Dritte Generation frisst 8000 Fichten
„20-400-8000“, lautet die dramatische Faustformel in Sachen Borkenkäfer. Aus einer im Frühjahr von Borkenkäfern befallenen Gruppe von 20 Fichten besteht für die zweite Käfergeneration, die im Juni ausfliegt, bereits ein Brutraumbedarf von 400 Bäumen. Wenn hieraus im gleichen Jahr eine dritte Käfergeneration entsteht, werden potentiell 8000 Fichten zu Fraßbäumen, die einen solchen Angriff nicht überstehen. „Diese Dynamik in der Populationsentwicklung gilt es zu unterbinden“ erläuterte Forstrevierleiter Daniel Benz vom Landratsamt den etwa 50 Privatwaldbesitzern, die in den Wald des Erzbischöflichen Linzerfonds gekommen waren.
Trockenheit schwächt Abwehrkräfte der Bäume
„Trockenheit und Hitze beschleunigen die Generationenfolge der Borkenkäfer und schwächen gleichzeitig die Abwehrkräfte der Fichten", ergänzte Walter Jäger, stellvertretender Fachbereichsleiter auf Anfrage des SÜDKURIER. Mit solch einer ungünstigen Witterung müsse man künftig öfter rechnen, fürchtet der Forstexperte, dass nicht nur die Fichten in Gefahr sind, sondern auch andere Baumarten unter zunehmendem Trockenstress leiden.
Frühzeitige Suche nach dem Schädling
Um die Gefahr rechtzeitig zu erkennen und erfolgreich bekämpfen zu können, müssen die ersten Anzeichen für neuen Käferbefall, wie herabrieselndes Bohrmehl oder Einschlagslöcher des Spechts, aber auch feine Harztropfen ganz früh gesucht werden. „Die befallenen Bäume müssen sofort aufgearbeitet und die zahllosen Jungkäfer unschädlich gemacht werden, bevor sie sich aus den Stämmen herausbohren“, so Benz. Das Risiko für große Schäden in den Wäldern ist für 2019 enorm angestiegen, erklärten die Behördenvertreter den Privatwaldbesitzern.
Preise am Holzmarkt eingebrochen
Schon 2018 wurden europaweit mehr als 50 Millionen Kubikmeter Holz aus Sturmschäden und vor allem aus Käferbefall registriert. Die Konsequenz beschreibt Stefan Vollmer, verantwortlich für den Holzverkauf beim Landratsamt Sigmaringen, so: „Der Markt für frisches Holz ist zusammengebrochen. Die Preise sind unterirdisch schlecht und wir müssen froh sein, wenn 2019 das anfallende Schadholz bei den Kunden unterzubringen ist“. Auch Schutzspritzungen von am Waldweg lagernden Hölzern werden notwendig sein, um die Ausbreitung des Käfers zu vermindern. Nach der Schadensbeseitigung werden die Flächen wieder neu bepflanzt.
Hoher Arbeitsaufwand nötig
Forstwirtschaftsmeister Niels Reise führte dann eine leichte, selbstfahrende Mulchraupe vor. Sie kommt bei extremem Bewuchs mit Brombeere und Sträuchern zur Vorbereitung der Pflanzfläche zum Einsatz. Bis ein vor Wildverbiss gesicherter Jungbestand entwickelt ist, sind viele Arbeitseinsätze erforderlich. Hierüber wurde unter den Privatwaldbesitzern intensiv diskutiert. Walter Jäger stellte abschließend fest: „Die Wiederbewaldung der Schadflächen wird in den kommenden Jahren eine wichtige Aufgabe sein. "Das ist eine langwierige, kostspielige aber unabdingbare Aufgabe für alle Waldbesitzer", erklärte Waldexperte Walter Jäger.
Termin
Ein weiterer Privatwaldtag findet am kommenden Freitag, 5. April, in Leibertingen-Altheim statt. Treffpunkt ist um 16 Uhr beim Bürgerhaus in Altheim. Von hier aus geht es in Fahrgemeinschaften mit dem Auto in umliegende Wälder zur Besichtigung verschiedener Waldbestände. Ab etwa 18 Uhr wird die Veranstaltung im Bürgerhaus Altheim fortgesetzt.