Das Projekt „Bürgerbahn“ nimmt Fahrt auf: Mit 29 Gründungsmitgliedern wurde am Montag der Förderverein Räuberbahn aus der Taufe gehoben. Die ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer wollen den ganzjährigen Freizeitverkehr der Räuberbahn zwischen Pfullendorf und Altshausen auf die Schienen bringen.
Fünf Mitglieder bilden das Vorstandsteam
Zur Vorsitzenden wurde Gabriele Lenz gewählt. Sie bildet mit ihrem Stellvertreter Robert Gentner, Kassenwart Bernd Hasenfratz, Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu und Eisenbahnbetriebsleiter Frank von Meißner das Vorstandsteam.

Bislang fährt die Räuberbahn im Ausflugsverkehr zwischen Mai und Oktober an Wochenenden und Feiertagen zwischen Pfullendorf, Ostrach und Altshausen. Die Bahnstrecke gehört Pfullendorf, Ostrach und Altshausen, weshalb die Bürgermeister Thomas Kugler, Christoph Schulz und Patrick Bauser bei der Gründungsversammlung anwesend waren.
Fahrbetrieb wird ehrenamtlich durch Bürger organisiert
Mit Unterstützung des Fördervereins soll ein ehrenamtlich organisierter Fahrbetrieb in Bürgerhand in den Wintermonaten an Wochenenden und Feiertagen ab Herbst 2022 aufgebaut werden.
Wie Bernd Mathieu erläuterte, sei das Ziel, dass die Vereinsmitglieder im Winterhalbjahr die Triebwagenführer, im Sommerhalbjahr die Erlebniszugbegleiter stellen und bei der Ausarbeitung touristischer Begleitprogramme mit im Boot sind.
Außerdem sollen sie sich im Marketing engagieren. Wie Eisenbahnbetriebsleiter Frank von Meißner schilderte, werden die Triebwagenführer für ihre Tätigkeit eigens ausgebildet, die Schulungen seien gut mit einer Berufstätigkeit zu vereinbaren.
Erlebniszugbegleiter weisen auf Interessantes entlang der Strecke hin
Die geschulten Erlebniszugbegleiter sind weit mehr als nur Schaffner: Sie sollen auf Sehenswertes entlang der Strecke hinweisen, wie Städte, Dörfer, Schlösser, Burgen, aber auch Feste, Konzerte und sonstige Veranstaltungen. Außerdem vermitteln sie Wissenswertes zur Bahn und geben Auskünfte zu weiterführenden Bahnverbindungen, Wanderwegen und Gaststätten.
Die regionale öffentliche Bahn (RÖB) Pfullendorf ist für den Fahrbetrieb verantwortlich sowie für die Abwicklung von Zuschüssen, das Notfallmanagement, die Überwachung und Fortbildung des Personals sowie für die Anmietung der Fahrzeuge. Denn die Fahrzeuge müssen angemietet werden, wie Bürgermeister Kugler erläuterte, da ein Kauf zu teuer wäre.
Neue Projektkoordinatorin hat viel auf die Beine gestellt
Seit Oktober 2020 ist Katharina Szász als Projektkoordinatorin der Bürgerbahn eingestellt. Sie hat sich engagiert eingebracht – ob bei der Eröffnung der Geschäftsstelle der Räuberbahn in der Heiligenberger Straße, beim Ausbildungskonzept und der Gestaltung einer Homepage (www.raeuberbahn.de). Ebenso wie Mathieu und von Meißner wird sie die Vereinsmitglieder dabei unterstützen, durch die Bürgerbahn eine zusätzliche Mobilität für Jung und Alt zu gewinnen. Das Projekt steht nicht nur personell, sondern auch finanziell auf festen Füßen, da es eine Absicherung durch ein Förderprogramm gibt.
Private Mitglieder zahlen 55 Euro pro Jahr
„Sie waren Geburtshelfer für eine gute und tolle Idee“, lobte Bürgermeister Thomas Kugler abschließend. Wer Mitglied werden möchte, zahlt als Privatperson 55 Euro jährlich; als juristische Person, wie etwa ein Verein, 75 Euro.
Chronik
- 1964: Die Deutsche Bundesbahn stellt den Personenverkehr von Pfullendorf nach Altshausen ein.
- 2002: Die DB stellte den Güterverkehr nach Pfullendorf ein, 2004 erfolgte die formale Stilllegung.
- 2009: Der Abschnitt zwischen Altshausen und Pfullendorf wird am 31. Juli mit Fahrradsonderzügen reaktiviert. Betreiberin der regionalen öffentlichen Bahn ist die Stadt Pfullendorf als Pächter, unterstützt durch nebenberufliche Eisenbahnbetriebsleiter.
- 2010: Der Bodo-Erlebnistag bringt Ausflugs-Sonderzüge auf die Strecke nach Pfullendorf. Der Bahnsteig Ostrach wird reaktiviert.
- 2011: Der „Radexpress Oberschwaben“ bringt regelmäßige Züge auf die Strecke. Die Stadt Pfullendorf errichtet einen neuen Bahnsteig am Stadtgarten.
- 2015: Kauf der Bahnstrecke durch die Stadt Pfullendorf und die Gemeinden Ostrach und Altshausen.
- 2017: Der planmäßige Güterverkehr kommt wieder zum Laufen. Überwiegend handelt es sich um Holz und Kunstdünger nach und von Altshausen und Burgweiler.
- 2018: Die Bahnhöfe werden touristisch aufgewertet mit Info-Stellen, Sitzgelegenheiten und zum Teil neuen Bahnsteigen. Begleitprogramme werden geschaffen. Und die Strecke bekommt einen neuen Namen: Räuberbahn. Zudem verdoppelt sich das Fahrplanangebot.
- 2019: Der neue Bahnhaltepunkt Hoßkirch-Königseggsee geht in Betrieb.
- 2020: Gefördert durch ein Bundesprojekt, macht sich ein Team aus der Pfullendorfer Eisenbahnverwaltung und des Bodo-Verkehrsverbunds daran, einen ehrenamtlich organisierten Bürgerbahn-Fahrbetrieb aufzubauen.
- 2021: Der Förderverein Bürgerbahn wird mit 29 Mitgliedern gegründet