Herr Henkenius, war es Ihr Traumberuf, Banker zu werden?
Henkenius: Ja, ich wollte immer etwas Kaufmännisches machen, habe aber meine berufliche Laufbahn mit etwas ganz anderem angefangen. Ich machte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei Mercedes Benz in Müllheim im Markgräflerland, wo ich aufgewachsen bin.
Wie kamen Sie dann zur Sparkasse?
Henkenius: Ich war als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr in Sigmaringen stationiert. Zu dieser Zeit habe ich auch meine Frau, die aus Leibertingen stammt, kennengelernt. Damals, nach meiner Bundeswehrzeit, war die Sparkasse Meßkirch stark am Expandieren und suchte eine „männliche Hilfskraft für allgemeine Tätigkeiten“. (lacht) Darauf habe ich mich beworben und wurde eingestellt. Für meine Entscheidung war die Zusage wichtig, Aus-, Weiter- und Fortbildungen besuchen zu dürfen. Ich machte dann nach zwei Jahren den Sparkassen-Kaufmann, in den weiteren beiden Jahren den Bankfachwirt und darauf in zwei Jahren den Sparkassen-Betriebswirt.
Das war ein schneller Durchlauf.
Henkenius: Ja, es ist mir leicht gefallen und ich habe es gerne gemacht. Meine erste Station als Betriebswirt war dann die Sparkassen-Zweigstelle in Rohrdorf, dann zusätzlich Kreenheinstetten. Als die Zweigstelle in Schwenningen im Jahr 1984 grundlegend saniert war, sagte Herr Kotz, der damalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Meßkirch, zu mir: Das wäre doch was für Sie. Und ich habe es gerne angenommen. Bis 1991 war ich für Schwennigen verantwortlich sowie für Hausen im Tal. Es war eine gute Zeit!
Was gab Ihnen Sicherheit im Kreditgeschäft?
Henkenius: Nach der Ausbildung zum Betriebswirt durften alle einige Wochen lang bei Sparkassendirektor Jochen Haaga, der für die Kredite zuständig war, mitarbeiten. Das bedeutete uns allen viel, denn dadurch lernten wir alle Kreditvorgänge von A bis Z kennen. Herr Haaga riet: Wenn der Bauch Nein sagt, lassen Sie es bleiben. Das war ein guter Ratschlag, den ich auch später an meine Mitarbeitenden weitergab. Ein großer Vorteil in Meßkirch war es, dass man die Raumschaft und die Leute gut kennt und damit noch besser über eine Kreditbewilligung entscheiden kann als nur vom grünen Tisch aus. Doch die Bankenlandschaft hat sich stark verändert. Die zunehmende Regulatorik ist eine riesige Herausforderung, insbesondere für die kleineren Institute.
Waren Sie in Ihren Anfängen auch mit der fahrbaren Zweigstelle unterwegs?
Henkenius: Ja, da gibt es auch noch eine lustige Geschichte. Als wir am Weltspartag mit dem Bus unterwegs waren, mussten wir im Donautal auf die Winterbereifung wechseln lassen. Das bedeutete, dass wir bei jedem Dienst-Halt die Reifen aus dem Kundenraum rausräumen und vor der Weiterfahrt wieder einräumen mussten. Als wir bei unserer letzten Station in Gutenstein fertig waren, war es schon dunkel und wir fuhren los. Erst in Langenhart merkte ich, dass wir die Reifen in Gutenstein vergessen hatten und wieder umkehren mussten.
1997 wurden Sie stellvertretendes Vorstandmitglied der Sparkasse. Bekommt man anfangs kalte Füße, wenn plötzlich so viel Verantwortung auf einem lastet?
Henkenius: Zu Beginn ist man natürlich noch etwas unsicher bei neuen Aufgaben, doch die Routine kommt schnell. Zudem war immer ein Vorstand im Haus, wenn ein anderer auf Fortbildung oder im Urlaub war. Diesen konnte ich immer fragen.
Gibt es Entscheidungen, mit denen Sie haderten und die Sie belasteten?
Henkenius: Manche Entscheidungen, gerade im personellen Bereich, waren sicher schwer. Doch das Gute ist, dass ich prima abschalten kann und die Probleme nicht mit nach Hause nehme.
Was musste man damals und was muss man heute an Fähigkeiten mitbringen, um als Bankkauffrau oder -mann erfolgreich zu sein?
Henkenius: Nach wie vor ist es wichtig, kommunikativ zu sein, denn die Kunden wollen gut beraten werden, und man muss offen sein für Neues. Was für einen selbst am besten passt, merkt man spätestens während der Ausbildung.
Gibt es einen Unterschied zwischen damals und heute?
Henkenius: Als ich anfing, war der Beruf als Bankkaufmann attraktiver und in der Öffentlichkeit besser angesehen. Ich war über 30 Jahre lang bei Bewerbungsgesprächen dabei. Damals bewarben sich auf drei Ausbildungsstellen etwa 40 bis 50 Bewerber. Heute sind es auf vier bis fünf Stellen nicht einmal mehr zehn Bewerber.
Woran liegt das?
Henkenius: Durch das Agieren der Großbanken erlitten auch die kleinen Banken einen Imageverlust. Das ist sehr schade, denn ich finde, die Sparkasse ist eine Top-Arbeitgeberin.
Was war Ihnen in Ihrem Berufsleben besonders wichtig?
Henkenius: Verlässlichkeit gehört für mich zu den wichtigsten Eigenschaften. Wenn ich einem Kunden versprach, dass ich mich am nächsten Tag melde, dann machte ich das auch. Ein gutes Miteinander auf Augenhöhe zählt für mich ebenfalls zu den unabdingbaren Eigenschaften. Dass dies auch von meinen Mitarbeitenden geschätzt wurde, erfuhr ich während der vergangenen Jahrzehnte und auch bei meiner offiziellen Verabschiedung. Das tut gut.
Worin sehen Sie Ihre persönlichen Stärken?
Henkenius: Wenn man im Vertrieb arbeitet, zählt das, was rüberkommt. Und diese Ergebnisse waren immer sehr, sehr gut. Das war vielleicht ein Grund dafür, dass mir von den jeweiligen Vorständen immer großes Vertrauen entgegengebracht wurde. Ich bereitete mich immer gut vor, holte die Mitarbeitenden mit ins Boot und blieb auch eng am Thema dran. Das zeigte Früchte – auch nachhaltige.
Freude, Wehmut oder Bedenken – welche Gefühle bewegen Sie nun am meisten?
Henkenius: Es ist vor allem Dankbarkeit. Die Sparkasse hat mir viel gegeben: zahlreiche Möglichkeiten, einen großen Freiraum und Vertrauen. Eigentlich sollte ich ja zum 1. Dezember vergangenen Jahres in den Ruhestand kommen. Dann kam am 1. Oktober die Nachricht, gleich nach Pfullendorf ins Büro umzuziehen und den neuen Vorstand Dr. Scheibe bei seinem Beginn in der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch zu begleiten. Das war sehr anstrengend, da ich mich mit Vorgängen befassen musste, mit denen ich bisher nicht jeden Tag zu tun hatte, doch es hat viel Spaß gemacht. In der Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Scheibe habe ich eine hohe Wertschätzung genossen. Ich möchte diese Zeit nicht missen.
Haben Sie sich auf Ihren Ruhestand vorbereitet oder wird es ein Sprung ins kalte Wasser?
Henkenius: Ich habe mich vorbereitet. Obwohl ich immer gerne zum Arbeiten gegangen bin, freue ich mich auf den Ruhestand. Zunächst werde ich mir eine zweimonatige Auszeit nehmen und mit meiner Frau ein paar Reisen mit dem Wohnwagen unternehmen, danach plane ich, für das Amtsgericht und das Landratsamt Betreuungen zu übernehmen.
Wie sieht es mit der Musik aus?
Henkenius: Das werde ich beibehalten, aber nicht ausbauen. Mit zehn Jahren fing ich in der Bergmannskapelle Buggingen mit dem Es-Horn an. Seit 45 Jahren spiele ich nun Trompete und Flügelhorn und war 20 Jahre lang Dirigent in Leibertingen. Als Instrumentalist werde ich weiter aktiv bleiben.
Nehmen Sie nun den Vorstandsposten im Haushalt an?
Henkenius: Nein. (lacht) Wir werden wie bisher unsere Aufgaben aufteilen. Ich koche ja auch ganz gerne und ergänze mich ganz gut mit meiner Frau.