Über die sich zuspitzende Corona-Lage im Landkreis Tuttlingen informierte gestern Landrat Stefan Bär in einer Pressekonferenz. In der vergangenen Woche wurden 914 Neuinfektionen mit dem Erreger gezählt, ein Allzeithoch. Davon stammten 25 Betroffene aus Neuhausen ob Eck. In Buchheim wurde keine Neuinfektion gemeldet. „Diese Woche hatten wir an zwei Tagen fast 500 Fälle“, sagte ein sichtlich besorgter Landrat. Am Dienstag wurden 197 Neuinfektionen gemeldet sowie drei Todesfälle aus den vergangenen Tagen. Eine 82-Jährige sei im Schwarzwald-Baar-Klinikum verstorben, zwei 83-jährige Männer in Tuttlingen.
Planbare Operationen werden verschoben
Das Klinikum in Tuttlingen schließt ab heute einen Operationssaal und verschiebt damit planbare Operationen, weil immer mehr Corona-Patienten Kapazitäten in Anspruch nehmen würden. Gestern wurden 30 Covid-19-Erkrankte stationär behandelt, davon 19 Ungeimpfte. Auf der Intensivstation werden fünf Patienten beatmet, davon zwei geimpft. Die Patienten im Krankenhaus würden zu den „jüngeren Älteren“ gehören und seien mehrheitlich über 50 Jahre alt. Immer wieder gebe es aber auch junge Menschen mit schweren Verläufen.“Wir sind damit am Ende der Kapazitätsgrenzen im Klinikum“, schilderte Bär. Im Grunde befinde man sich jetzt in der Lage, vor der man immer gewarnt habe. In anderen Kliniken sei es nicht besser.
So ist die Situation in den Pflegeheimen
In den Pflegeheimen sind zwanzig Bewohner und 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infiziert. Nur in zwei Pflegeeinrichtungen im Landkreis gebe es keine infizierten Mitarbeitende. Die Impfquote unter der Belegschaft sei unterschiedlich hoch und bewege sich zwischen 60 und 90 Prozent in den Einrichtungen. Das mobile Impfteam sei dabei, die Bewohner zu boostern.
Vor allem Kinder und Jugendliche stecken sich an
Zu den Neuinfektionen sagte der Landrat, dass vor allem Kinder und Jugendliche von fünf bis 14 Jahren betroffen seien. Aber das Infektionsgeschehen sei auch bei der arbeitenden Bevölkerung bis 59 Jahre sehr hoch. Von den 914 Ansteckungen in der vergangenen Woche waren 32 über 80 Jahre alt.
Landrat Stefan Bär fordert Politik zum Handeln auf
„Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase“, betonte Bär und forderte die Politiker in Berlin und Stuttgart zum Handeln auf. „Impfen ist gut und notwendig, aber das schnelle Impfen alleine wird nicht helfen. Wir brauchen zusätzliche Kontaktbeschränkungen, so hart das auch ist“, forderte er. Er appelliert an die Bevölkerung, die Kontakte in Eigenverantwortung zu reduzieren und die Masken richtig zu tragen. In seiner Behörde seien nur noch FFP2-Masken bei den Mitarbeitern erlaubt, weil sie besser schützen würden. „Eine Maske zwischen Oberlippe und Unterkante Nase bringt nichts“, so Bär.
2490 Erstimpfungen in einer Woche
Aber der Landrat hatte auch gute Nachrichten: In der vergangenen Woche konnten 2490 Bürger zum ersten Mal geimpft werden. Seit Montag betreibt der Landkreis eine eigene Impfstation in der Eisenbahnstraße 3 in Tuttlingen. Ohne Voranmeldung können sich Interessierte montags bis samstags zwischen 9 und 16.30 Uhr impfen lassen. Das Angebot gilt für Erst-, Zweit- und Drittimpfungen. Wegen der hohen Inzidenzen im Bundesland erhält der Landkreis am Donnerstag 1200 Impfdosen zusätzlich.