Pfullendorf – Viele Touristen lieben die Altstadt von Pfullendorf. Und so mancher Besucher setzte sich an einen der noch vorhandenen beiden Brunnen und freut sich an der Umgebung. Wenn das Wasser plätschert, kann man sich gut in alte Zeiten versetzen. Ob die allerdings immer so gut waren, das muss bezweifelt werden. Und da, wo heute um die Brunnen Kopfsteinpflaster ist, da war früher oft ein richtiger Sumpf. Denn die Brunnen waren nicht dazu da, um sie anzusehen, sondern sie hatten gleich mehrere praktische Anwendungen.
So holte man sich hier das Trinkwasser, das man im Haus brauchte, tränkte das Vieh und nutzte sie auch mal zum Wäschewaschen. Das ist heute nicht mehr so. Und trinken darf man aus den Brunnen auch nicht. „Kein Trinkwasser“ signalisieren kleine Schilder. Das Trinkwasser hat in Pfullendorf eine hervorragende Qualität. Im gesamten Versorgungsgebiet werden keine Aufbereitungsstoffe oder Desinfektionsmittel verwendet. „Sie können das Wasser direkt aus dem Hahn ohne Bedenken genießen“, heißt es auf der Internetseite der Stadtwerke. Und das scheint auch zu stimmen.

Nach den aktuell gemessenen Werten wird im gesamten Versorgungsgebiet kein gesetzlich vorgeschriebener Grenzwert überschritten. Im Gegenteil. Man liegt oft sehr weit darunter. Warum soll man dann kein Wasser aus einem Brunnen trinken, das doch so frisch und kühl plätschert? Das Trinkwasser wird doch penibel kontrolliert, ehe es an die Haushalte verteilt wird. Entsprechend der Trinkwasserverordnung wird das Wasser auf alle wichtigen Parameter getestet und gegebenenfalls aufbereitet, sodass ausnahmslos hochwertiges Trinkwasser geliefert wird.

Und genau da liegt das Problem. Die Brunnen in Pfullendorf werden nämlich nicht aus der Trinkwasserleitung gespeist. Die Sache ist viel komplizierter. Es gib nämlich in der Linzgaustadt noch immer die historischen Leitungen zu den Brunnen. Mittlerweile sind die natürlich nicht mehr aus Holz und wurden irgendwann durch anderes Material ersetzt. Aber sie sind da. Und das Wasser kommt auch nicht aus dem Andelsbachtal, wie das aus den „normalen“ Wasserleitungen, sondern aus einer Quelle im Tiefental, von wo es in einen Hochbehälter zwischen Geberit-Arena und Kaserne gepumpt wird. Und von dort fließt es mit eigener Kraft in die Brunnen. Übrigens ohne Pumpe. Der natürliche Druck reicht aus. Allerdings schwächt er sich ab und deshalb hat der Brunnen hinter dem Oberen Tor einen deutlich geringeren Druck als der tiefer liegende Narrenbrunnen auf dem Marktplatz. Und das ist technisch gesehen dann genau so, wie in alten Zeiten. Nur: Dieses Wasser wird nicht regelmäßig in einem Labor untersucht und deshalb darf es sich nicht „Trinkwasser“ nennen.

Ursprünglich gab es wohl nur den „Steinbrunnen“, der beim Stadttor stand, das sich neben der heutigen Metzgerei Endres befand. Es hieß deshalb auch Steinbronner-Tor. Auf dem etwa 30 Meter hohen Turm wurde 1773 ein Kunstbrunnenwerk durch Josef Wurster aus Schwendi eingebaut. Von hier sollten drei Brunnen in der Oberstadt versorgt werden. Das hat zumindest im Jahr 1774 nicht so richtig funktioniert. Denn da herrschte Trockenheit und deshalb blieben in der Oberstadt die Brunnen ohne Wasser. Heutzutage ist das kein Problem mehr und „die Brünnlein fließen“. Die Instandhaltung der Brunnen lässt sich die Stadt übrigens rund 15 000 Euro im Jahr kosten. Man kann also davon ausgehen, dass sich Besucher und Einheimische auch weiterhin an den schönen Wasserspendern erfreuen dürfen.
Im Laufe der Zeit sind allerdings einige Brunnen verschwunden. So der Schwanenbrunnen beim Weißen Kloster, wo heute die Kloster-Floristik ihr Domizil hat. Der wurde am 28. August 1958 abgebaut und die eiserne Brunnenschale ging auf den Schrott. Der kleine Brunnen mit dem Kerlchen auf dem Delphin, der heute unterhalb vom Bindhaus steht, ist übrigens nachträglich dorthin gekommen. Er stand ursprünglich beim „Weißen Ochsen“ in der Vorstadt. Der ist mittlerweile auch verschwunden. Vielleicht kommt ja jemand auf die Idee, im Stadtgarten wieder einen Brunnen aufzustellen, den es dort bis vor einigen Jahrzehnten gab. Oder am leeren Platz beim neuen Stadtgartenkreisel? Man könnte mal darüber nachdenken. Und vielleicht wäre dann auch die Möglichkeit, gleich noch einen Trinkwasserspender zu installieren.
Verschwundene Brunnen
Sie sind im Stadtbild nicht mehr zu finden (kleine Auswahl): Rößlebrunnen (Roßmarktsgasse), Höllbrunnen oder Adlerbrunnen (in der Nähe des heutigen Hotels Adler), Gebsenbrunnen (südlich des ehemaligen Gebsentors), Bärenbrunnen (beim gleichnamigen Gasthaus Bären, gegenüber heutigem China-Restaurant), Rotochsenbrunnen (beim heutigen Gasthaus Alte Post), Lammbrunnen (beim Gasthaus Lamm), Stadtbrunnen in der Pfarrhofgasse, Engelisbrunnen (vor dem damaligen Stadttor beim heutigen Bistro Celentano). Außerdem gab und gibt es Brunnen außerhalb der Stadtmauern. (kf)