Ostrach/Riedhausen – Auch Jahrhunderte nach seinem Tod sorgt Xaver Hohenleiter, besser bekannt als "Der Schwarze Vere", für Aufregung. 2019 jährt sich sein Todestag zum 200. Male. Grund genug, etwas genauer hinzuschauen und tiefer in die Geschichte einzusteigen.
Damals stand die Laubbacher Mühle auf der Gemarkung Ostrach. Bislang lauteten die Erzählungen so, dass Xaver Hohenleiter dort in der Nähe am 16. April 1819 durch eine List eines Försters des Grafen zu Königsegg-Aulendorf gefangen genommen werden konnte. Eine Stele, die zur Erinnerung an dieses Ereignis errichtet wurde, steht an der Stelle, wo die Gefangennahme stattfand.
Reinhold Gasser, Regisseur und stellvertretender Vorsitzender der Theatergruppe Riedhausen, schaute einmal genauer nach und stellte fest, dass die Stele auf der Gemarkung Riedhausen errichtet wurde. Das war für ihn und den Vorsitzenden Winfried Riegger Grund genug, im Sommer 2019 ein Freilichtspiel über den "Schwarzen Vere" aufführen zu wollen. Punktgenau zu seinem 200. Todestag soll das Stück, das von der Theater-Autorin Jutta Golitsch geschrieben wird, Einblick in sein Leben geben. "Er ist inzwischen zur Kultfigur geworden", erklärt Riegger.
Der Räuberhauptmann kam im Ehinger Tor in Biberach durch einen Blitz, der in den Turm einschlug und durch seine Ketten weitergeleitet wurde, ums Leben. "Sein Tod war das, was ihn zur Legende gemacht hat; das war sozusagen das Gottesurteil", erzählt Riegger. "Wäre er nicht vom Blitz erschlagen worden, hätte ihm der Galgen gedroht", erklärt er die damaligen Strafregister.
Dabei geht es der Gruppe keinesfalls um die Glorifizierung. "Aber es gab ihn und was wir spüren, ist die Aktualität der Räuber", sagt der Vorsitzende. 2013 gab es bereits ein Stück der Theatergruppe mit der Autorin: Hermann von Altshausen. "Diese Person darzustellen war etwas Besonderes", erinnert sich Regisseur Gasser. "Anschließend überlegte ich, wo es noch einen Bekannten gibt und kam auf den 'Schwarzen Vere'." Autorin Golitsch ergänzt: "Das sind Figuren, die eignen sich hervorragend für solche Stücke, denn es bietet dann von allem etwas: Sozialthema, Räubergeschichten mit Spannung und Humor und rein von der bildlichen Vorstellung ist alles dabei." Außerdem habe sie festgestellt, dass die Leute Interesse an regionaler Geschichte haben.
Gasser berichtet anschließend, dass es bereits die erste Bürgerversammlung gegeben hat, denn sie wollen das Vorhaben mit der gesamten Gemeinde in die Hand nehmen. "Die Bürgerschaft war zahlreich erschienen und die Resonanz war ausschließlich positiv." Riedhausens Bürgermeister Ekkehard Stettner steht ebenfalls hinter dem Vorhaben. "Das ermuntert die Macher, das Projekt zu verwirklichen", bestätigt er. Für ihn sei es ein Highlight, auf das er sich freue. "Jetzt müssen wir erst mal sehen, was es kostet, dann werden Arbeitsgruppen gegründet und eine wird fürs Sponsoring zuständig sein."
"Wir werden dann genau ausloten, wo es passen wird, dieses Stück aufzuführen", sagt Winfried Riegger. Ein Konzept steht noch nicht, aber vier Aufführungen seien angedacht. Die organisatorischen Aufgaben sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, damit die Teams mit ihren Arbeiten beginnen können. Golitsch ist es wichtig, zunächst die Technik zu klären, dann die Kostüme. Stettner ist sich sicher: "Es ist kein Klamauk und ich kann mir vorstellen, dass es für alle etwas ganz Großartiges wird."
Der Schwarze Vere
Franz Xaver Hohenleiter, der "Der Schwarze Vere" genannt wird, war der Anführer einer Räuberbande im Gebiet des heutigen Dreiländerecks von Österreich, der Schweiz, Bayern, Baden, Hohenzollern-Sigmaringen und Württemberg. 1788 wurde er in Rommelsried im heutigen Landkreis Augsburg geboren. Er war Soldat und setzte sein Leben als Kleinkrimineller fort. Die damalige Zeit war geprägt von Arbeitslosigkeit, Armut und Hungersnot, vor allem 1816, dem "Jahr ohne Sommer". 1815 brach in Indonesien der Vulkan Tambora aus und verursachte eine globale Klimaveränderung. "Der Schwarze Vere" leerte Rauchkammern und Lebensmittelvorräte mit seiner Bande, um überleben zu können. Dabei nutzte er die Drei-Länder-Region der heutigen Gemeinde Ostrach für sich. Durch eine Falle eines Försters des Grafen zu Königsegg-Aulendorf konnte er mit seiner Bande gefangen genommen werden. In Königsegg kam er in Arrest und wurde von dort nach Biberach gebracht, wo ihm der Prozess gemacht werden sollte. In Ketten gelegt im Siechentor eingesperrt, fand er während des Unwetters am 20. Juli 1819 den Tod, nachdem der Blitz in den Turm einschlug und durch die Ketten an ihn weitergeleitet wurde. (nir)