufwand. Von den 25 000 Euro, die der Verein zur Finanzierung beisteuert, seien gut 12 500 Euro über Spenden eingegangen. Rainer Kotz und die anderen Verantwortlichen des Vereins hoffen auf weitere Spenden.

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