Das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck findet nach zwei Jahren Pandemie-Pause ab diesem Freitag bis Sonntag wieder statt. Die Vorbereitungen dafür sind seit Monaten im Gange. Viele Menschen tragen zum Gelingen eines störungsfreien Festival-Wochenendes bei. Der Veranstalter, die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH, beschäftigt alleine 6000 Mitarbeiter. Hinzu kommen Helfer aus dem ganzen Landkreis Tuttlingen, Mitarbeiter der Gemeinde Neuhausen, der Betreibergesellschaft des Take-Off-Gewerbeparks, die das Festivalgelände zur Verfügung stellt, Sanitäter, Feuerwehr- und Polizeikräfte. „In rund zwei Wochen entsteht die Infrastruktur einer Kleinstadt“, entgegnet der Pressesprecher des Festival-Veranstalters Jonas Rhode auf die Frage, was die Herausforderungen bei der Organisation des Musikfestivals für die rund 65 000 erwarteten Besucher sind, die bald anreisen (alle Informationen zur Southside-Anreise finden Sie hier).

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Zum Southside 2022 sonniges Sommerwetter vorausgesagt

Albert Reutebuch gehört zu den vielen Mitarbeitern, die für das Southside-Festival vor, während und danach im Dauereinsatz sind. Der Mitarbeiter der Betreibergesellschaft des Gewerbeparks hat in den vergangenen Wochen sämtliche Rasenflächen auf dem Festivalgelände gemäht und vorbereitet. Zur Festivalzeit sammelt Reutebuch reichlich Überstunden. Er ist seit 18 Jahren beim Gewerbepark für die Grünflächen und den Winterdienst verantwortlich und hat schon viele Southside-Festivals miterlebt. „Jetzt ist die Fläche noch grün, nach dem Festival meistens Matsch, je nach Wetter“, sagt er.

Albert Reutebuch hat sämtliche Rasenflächen für das Southside vorbereitet.
Albert Reutebuch hat sämtliche Rasenflächen für das Southside vorbereitet. | Bild: Heinrich Sturm

Doch wahrscheinlich kann der Veranstalter die Flächen in diesem Jahr ohne größere Schäden zurückgeben. Der eigens für das Southside-Festival vom Veranstalter engagierte Meteorologe hat sonniges Sommerwetter vorausgesagt. „Wir übernehmen das Festivalgelände wieder so vom Veranstalter zurück, wie wir es übergeben haben“, erklärt Heike Reitze, Geschäftsführerin des Gewerbeparks, die Vereinbarung zwischen Betreibergesellschaft und Veranstalter.

Zäune zum Schutz der Unternehmen

Vielen Hände sind an den Vorbereitungen beteiligt: Hier werden Zäune aufgestellt, um den Besucherstrom zu lenken.
Vielen Hände sind an den Vorbereitungen beteiligt: Hier werden Zäune aufgestellt, um den Besucherstrom zu lenken. | Bild: Heinrich Sturm

Zu den Vereinbarungen der beiden Parteien gehört auch die Zusage des Veranstalters, dass die zum Gewerbepark gehörenden Unternehmen nicht beeinträchtigt werden. „Für die Sicherheit der Unternehmen muss gesorgt werden, dafür werden auch überall Zäune gestellt“, erklärt Geschäftsführerin Reitze. Auf den Flugbetrieb müssen die Unternehmen, die auf dem ehemaligen Militärflugplatz angesiedelt sind, im Zeitraum um das Festival verzichten. Der Veranstalter darf auch seine Mitarbeiter in den leerstehenden Gebäuden auf dem Gelände unterbringen. Die Musiker übernachten zum Teil in Hotels in der Region, viele fahren aber auch gleich weiter und sind ohnehin in Tourbussen unterwegs – unter anderem zum zeitgleich stattfindenden Schwesterfestival Hurricane, erklärt Rohde.

Sicherheitskonzept für die Festival-Tage

Die Festivalbesucher sind ein friedfertiges Volk, sagt Heike Reitze Geschäftsführerin der Take-Off-Gewerbepark Betreibergesellschaft. |
Die Festivalbesucher sind ein friedfertiges Volk, sagt Heike Reitze Geschäftsführerin der Take-Off-Gewerbepark Betreibergesellschaft. | | Bild: Heinrich Sturm

Die Festivalbesucher seien ein friedfertiges Volk, das habe sogar die Polizei schon bestätigt, sagt Heike Reitze. Trotzdem sind die Verantwortlichen mit einem weitreichendes Sicherheitskonzept auf Notfälle vorbereitet. Der ganze Landkreis Tuttlingen ist darin eingebunden, wie Neuhausens Bürgermeisterin Marina Jung erklärt. Polizei, Feuerwehr und Johanniter sind auf dem Gelände stationiert. Alle umliegenden Feuerwehren befinden sich über das Festival-Wochenende in Bereitschaft. Hallen dürfen in den benachbarten Gemeinden in der Festivalzeit nicht von anderen Veranstaltungen belegt sein, weil sie im Falle einer Evakuierung des Festivalgeländes zur Unterbringung der Festivalgäste dienen. Dort kann auch eine medizinische Versorgung stattfinden, wenn die Kapazitäten der umliegenden Krankenhäuser überschritten sein sollte.

Aufbauarbeiten an einer der großen Bühnen auf dem Festivalgelände.
Aufbauarbeiten an einer der großen Bühnen auf dem Festivalgelände. | Bild: Heinrich Sturm

Spende für jeden abgegebenen Müllsack

Wie die Bewohner einer Kleinstadt produzieren die Festivalbesucher natürlich Müll. Hinzu kommt die Praxis einer Vielzahl von Gästen die mitgebrachte, häufig neuwertige Campingausrüstung nach den Gebrauch einfach auf dem Gelände stehen zu lassen. Zwar hat sich der Veranstalter unter dem Motto „Grün rockt“ mehr Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben, das bisher praktizierte Müllpfand aber abgeschafft, der die Besucher dazu anleiten sollte, einen sauberen Platz zu hinterlassen. Alternativ spendet der Festivalveranstalter einen Euro an ein soziales Projekt in der Region für jeden von Besuchern abgegebenen Müllsack. Außerdem gilt ein Verbot von Einwegplastikgeschirr und -besteck für alle Händler und Gastronomen auf dem Festival. Auch zurückgelassene Zelte, Schlafsäcke und Isomatten will man wieder an eine gemeinnützige Organisation spenden. Zwar wird der Veranstalter von der Gemeinde Neuhausen ob Eck angehalten, Vermüllung zu vermeiden und ausreichend Entsorgungsmöglichkeiten bereitzustellen, konkrete Vorgaben zur Müllvermeidung gibt es allerdings nicht.

Neuhausen profitiert vor allem vom Image

Die Gemeinde profitiert weniger finanziell vom Soutside-Festival als vom Image, erläutert Neuhausen ob Ecks Bürgermeisterin Marina Jung.
Die Gemeinde profitiert weniger finanziell vom Soutside-Festival als vom Image, erläutert Neuhausen ob Ecks Bürgermeisterin Marina Jung. | Bild: Heinrich Sturm

Die Gemeinde Neuhausen ob Eck hat durch das Festival keine direkten Einnahmen. Lediglich Gebühren für unterschiedlichste Genehmigungen – von Pyrotechnik bis zum Getränkestand – landen in der Gemeindekasse. „Die Gemeinde profitiert weniger finanziell vom Festival als vom Image“, erklärt Neuhausens Bürgermeisterin Marina Jung. Natürlich bezahlt der Festivalveranstalter für die Nutzung der Flächen des Gewerbeparks und den Aufwand, den die Betreibergesellschaft hat. „Reich werden wir dadurch nicht, aber es ist nicht ganz zu vernachlässigen“, meint Geschäftsführerin Heike Reitze.