Beim Bummel durch die Altstadt von Meßkirch fallen einem so manche Häuser ins Auge. Die einen sind alles andere als schmeichelhaft, die anderen erfreulich adrett. Das Gebäude in der Kronengasse 1 hinter dem Café Brecht gehört mit seinem türkisblauen Anstrich und den burgunderroten Läden mittlerweile in die Kategorie „Schmuckstück“. Doch es musste erst aufpoliert werden, denn der Glanz war dahin. Der Putz bröckelte großflächig von der maroden Fassade, es gab keine Fensterläden mehr, Haustür und Fenster waren hinüber. Aber: Blumenkästen am Treppenaufgang und auf den Fensterbänken sorgten schon immer für Charme.
Geld aus Verkauf re-investiert
Das denkmalgeschützte Haus ist ein besonderes, denn es wurde 1289 erbaut und gilt als das älteste Haus in Meßkirch. Früher befand sich darin die Schmiede der Familie Oschwald. „Als 1968 Oschwald senior gestorben ist, haben meine Eltern, Hermann und Heidi Brecht, das Wohnhaus gekauft, dazu gehörten noch Ackerland und ein Stall“, erzählt Hermann Brecht. Der Stall wurde später abgerissen und an seine Stelle trat 1977 ein Gästehaus mit vier Apartments. 2023 verkaufte Hermann Brecht das Gästehaus und Brecht fasste den Entschluss, das Geld ins Wohngebäude zu investieren. Hinzu kam ein Zuschuss aus dem Altstadtsanierungsprogramm.
„Ausschlaggebend war mein Wunsch, der Nachwelt etwas Schönes zu hinterlassen. Im September kam das Gerüst, im März 2024 waren wir fertig“, berichtet Brecht. Die Renovierung erfolgte in enger Absprache mit der Stadt. Die 18 Fenster haben innen- und außenliegende Sprossen, die Fensterläden sind aus Holz, auch die Haustür passt zum Erscheinungsbild. Eher ungewöhnlich für einen Altbau wie diesen ist die PV-Anlage auf dem Dach, aber auch hier hat sich Brecht mit Gemeinderat und Bürgermeister besprochen, wie er sagt. „Ich habe in der Innenstadt schon drei Häuser gerichtet und bringe einiges an Erfahrung mit.“ Eines der imposantesten Fachwerkhäuser in Meßkirch – die frühere Gastwirtschaft Krone, die 1927 zum Café Brecht wurde – hat Brecht 1985 renoviert.

Leerstand seit den 70er Jahren
Und was hat Brecht nun mit dem Gebäude in der Kronengasse 1 vor? Im Wohnhaus lebte zuletzt in den 1970er Jahren für etwa drei Jahre eine italienische Familie. Danach herrschte Leerstand, der bis heute anhält. „Das Haus ist ein Sanierungsfall, es gibt nur ein Außenklo, keine gescheiten Wasser- und Stromleitungen. Wir nutzen einen teil der Räume, um Inventar des Straßencafés dort zu lagern. Wohnraum zu schaffen, das ginge in die Millionen und ist nicht finanzierbar. „ Dennoch widmet er sich nun dem Innengebäude: Leitungen ersetzen, neue Böden legen, frisch verputzen. Hier hat Herman Brecht ganz besondere Pläne. Voraussichtlich entsteht ein kleines, persönliches Museum mit historischem Spielsachen.
Sehr heimatverbunden
Putz abhauen, Schlitze klopfen, gipsen – Brecht legt, wann immer es geht, auf der Baustelle selber Hand an. „Bei mir ist jeder Tag voll ausgefüllt“, sagt der vielbeschäftigte Konditor- und Bäckermeister, der sich auch mit über 70 nach wie vor im Café engagiert. Warum der Aufwand in der Kronengasse? „Ich bin Meßkircher, das ist meine Heimat und für die lebe ich.“