Martin Henkenius wirkt konzentriert, wenn er das Flügelhorn spielt. Das Blasinstrument ist nicht ganz einfach zu beherrschen, zumal Henkenius im Musikverein Leibertingen zumeist die Führungsstimme spielt, das bedeutet, dass er sich nicht verstecken kann. „Der Ton muss sitzen, sonst hört man das sofort“, sagt der 63-Jährige. Seit seiner Kindheit gehört seine Leidenschaft der Blasmusik.

Mit zehn an die Trompete
Henkenius entstammt einer musikalischen Familie. Er ist südwestlich von Freiburg, in Buggingen, aufgewachsen. Seine Großeltern kamen als Vertriebene aus dem Sudetenland ins Markgräflerland. Der Großvater, der selbst Akkordeon spielte, war ein großer Musikliebhaber und hörte stets Musik aus seiner ehemaligen Heimat. Im Alter von zehn Jahren trat Henkenius in die örtliche Blasmusikkapelle ein und lernte dort das Trompete spielen. Zehn Jahre lang spielte er bei der Musik in Buggingen bis er zum Wehrdienst nach Sigmaringen kam. Hier lernte er seine Ehefrau kennen und fand so in die Region und nach Leibertingen, wo er bis heute lebt.
Jahrelang Dirigent des Blasorchesters
Der Musikverein Leibertingen wurde damals ziemlich schnell auf Henkenius aufmerksam. „Ich hatte damals nicht vor, musikalisch weiterzumachen“, sagt er rückblickend. Aber nach einem offenbar überzeugenden Besuch des Vorstands entschied sich der gelernte Automechaniker, der sich über Umwege bis zum Regionaldirektor der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch hochgearbeitet hat, es mit den Leibertinger Musikern zu probieren. „Ich bin damals sehr gut aufgenommen worden“, berichtet er. Henkenius ist bis heute Mitglied des Musikvereins und war von 1995 bis 2015 sogar stellvertretender und dann erster Dirigent des Blasmusikorchesters. So wurden die Musik und der Verein ein wichtiger Teil seines Lebens. Das Amt kostetet Henkenius, der alte und handgeschriebene Noten sammelt, auch viele Abende, an denen er sich zuhause vorbereitete und die Musikauswahl traf. „Zu Spitzenzeiten haben wir etwa 25 Auftritte und 40 bis 50 Proben im Jahr gehabt. Ich war immer der erste und der letzte“, erzählt er aus seiner Zeit als Dirigent. Auch wenn die Stabübergabe 2015 an Paul Löw ein sehr emotionaler Moment in seinem Leben war, schätzt es Henkenius, dass es ruhiger geworden ist. Er ist wieder ein ganz normales Orchestermitglied und wechselte von der Trompete zum Flügelhorn.

Eine musikalische Familie
Henkenius spielt nicht nur im Orchester, für ihn ist das Musizieren auch Ausgleich für seinen oftmals fordernden Beruf als Führungskraft. Seine Liebe gilt besonders der böhmischen Blasmusik. „Wenn ich Musik spiele, kann ich abschalten. Dann bin ich nicht der Mister Sparkasse, sondern einfach Musiker“, sagt Henkenius. Glücklicherweise konnte er seine Leidenschaft für die Blasmusik auch mit seiner Familie teilen. Seine Frau Bettina spielt zwar kein Instrument im Orchester, ist aber im Verein aktiv und hat sein großes Engagement dort immer unterstützt. Seine Tochter spielt mittlerweile nicht mehr im Leibertinger Musikverein, da sie nach Freiburg gezogen ist, aber Sohn Dirk ist immer noch dabei und hat sogar den Vorsitz des Vereins übernommen.

Ende des kommenden Jahres will Martin Henkenius als Regionaldirektor in den Ruhestand gehen, die Musik soll ihn indes weiterhin begleiten. Mehr darf es allerdings nicht werden, denn der 63-Jährige hat noch eine weitere Leidenschaft gefunden, die nun ebenfalls Zeit beansprucht. Seine Frau und er haben sich einen Wohnwagen gekauft, mit dem sie im nahegelegenen Ausland Urlaub machen.