Verena Oschwald hat ihre Liebe zum Alphorn schon als Kind entdeckt. „Wann und wo genau, weiß ich nicht mehr, auch nicht woher der Trigger kam“, sagt sie, aber sie sei in jedem Fall früh vom Klang des Alphorns fasziniert gewesen. Doch es musste viel Zeit ins Land gehen und Verena Oschwald 40 Jahre alt werden, bevor sich ihr Traum erfüllte und sie erstmals das eigene Alphorn spielen durfte.

Ehemann schenkt Verena Oschwald ein Alphorn

Es war an ihrem 40. Geburtstag. Damals schenkte Anton Oschwald seiner Frau das Instrument, zwar in der falsche Tonart gestimmt, aber immerhin. Er hatte das Alphorn mit seinem Bruder bei einem Instrumentenbauer in der Nähe von Biberach besorgt. „Sie hat immer gesagt, wenn ich mal groß bin, will ich Alphorn spielen“, erzählt er. Und seine Frau fügt lachend an: „Ich muss mir ja hier im Haus auch mal Gehör verschaffen.“ Schon in der Jugend hatte sie davon geträumt, ein Blasinstrument zu spielen. Damals allerdings noch nicht unbedingt ein Alphorn.

Als Kind lernte sie Akkordeon

Verena Oschwald heißt mit Familiennamen Löffler. Sie war zehn Jahre alt und wohnte mit ihren acht Geschwistern und den Eltern in Rengetsweiler, als sie den ersten Schritt zum Blasinstrument gehen wollte. Sie äußerte den Wunsch, das Jagdhorn zu erlernen. Doch Verenas Eltern mussten sie enttäuschen. Damals, in den 60er Jahren, wurden nur Jungen in die Blaskapelle aufgenommen. „Ich konnte nur Akkordeon im dortigen Akkordeon-Orchester lernen. Aber das Instrument hat mich nie wirklich begeistert“, sagt sie rückblickend. Verena Oschwald ließ nicht locker.

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Als 20-Jährige trat sie in den Fanfarenzug ein und spielte dort das erste Blasinstrument, ein Jagdhorn. Der jungen Frau gefiel zwar die Gemeinsamkeit im Fanfarenzug, „ der Ton der Instrumente aber war doch sehr gellend“, sagt sie. Und so war sie glücklich, als sie 20 Jahre später ihr Alphorn in den Händen halten konnte.

Das Alphorn ist gut zwei Meter lang

Um das Alphorn zu transportieren, es ist zusammengebaut über zwei Meter lang, muss Verena Oschwald das Instrument schultern. Michael Schnurr
Um das Alphorn zu transportieren, es ist zusammengebaut über zwei Meter lang, muss Verena Oschwald das Instrument schultern. Michael Schnurr | Bild: Schnurr, Michael

An diesem Nachmittag hat sie beim Besuch des SÜDKURIER das gut zwei Meter lange Instrument vor sich auf dem Boden des Wohnzimmers liegen. Der Becher, wie der vordere Teil des Alphorns genannt wird, ist aus zwei Teilen zusammengefügt und dünnwandig. Das Mittelrohr sowie das Mundstück bestehen ebenfalls aus Fichte und sind jeweils aus einem Stück gedreht. Es kommt auf die Härte des Holzes an; sie bestimmt die Schwingung des Instrumentes. „Ein Kollege hat Luft wie ein Kompressor, der spielt ein Alphorn mit wesentlich härterem Holz als ich. Aus dessen Instrument bekomme ich kaum einen Ton heraus.“ Aber ganze Melodien?

Verena Oschwald spielt seit 15 Jahren in der Alphorngruppe Meßkirch. Bild: Michael Schnurr
Verena Oschwald spielt seit 15 Jahren in der Alphorngruppe Meßkirch. Bild: Michael Schnurr | Bild: Schnurr, Michael

Immerhin spielt Verena Oschwald in der Alphorngruppe Meßkirch, die gerade ihren 30. Geburtstag feiert. Dort werden von Volksliedern bis zu Märschen oder eigenen Kompositionen die Stücke vierstimmig gespielt. „Es kommt auf den Ansatz an“, sagt sie. „Den muss man üben, in der Regel ein halbes Jahr, um dann mit der Spannung der Lippen die unterschiedlichen Töne zu erzeugen.“ Bei der Trompete sei das noch schwieriger, weil an dem Instrument parallel mit den Fingern Ventile betätigt werden müssen.

Nur wenige Frauen spielen bislang Alphorn

Der Weg in die Meßkircher Alphorngruppe war für Verena Oschwald übrigens nicht leicht. Die Männer seien zunächst sehr skeptisch gewesen. „Alphorn spielende Frauen waren und sind immer noch selten“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch nach drei gemeinsamen Proben hätten ihre Kollegen sie wie selbstverständlich aufgenommen. Und an diesem Tag war Verena Oschwald mit ihrem Instrument im Alphorn-Himmel angekommen.

Serie: „Mein Leben ist...“

Viele Menschen begeistern sich so sehr für eine Sache, dass sie beinahe ihr ganzes Leben ausfüllt. Vom Fußball bis zur Schallplattensammlung, von der Musik bis zum Oldtimer. Die SÜDKURIER-Redaktion hat sich in unserer Region auf die Suche nach Menschen begeben, die für eine spezielle Sache besonders brennen. Die Redaktion stellt sie in den kommenden Wochen in der Serie „Mein Leben ist..“ vor.