Bei der Ideenfindung für einen gelungenen Auftritt beim Zunftball in der voll besetzten Stadthalle haben die Hexen einfach „koi Ahnung“, was sie machen sollen. Brexit, Trump, Corona und Ampel sind vorbei und auch die Narreneltern sind in diesem Jahr nicht dabei. Ein geiler Auftritt soll es trotzdem werden, schließlich wurde früher großkaiserlich gefeiert. Zur Lösung des Problems überlegen sich die Hexen das „neumodische Zeugs“ zu Rate zu ziehen: „KI soll mal zeigen, was sie kann“. KI liefert jedoch nicht die gewünschten Vorschläge, „denn einen guten Auftritt hatten die Hexen noch nie“, ist die ernüchternde Antwort.

Narrenbolizist Rainer Bosch, Steffi Hauck und Steffen Speck (von links) eröffnen den Zunftball, der unter dem Motto „Es war einmal“ steht.
Narrenbolizist Rainer Bosch, Steffi Hauck und Steffen Speck (von links) eröffnen den Zunftball, der unter dem Motto „Es war einmal“ steht. | Bild: Tanja Japs

Kurzerhand befragt man den „Kaiserwirt“, ist er doch mit dem Schultes der Einzige, der das Prinzip der Monarchie verstanden hat. Paul Woerz schlägt vor, erst einmal mit dem Gejammer aufzuhören und nur noch Schönes und Gutes in Pfullendorf von Jedermann mitzugestalten. „Hier tanzte früher der Bär, da wollen wir wieder hin.“ Er brachte auch gleich einige Vorschläge mit, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Als erstes müsse beim neuen Parkplatz bei der Post der rot-weiße Zaun wieder weg, schließlich handelt es sich hier um den historischen Eingang zum Städtle, mehr Kleinveranstaltungen sollen in der Innenstadt wieder stattfinden, der Narrenrat soll statt der Enten im Stadtweiher schwimmen und dann würde er auch wieder mit seinem Enkel Ben „den Kaiser“ eröffnen. Die Hexen sind den Vorschlägen nicht abgeneigt, wenn „Pfullendorf zum Wohnzimmer der Narren“ und somit der „Diamant im Linzgau“ wird.

„Der Kaiserwirt“ bespricht seine Gestaltungsvorschläge für Pfullendorf mit Zunftmeister Andreas Narr
„Der Kaiserwirt“ bespricht seine Gestaltungsvorschläge für Pfullendorf mit Zunftmeister Andreas Narr | Bild: Tanja Japs

Schaalweiber senden S.O.S.

Die Stegstrecker haben dagegen ganz andere Sorgen. Mit ihrem Stegstrecker-Express rasen sie durchs Städtle, überzeugt davon, dass sie die beste Zunft der Welt sind. Ein bisschen mangelt es allerdings an der Motivation der einzelnen Narren, denn „zum Schaffe haben sie alle keine Zeit, aber zum Saufe sind sie alle bereit“. Ganz anders geht es dafür bei den Schaalweibern zu. Mit ihrem „SOS“-Auftritt und einer Anspielung auf die Schließung des Pfullendorfer Krankenhauses lieferten sie eine unterhaltsame tänzerische Darbietung. Die Schneller machten ihrem Ärger bei den „Pfullendorfer Stadtgeschichten“ Luft. So beklagten sie die Preispolitik der Stadtwerke, die zwar einen günstigen Strompreis ausweist, ein hoher Grundpreis allerdings zu einer versteckten Preiserhöhung führt.

Waldorf, alias Bernd Ruther, und Statler, alias Dirk Thannheimer, aus der Muppet Show blicken im wahrsten Sinne des Wortes „von oben“ ...
Waldorf, alias Bernd Ruther, und Statler, alias Dirk Thannheimer, aus der Muppet Show blicken im wahrsten Sinne des Wortes „von oben“ auf das Geschehen in Pfullendorf. | Bild: Tanja Japs

Die Hänsele stehen über den Dingen. Waldorf (Bernd Ruther) und Statler (Dirk Thannheimer), die beiden alten Herren aus der Muppet Show, blickten im wahrsten Sinne des Wortes „von oben“ auf das Geschehen in Pfullendorf. Für die Hänsele gibt es demnach nur wenige Probleme, denn die Zunftstube ist schneller fertig als der Bahnhof Stuttgart 21 und außerdem sind sie überzeugt davon, die geilste Narrenschar zu sein. Statler will von Waldorf wissen, was Wolken und Hexen gemeinsam haben. Die Antwort lautete: „Wenn sie sich verziehen, wird‘s ein schöner Tag.“ Noch besser wäre es ihrer Meinung nach, wenn Bürgermeister Gerster und Alt-Bürgermeister Kugler die neuen Narreneltern sein könnten. Einen grandiosen und musikalischen Abschluss des Programms boten die Nidler mit „All in“. Heike Margarethe Mohr moderierte die Hitparade der letzten Jahrzehnte. Mit „Mamma Mia“, „Fantasy Girl“ und „Everybody“ waren am Schluss alle 68 Narrenmitglieder „Völlig losgelöst“ und das Publikum voller Begeisterung.

Die Nidler präsentieren eine mitreißende Hitparade der letzten Jahrzehnte unter der Moderation von Heike Margarethe Mohr.
Die Nidler präsentieren eine mitreißende Hitparade der letzten Jahrzehnte unter der Moderation von Heike Margarethe Mohr. | Bild: Tanja Japs