Sascha und Michael, ich habe gehört, dass eure Band auf eine Schnapsidee zurückgeht. Wie muss man sich das genau vorstellen?

Sascha Hörold: Ja, das kann man so sagen. Wir kennen uns alle schon sehr lange, sind schon lange befreundet und haben auch viel zusammen gearbeitet. Es war in der Fetten Ecke in Berlin, als Tommy (Anm. d. Red.: Gitarrist Tommy Kosslick) und ich abends dasaßen. Und dann habe ich gesagt: „Ja, ich habe so ein paar Demos gemacht, ein paar Songs und Gedichte geschrieben.“ Und er meinte: „Ja, ich habe auch noch ein paar Songs“. Also haben wir gedacht: Treffen wir uns doch mit Kumpels, machen ein Wochenende lang Mukke und dann haben wir die Sachen aufgenommen. Und nach diesem Wochenende waren wir dann eine Band, aus Versehen.

Michael Breuninger: (lacht) Und wir haben vielleicht auch einen Schnaps getrunken.

Sascha: Vielleicht haben wir auch einen Schnaps getrunken, ja (lacht).

Das könnte Sie auch interessieren

Sascha, du hast es ja bereits angesprochen: Beruflich kommt ihr alle aus dem Musikbereich, habt als Tontechniker oder Tourmanager gearbeitet. Wie war denn so der Wechsel von hinter der Bühne auf die Bühne?

Sascha: Fließend würde ich sagen.

Michael: Ja, und auch immer hin und her.

Sascha: Also Matze (Anm. d. Red.: Keyboard-Spieler Matze Vogel) kriegt es nie raus. Er ist halt so ein passionierter Backliner. Wenn er beim Festival merkt, dass die Zeit knapp wird, fängt er schon an, abzubauen. Wir haben schon alle noch so Herzenskunden, für die wir arbeiten, wenn es geht. Aber das eigene Konzert geht immer vor, die Band geht immer vor. Aber es gibt beide Seiten noch.

Michael: Und beide Seiten faszinieren auch. Das gibt es immer noch, weil es einfach cool ist.

Und wie ist das mit dem Namen der Band: „Alex Mofa Gang“? Geht der auch auf eine Schnapsidee zurück?

Sascha: Es ist so, dass alle Songs von unserem Protagonisten Alex Mofa handeln. Wir fanden es irgendwie ganz gut, mit dem Wort „Mofa Gang“ zu spielen, denn wir sind eine Gang. Aber wir wollten auch nicht, dass es zu böse klingt, deswegen fanden wir Mofa ganz niedlich. Und der Alex, den Namen gab es dann irgendwie, als wir uns überlegten, wie unser Protagonist heißen soll – und wir sind seine Gang.

Und wie ist jetzt aus einer Schnapsidee eine Band geworden, die zum Beispiel als Vorband von La Vela Puerca in Buenos Aires vor über 20.000 Zuschauern gespielt hat?

Sascha: Ja, das sind genau diese Freundschaften, die es vorher auch schon gab, von der Arbeit her. Ich habe lange als Tourleiter gearbeitet für La Vela Puerca in Europa. Und so kam das, dass sie uns eingeladen haben, mitzuspielen. Zuerst waren wir in Deutschland auf Tour und mittlerweile waren wir mit ihnen schon zweimal in Südamerika unterwegs.

Bild 1: Aus einer Schnapsidee heraus entstanden: Die Berliner Punkrockband Alex Mofa Gang im SÜDKURIER-Interview
Bild: Singler, Julian

Heute ist ja ein spezieller Tag für euch: Euer neues Album „Ende Offen“ steht in den Plattenläden und ihr seid die einzige Band auf dem Southside, die gleich dreimal auftritt. Wie kam es dazu und ist das nicht extrem anstrengend?

Sascha: Also in erster Linie ist es dreimal so toll, wie wenn man nur einmal spielen würde. Und wir kamen dazu, weil unser Album heute rauskommt und uns die Agentur ein kleines Geburtstagsgeschenk gemacht hat.

Stichwort Album: Was ist da anders gelaufen als bei den bisherigen Alben?

Sascha: Also der gravierendste Unterschied zu den vorherigen Alben ist, dass wir einen Zeitplan gemacht haben. Wir haben uns klar gesagt: Dann wollen wir das Album veröffentlichen, dann machen wir eine Live-Pause und fangen an, uns auf das Album zu konzentrieren. In diesem Prozess sind wir etwas konsequenter und mutiger geworden als davor, in verschiedene Richtungen, und das ist jetzt das Ergebnis: „Ende Offen“. Wir sind wieder ein bisschen mehr dahin gekommen, was eigentlich mit Alex los ist, und haben uns wieder mehr damit befasst, welche Geschichte wir eigentlich erzählen wollen. Auf dem ersten Album kommt Alex aus einem Kaff in die Großstadt, wo er sich durchschlägt, mit Höhen und Tiefen, auf der zweiten Platte hat er sich mehr etabliert in seinem Umfeld, und jetzt verlässt er diese Stadt wieder und zieht weiter – und da ist halt das Ende offen.

Viel Aufbruch, Lebensabschnitte gehen zu Ende, ein Umzug steht an: Hat das auch etwas mit eurer Band zu tun, diese Neuanfangsstimmung?

Michael: Grundsätzlich schreiben wir Alex alles auf den Leib, was er erlebt. Wir schreiben keine Science-Fiction-Songs. Alles kommt irgendwie von uns, wird von uns erlebt oder beobachtet und wir nehmen es in die Geschichte mit rein. In diesem speziellen Fall war es so: Dieser Aufbruch war schon ein bisschen das Gefühl, als wir uns das Datum gesetzt haben, wann wir das Album rausbringen wollen. Alle Zeichen standen auf Aufbruch und wir haben gewisse Dinge etwas anders gemacht, Neues versucht.

Wie geht es denn jetzt weiter: Ist bei euch das Ende auch offen?

Sascha: Ja, also das Ende ist absolut offen und vor allem ist es nicht in Sicht. Wir haben halt das Gefühl, dass diese Band sehr organisch und homogen wächst, auch das Umfeld und dass es einfach total Spaß macht. Jetzt ist dieses Baby auf der Welt und es geht darum, einen Festival-Sommer zu spielen, dann die Tour zur Platte und dann irgendwann noch die vierte Platte zu machen.

Michael: Also das ‚offen‘ ist unterstrichen im ‚Ende offen‘.