Der Kreis Sigmaringen soll artenreicher werden. Durch Straßen, Baugebiete und die intensive Landwirtschaft zerstückelte Lebensräume bedrohen die Artenvielfalt in den 35 Kommunen im Kreis. Besonders Biotope, die Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind, werden immer kleiner und so weit voneinander isoliert, dass einzelne Arten dort nicht mehr überleben können. Seit September vergangenen Jahres ist Lara Braun im Landratsamt als Biotopverbund-Managerin angestellt. Die Stelle wurde neu geschaffen. Ihre Aufgabe es ist, Gemeinden im Biotopverbund Sigmaringen darin zu beraten, welche Maßnahmen sinnvoll sind und wie eine bessere Vernetzung erreicht werden kann.

Blick in die Nachbarschaft: Stockach als Modellkommune

Deshalb stellte sie sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Meßkirch vor und erläuterte das dazugehörige Projekt „Biotopverbund Offenlage“. Mit Hilfe eines Biotopverbundes sollen einzelne Biotope miteinander vernetzt werden. Um das zu erreichen, wurde der Biotopverbund 2002 in das Bundesnaturschutzgesetz aufgenommen. Seit 2009 sollen zudem mindestens zehn Prozent der Fläche jedes Bundeslandes Teil des Biotopverbundes sein. Eine von zwei Modellkommunen ist gar nicht so weit entfernt. In Stockach wurde durch den Bund-Landesverband Baden-Württemberg von 2015 bis 2020 gezeigt, wie der landesweite Biotopverbund auf kommunaler Ebene umgesetzt werden kann. Nürtingen ist eine weitere Modellkommune.

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Artenvielfalt durch Maßnahmen sichern

Nach einem runden Tischen mit Experten wurden einzelne Maßnahmen umgesetzt. Durch die Entfernung von Gehölzen konnte Magerrasen wiederhergestellt werden, wo beispielsweise Heide-Grashüpfer oder die Mücken-Händelwurz wieder Lebensraum fanden. Neue Weiher, Blütenstreifen oder die Anlage von neuen Hecken können weitere Maßnahmen sein, die die Artenvielfalt unterstützen. Genau solche Maßnahmen sollen auch in Meßkirch und Umland umgesetzt werden. „Naturschutz ist immer eine Investition in das Leben für nachfolgende Generationen“, sagte Lara Braun im Gemeinderat.

Das sagen die Meßkircher Gemeinderäte

Angela Andres (Grüne) begrüßte den Biotopenverbund: „Man könnte viele Biotope verbinden. Da könnte man viel für die Artenvielfalt erreichen“. Anders sah dies Jürgen Alber, Fraktionssprecher der CDU. Er beklagte die „zentrale Steuerung vom Land“ und die immer stärke Einschränkung der Flächenplanung durch Vorgaben und Richtlinien. Unterstützung erhielt er von CDU-Rätin Insa Bix: „Wir werden wieder zu Kosten gezwungen. Das ist wieder ein wahnsinniger finanzieller Aufwand, der von uns ländlichen Kommunen gestemmt werden muss.“ Sie sei für Naturschutz und Artenvielfalt, aber man dürfe auch die Landwirtschaft nicht immer weiter beschränken, indem man den Bauern weitere Flächen nimmt.

Bürgermeister Arne Zwick spricht sich für Naturschutz aus

Lara Braun entgegnete, dass der Artenschutz ein dringliches Problem sei: „Die Landesregierung muss sich mit dem Artensterben beschäftigen. Es ist wirklich erschreckend“. Die Städte hätten zunehmend weniger Naturraum. Auch Bürgermeister Arne Zwick sprach sich für den Naturschutz aus: „Es ist eine Gewissensfrage. Wir müssen etwas dafür tun“. CDU-Gemeinderat Johannes Hopp, der Landwirt ist, beklagte die zunehmenden Auflagen und Vorgaben für die Ausweisung von Bauland. „Überall sind nur Kosten da. Der normale Menschenverstand würde für den Artenschutz reichen“, sagte er. Es werde immer schwerer, Flächen für neue Baugebiete zu finden.

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„Klimawandel ist eine mächtige Herausforderung“

Die Grünen begrüßten die Biotopverbünde. „Der Klimawandel ist eine mächtige Herausforderung für unser Leben. Ich halte es für wichtig, hier Kommunalpolitik zu machen. Wir sollten an eine nachhaltige Entwicklung denken“, sagte Isabell Michelberger. Angela Andres (Grüne) erinnerte daran, dass die Großstädter die Menschen im ländlichen Raum für die schöne Landschaft beneiden würden. Helmut Weißhaupt (Grüne) sieht das Projekt als Chance. Allerdings wurde der Biotopenverbund zunächst erst einmal vorgestellt. Bürgermeister Zwick empfahl den Gemeinderäten, sich „in aller Ruhe einmal Gedanken zu machen“.