Das Motorschiff „Sarah“ liegt mittlerweile nördlich von Barcelona im Wasser, berichtet Thomas Nuding auf Anfrage unserer Zeitung. Der Meßkircher Stadtrat ist Mitgründer und Geschäftsführer von SARah. Diese Organisation hat sich der Rettung von Bootsflüchtlingen aus Seenot verschrieben. Zuletzt berichtete der SÜDKURIER im Mai, dass die „Sarah“ in Malaga im Trockendock lag. Nach erfolgreicher Suche nach einem geeigneten Schiff standen zunächst Reparatur- und Umrüstungsarbeiten auf dem Programm. Inzwischen wurde die „Sarah“ neu lackiert. Nun leuchtet sie in einem auffälligen Orange. „Die Knallfarbe haben wir bewusst gewählt, um den Geflüchteten zu signalisieren: Wir stellen keine Gefahr für euch dar.“ Unterstrichen wird dies vom Mast, der in Regenbogenfarben angemalt ist. Das sei ein Zeichen gegen Queer-Feindlichkeit. „Wir bringen damit zum Ausdruck, dass alle Menschen gleich sind.“
Lybische Küstenwache fängt Flüchtlingsboote ab
Die Schiffe der „so genannten lybischen Küstenwache“, wie Nuding es ausdrückt, oder jene der Tareq-Bin-Zeyad-Brigade sind grau oder blau. Die TBZ-Miliz fange seit diesem Jahr aktiv Geflüchtetenboote im Mittelmeer ab und verschleppe die Flüchtlinge gewaltsam in Lager nach Libyen. „Nachweislich werden sie dort versklavt und vergewaltigt“, prangert Nuding an.

Er kann viel über kriminelle Schleuser, Menschenhändler und Missstände berichten, er selber war schon auf dem Mittelmeer bei Rettungsaktionen dabei. „Anfang Dezember haben italienische Behörden ein deutsches Seenotrettungsschiff festgesetzt. Sie werfen der Organisation SOS-Humanity vor, bei einem Rettungseinsatz die Funksprüche und Anweisungen der libyschen Küstenwache ignoriert zu haben – was nicht stimmt.
Schiff hat Platz für 100 Flüchtlinge
Um so dringender sei es, dass die „Sarah“ möglichst bald auf ihre erste Mission gehen könne, erläutert Nuding, dass das Schiff entkernt und so ausgebaut wurde, dass möglichst viele Flüchtlinge aufgenommen werden können. „Die Räume sind fertig, es gibt Duschen und Toiletten, Vorratsräume, einen Medizinraum. Die Stockbetten sind eingebaut und wir haben Platz für rund 100 Menschen“, sagt der 57-jährige. Navigations- und Radartechnik sowie Videoüberwachung seien auf dem neuesten Stand.
Alle Ersatzteile für die vier Motoren sind verfügbar
Und seit dem 18. Dezember sind alle Ersatzteile für die insgesamt vier Motoren beisammen. „Die Antriebsmotoren hatten einen Turboladerschaden, der neue Turbolader wird Ende Dezember eingebaut. Bei den Generatormotoren haben wir solche Dinge wie Zahnriemen und Elektronikleiterplatte ausgetauscht.“
Mit den letzten Wartungsarbeiten werde man im Januar fertig sein. Außerdem sollen im Januar zwei Kühl-Gefrier-Kombinationen und Regale für Vorräte installiert werden. Die Crew hofft, Ende Januar mit dem Boot in die Testphase gehen zu können. Je nach Wetter sei dann im Februar oder März die Überführung des Schiffs zum Ausgangshafen der humanitären Mission vorgesehen. Die „Sarah“ wird in etwa zweieinhalb Tagen 610 Seemeilen zurücklegen. Nuding wird einer von sechs Leuten an Bord sein. Die erste Mission, dann mit einer zwölfköpfigen Crew, ist für März geplant. „Wir sind vier erfahrene Schiffsführer, vier Hilfspersonen, zwei Mediziner, ein Koch und ein Fotograf zur Dokumentation.“
Finanzierung der Umbaumaßnahme ist gesichert
Die Umbaumaßnahmen des Rettungsschiffs seien finanziert. Doch die Rettungsorganisation SARah benötigt Spenden. „Wir rechnen mit Dieselkosten während der Testphase von 5000 Euro, die Überführung dürfte 10.000 Euro kosten und die erste Mission mit Tanken und Verpflegung über 30.000 Euro“, zählt Nuding die Kosten auf. Die Abkürzung SARah bezeichnet die gemeinnützige Organisation zur Rettung Schiffbrüchiger und steht für Search And Rescue for All Humans (Suche und Rettung für alle Menschen). Es geht der zivilen Nichtregierungsorganisation (NGO) mit Sitz in Meßkirch darum, Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten. Informationen gibt es unter https://sarah-seenotrettung.org