Elegant und gepflegt steht er da: der BMW 315 von Manuela und Michael Straub. Obwohl stattliche 86 Jahre alt, erhielt der Oldtimer im August ohne jegliche Beanstandung die TÜV-Plakette. Das Vollgutachten nach der jahrelangen Instandsetzung war kniffliger, sagen die Fahrzeugbesitzer Manuela (46 Jahre) und Michael Straub (49 Jahre). „Fahrbereit und in diesem Zustand gibt es nur noch ein Dutzend Modelle“, sagt Manuela Straub. Sie und ihr Mann wissen um den Wert ihres Oldtimers.

Die 46-Jährige ist eine geborene Ostertag aus Pfullendorf, „Es war das Auto meines Großvaters Eugen Ostertag„, erzählt sie. Er hatte diesen 34 PS starken Personenkraftwagen 1956 abgemeldet. Die Großmutter Alice Ostertag hatte das Auto jedoch über die Jahre hinweg behalten. „Alles Mögliche wurde hineingestellt. Es war dazwischen sogar mal Hasenstall“, erzählt Manuela Straub.

Ihr Vater Berthold Ostertag wollte das Fahrzeug einst für ihre Hochzeit restaurieren. Ihr Onkel Gerhard Buck zerlegte das Fahrzeug ab 2015 in alle Einzelteile, „hochprofessionell und von Grund auf hat er es restauriert, teilweise nicht mehr erhältliche Ersatzteile hat er selbst gefertigt“, erzählt Michael Straub.
„Dixi“ war der Markenname der Fahrzeugfabrik Eisenach bis zur Übernahme durch BMW 1928. Von 1934 bis 1937 wurde dieses Modell dort in einer Auflage von nur knapp 1000 Stück gefertigt. Der Kraftfahrzeugbrief wurde noch handschriftlich vom Ratsschreiber ausgefüllt.
Der 315er ist das erste Modell mit den markanten BMW-Nieren, dem zweigeteilten, abgerundeten Kühlergrill. Vielfach fuhr das Militär diese Modelle in Kriegszeiten. Deshalb war der Wagen vor der Restaurierung militärgrau lackiert. Seine Originalfarbe war aber bordeaux-schwarz oder creme-schwarz, wie die Recherchen der Straubs ergaben. Manuela Straub war es wichtig, dass der Oldtimer wieder eine Originalfarbe erhielt und entschied sich für eine creme-schwarze Lackierung.
Die Oldtimerbesitzer freuen sich darüber, dass das Fahrzeug seit August 2018 wieder gefahren werden kann. Dennoch liegen zwei dunkle Schatten über dem Wagen. Manuela Straubs Großmutter wäre gern noch einmal damit gefahren. Obwohl sie 103 Jahre alt wurde, verstarb sie drei Monate vor der Fertigstellung. Restaurator Gerhard Buck kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. „Das Auto wird in Ehren gehalten und sie leben in diesem Auto weiter“, betont Manuela Straub. So hat der Oldtimer auch seine eigene Garage und Decke bekommen.
Alter BMW weckt bei Pfullendorfern Kindheitserinnerungen
Bei einem Oldtimertreffen in Pfullendorf weckte das Auto Kindheitserinnerungen der Besucher. Mehrere Pfullendorfer hatten seit Kindheitstagen davon geträumt, mal in diesem Auto zu sitzen. Eugen Ostertag sei mit diesem Wagen immer an ihnen vorbeigefahren und habe freundlich gewunken, erzählen die Straubs von Anekdoten der Besucher.
Clemens Veeser hat 164 Fahrräder, vier Motorräder und sieben Mopeds
Ein leidenschaftlicher Sammler und Restaurator von Oldtimerfahrzeugen und -fahrrädern jeglicher Art ist Clemens Veeser aus Wald. Der Scheunenfund eines alten Mopeds weckte diese Leidenschaft; da war er 17 Jahre alt. Da er schon immer ein altes Auto fahren wollte, kaufte Veeser mit 18 Jahren einen Opel Rekord, Baujahr 1962, mit dem er noch heute immer wieder durch die Gegend fährt.
Die Einfachheit und Überschaubarkeit des Fahrzeugaufbaus faszinieren ihn noch heute: „Man konnte alles begreifen.“ Und die Details wie Stoßstange, Lampenringe und Radkappen aus Chrom beeindruckten ihn schon als junger Mann. „Weil ich nicht so viel Unterstellplatz hatte, habe ich mit dem Sammeln von Fahrrädern, Motorrädern und Mopeds begonnen“, erzählt er.

Heute zählt Veesers Sammlung 164 Fahrräder, vier Motorräder und sieben Mopeds. „Je älter, desto besser“, lautet sein Credo. Veesers ältestes Motorrad ist eine „Stock“ aus Berlin, Baujahr 1926, sein ältestes Fahrrad ein „Göricke“, Baujahr 1911. Als nächstes Projekt will der gelernte Vermessungstechniker ein „Stricker“-Fahrrad, Baujahr 1934, restaurieren, das ein Bürgermeister von Pfullendorf besessen hat und sogar ein Nummernschild trägt: „B.M.-00519“
Besondere Begeisterung für historische Fahrräder
Den Oldtimerliebhaber begeistert, wie leicht sich historische Fahrräder fahren lassen und wie weich die früher benutzten Ledersättel sind. 2018 unternahm Veeser mit Freunden eine mehrtägige Radtour auf historischen Fahrrädern nach Ulm. Bis ein Fahrrad richtig restauriert ist, stecken 30 bis 40 Arbeitsstunden darin, bei Mopeds und Motorrädern je nach Problemen sogar noch länger, sagt er. Auch ein Opel 12C, Baujahr 1931, befindet sich in seiner Sammlung. Diesen und den Opel Rekord hatte er schon mehrmals bei Hochzeiten im Einsatz.
Die Oldtimerleidenschaft ist das größte Hobby des 51-Jährigen und sein Ausgleich nach Feierabend. „Die Ehrfurcht vor dem Alter der Fahrzeuge ist atemberaubend und das Gefühl, wenn sie wieder funktionieren und fahren, ist herrlich“, beschreibt Veeser. Seine Oldtimer dürfen ruhig Patina angesetzt haben, wie sein seltenes Hoffmann-Motorrad MR 175.
Sein Traum wäre ein historisches Hochrad
Er ist davon überzeugt, dass die Fahrzeuge auf die Straße und nicht in die Stube gehören. Deshalb fährt er sie immer wieder aus. Auf Oldtimermärkten sucht Veeser nach Ersatzteilen und Schnäppchen. „Die Menschen, die um die Jahrhundertwende die Hochräder, Laufräder, und Fahrzeuge konstruierten, sind für mich die Pioniere und Helden“, unterstreicht er. Nachfolgend seien die Fahrzeuge stets nur weiterentwickelt worden. Ein historisches Hochrad zu bekommen, das wäre der erklärte Traum des Walders. Eine Klingel dafür hat er bereits.
Liebe auf den ersten Blick: Frank Wielers schwärmt für Vespas
Frank Wielers von der Burraumühle in Wald hegt eine spezielle Leidenschaft für Vespas. Wenn er ihre Form beschreibt, gerät er geradezu ins Schwärmen. Die Leidenschaft für die italienischen Motorroller, die 1946 erstmals auf den Markt kamen, teilt er mit seiner Lebensgefährtin Gabi Sinn. Zusammen besitzen sie sechs Vespas.
„Bei mir ging es mit 14 Jahren los. Als mein zwei Jahre älterer Cousin eine Vespa kaufte, fasste ich den Entschluss, den Führerschein zu machen und Vespa zu fahren. Es war, glaube ich, Liebe auf den ersten Blick“ erinnert sich der in Gutenstein aufgewachsene Rundschleifer noch gut.

Das Geld für seine erste Vespa hatte er sich durch einen Ferienjob „schwer verdient“, wie sich Wielers erinnert, und stellte die Eltern mit dem Kauf des Rollers vor vollendete Tatsachen. Er ließ die Vespa nach seinen Wünschen umlackieren und fuhr während seiner Lehrzeit sommers wie winters damit zur Arbeit.
Immer wieder habe er den Motorroller optimiert. „Teilweise sind sie auch zickig, diese Damen“, schildert er. Mit 17 Jahren hatte Frank Wielers fünf Roller zu Hause, fuhr mit Freunden zu Vespatreffen nach Bayern, wo sich die Vespaszene bewegte, und machte den Motorradführerschein, um eine Vespa mit 200 Kubikzentimetern Hubraum zu fahren.
Partnerin teilt Leidenschaft für alte Vespas
„Dann habe ich das Tunen von Vespas entdeckt“, erzählt er. Er habe viel Geld investiert und alle Veränderungen ordnungsgemäß eintragen lassen. Vier Vespas verkaufte er dann aus Platzgründen, lediglich die 200er Vespa hat er behalten. Für eine gewisse Zeit erlosch die Vespa-Leidenschaft, es mangelte an einer Werkstatt und jemandem, der die Leidenschaft teilte.
Dann lernte er Gabi Sinn kennen. Seit sie 16 Jahre alt ist, ist sie stolze Besitzerin einer Vespa. Über den Winter zerlegte das Paar diese vollständig und machte aus einer 35 Jahre alten Vespa wieder eine neue. „Irgendwie hat diese Leidenschaft ab da wieder richtig gebrannt“, sagt der 45-Jährige.
Zusammen haben sie die „Vespenmühle“ gegründet
Bei einem Stand auf dem Walder Herbstmarkt stellten Wielers und Sinn 2019 ihre Vespas aus und verkauften Ersatzteile. Unter dem Namen „Vespenmühle“ haben sie ein Kleingewerbe für Vespas mit Schaltgetriebe angemeldet. Gerade steht eine Französin, Baujahr 1955, auf der Hebebühne. Da die 50er-Jahre-Modelle eine sehr anfällige Unterbrecherzündung hätten, empfiehlt Wielers, bei Ausfahrten immer Werkzeug mitzunehmen.
Mit Freunden fährt das Paar zu Vespatreffen. Das Fahrgefühl mit einer alten Vespa sei gediegen, die Roller seien ideal für gemächliche Touren und böten „wahnsinnig schönen Fahrspaß“, findet Wielers.
Was ihn am meisten an den Gefährten fasziniert, ist, dass in alten Vespas so viele Geschichten steckten. Die Mechanik dagegen sei simpel aufgebaut, erfordere jedoch „Know-how“ beim Zusammenbau.