Wenn der Wind zu stark wird, fahren die Jalousien an Anton Jochims Haus in Mühlingen automatisch nach oben, damit sie nicht beschädigt werden. Möglich macht dies seine intelligente Haustechnik, die er in seinem Eigenheim von Beginn an mit verbaut hat. In seinem 2019 errichteten Neubau hängt im Keller neben dem Sicherungskasten ein Serverschrank, der alle Smarthome-Komponenten zentral steuert. Hier werden auch die Daten der Wetterstation an der Außenfassade verarbeitet, die neben der Windgeschwindigkeit die Lufttemperatur misst.
Türöffnung mit Transponder

Jochims Heizung reagiert auf Temperaturfühler in den Räumen. Seine Video-Sprechanlage sendet automatisch ein Bild auf sein Smartphone, wenn jemand an der Tür klingelt. So kann er seiner Tochter von überall auf der Welt die Tür öffnen, sollte sie ihren Schlüssel vergessen haben. Apropos Schlüssel, das elektronische Haustürschloss wird natürlich mit einem Transponder geöffnet. Der Vorteil: Geht der Transponder verloren, kann Jochims ihn sperren.
KNX-Standard zu empfehlen
Er versuche immer abzuwägen, was es koste und was es am Ende bringe, erklärt Elektromeister Eduard Martin aus Neuhausen ob Eck. Martin hat schon bei zahlreichen Kunden Smarthome-Technik eingebaut und eingerichtet – unter anderem auch in Anton Jochims Eigenheim. Er empfiehlt bei der Elektroinstallation, Komponenten nach dem KNX-Standard zu verbauen. Der KNX-Standard ist die Voraussetzung, damit die gesamte Haustechnik miteinander vernetzt werden kann. Auch sei es ratsam, Leerrohre zu verlegen. Denn wer nicht von Beginn an auf smarte Haustechnik setzen will, dem erleichtern die genannten Maßnahmen später das Nachrüsten. Bei Jochims kann man mit nur einem auf KNX-Technik basierenden Schalter, die Lichter in einem Raum ansteuern und dimmen und die drei Rollläden herunterlassen.
Es kann auch ein Alptraum werden
Ein Radio-Werbespot aus dem Jahr 2019 beschreibt den Alptraum eines jeden Smarthome-Besitzers: Ein Mann ruft auf der Arbeit an, er könne heute nicht kommen, weil sein Smarthome die Türen verriegelt hat. Im Hintergrund spielt die zentrale Haustechnik-Steuerung Volksmusik, die smarte Kaffeemaschine bietet ihm die vierzigste Tasse Espresso an und die Deckenleuchte wechselt im Sekundentakt die Farbe. Doch das ist nicht der Höhepunkt der Katastrophe, denn der Protagonist hat sich die Kleider vom Leib gerissen, weil die Heizung auf höchster Stufe läuft und das ganze Spektakel wird von den Überwachungskameras ins Internet übertragen. Das ist natürlich nicht die Realität, aber der Spot zeigt, was die smarte Haustechnik heutzutage möglich macht und was ihre Risiken sind.
Ladestation für das Elektroauto vernetzt

„Am Anfang meldete sich plötzlich meine App, dass die Haustür offen steht“, erzählt Bernhard Lischka aus Immendingen von seinen ersten Erfahrungen mit seinem Smarthome. Lischka hat damals ganz klassisch seinen Nachbarn angerufen, der einen Schlüssel zum Haus der Lischkas besitzt. Der Nachbar stellte schließlich fest, dass die Haustür fest verschlossen war. Das Problem lag beim zuständigen Sensor. Lischka hat wie Jochim rund 15 000 Euro in die intelligente Haustechnik investiert. In seinem Haus sind nicht nur Lichter, Rollläden und die Heizung steuerbar, bei ihm soll in Zukunft auch die Bewässerung des Gartens von der smarten Technik übernommen werden. Der Tank mit der Pumpe ist schon funktionsbereit. Im Moment fehlen allerdings noch die Pflanzen im Garten und die entsprechenden Bewässerungsleitungen. Auch die Ladestation fürs Elektroauto ist vernetzt. Lischka kann auf dem Smartphone ablesen, wie viel Strom getankt wurde. Dass Lischka das Licht in der Garage mit seiner App ein- und ausschalten kann und damit ebenfalls das Tor aus dem Auto öffnet und schließt, versteht sich von selbst.
Nicht übertreiben
Jochim wünscht sich für sein Haus noch eine Sauna, die er mit der App anstellen kann, bevor er nach Hause kommt. Lischka hofft, dass seine App es ermöglicht, dass er über die Sprechanlage am Haus zum Beispiel mit dem Postboten kommunizieren kann. Dann könne er ihm beispielsweise sagen, wo er das Paket ablegen soll.
Elektriker Martin empfiehlt, es bei der Technik nicht zu übertreiben. Aber jeder müsse selbst entscheiden, was für ihn sinnvoll sei und was nicht.