Pfullendorf/Meßkirch – Die Volksbank Meßkirch eG und die Volksbank Pfullendorf eG planen 2023 zu einer neuen genossenschaftlichen Bank im Landkreis Sigmaringen zu verschmelzen. Diese Nachricht erreichte den SÜDKURIER überraschend am Donnerstagabend. Die Geschäftsausrichtung und der Erfolg seien ähnlich, beide Banken würden über eine gute Vermögensbasis verfügen, um gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Im Geschäftsjahr 2021 verfügte die Volksbank Meßkirch eG
Raiffeisenbank über eine Bilanzsumme von 466 Millionen Euro, die Volksbank Pfullendorf über
237 Millionen Euro (wir berichteten gestern).
Markus Herz scheidet Ende 2024 aus
Ursächlich für erste Gespräche zwischen den beiden Vorstandsteams war das Ausscheiden von Marktvorstand Markus Herz aus der Volksbank Meßkirch Ende 2024. Da die beiden Banken ohnehin seit Jahrzehnten gute Kontakte pflegen, sei man über das Ausscheiden miteinander ins Gespräch gekommen, schildert Werner Groß, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Pfullendorf, im Gespräch mit dieser Zeitung die Annäherung. Beide Genossenschaftsbanken wollen frühzeitig an die Öffentlichkeit treten, weil bereits die ersten Gespräche erfolgreich verlaufen seien. Dass dies ausgerechnet unmittelbar nach den gerade stattgefundenen Hauptversammlungen so sein würde, sei dem engen Zeitplan geschuldet und der Regulatorik mit den Aufsichtsbehörden. Jetzt sollen weitere Gespräche geführt werden.
Das sind die Gründe für die überraschenden Pläne
An deren Ende entscheiden die Genossenschaftsmitglieder in ihren jeweiligen Vertreterversammlungen im Mai und Juni 2023 rückwirkend zum 1. Januar 2023 über eine Fusion. Wenn Markus Herz Ende 2024 in den Ruhestand geht, soll seine Stelle als Marktvorstand nicht neu besetzt werden. Stattdessen will das verbleibende Vorstandstrio mit Werner Groß, David Winterhalder und Markus Dold die neue Bank in die Zukunft führen. Zusätzlich spielen die anhaltend steigenden regulatorischen Anforderungen und der zunehmende Fachkräftemangel bei beiden Genossenschaftsbanken eine Rolle, die für eine Verschmelzung sprechen. „Die Fusion ist nicht aus der Not getrieben, sondern in die Zukunft gerichtet“, betonten Markus Herz und Werner Groß gegenüber dem SÜDKURIER. Die Mitarbeiter der beiden Banken seien selbstverständlich im Vorfeld informiert worden. Es werde keinen Stellenabbau geben, man rechne eher mit einem erhöhten Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften. Ziel sei es, das Beratungsangebot auszuweiten und ein starker Partner für alle privaten und unternehmerischen Kunden zu bleiben.
Kosten einsparen, Synergieeffekte nutzen
„Natürlich können auf diesem Weg auch Kosten eingespart werden. Wir geben zum Beispiel viel Geld für externe Prüfer aus. Wenn wir verschmelzen, fallen diese Kosten nur noch einmal an“, schildert Herz die Vorteile. Außerdem seien in beiden Unternehmen viele Mitarbeiter mit regulatorischen Aufgaben beschäftigt. In diesem Bereich hoffe man auf Synergieeffekte. Die freien Kapazitäten kämen auch den Kunden zugute, schildert Werner Groß die Vorteile. Für den Kunden bedeute die Fusion keine Veränderungen im Alltag, denn nach wie vor setze man auf den persönlichen Kontakt mit Privat- und Geschäftskunden.
Banken für die Zukunft stärken
Markus Herz betont, dass beide Unternehmen in der Region verwurzelt seien und sich daran auch nichts ändern werde. Gemeint ist damit beispielsweise die finanzielle Unterstützung durch Spenden und Sponsoring von gemeinnützigen Einrichtungen und Vereinen im Landkreis Sigmaringen. Im Gegenteil: „Würde sich Meßkirch beispielsweise nach Tuttlingen oder Albstadt orientieren, würden unsere Steuern mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in der Region bleiben“. Wo künftig der Unternehmenssitz sein wird, ist Gegenstand der weiteren Verhandlungen und Gespräche.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Aufsichtsräte in beiden Häusern haben einstimmig die jeweiligen Vorstände beauftragt, jetzt offizielle Fusionsgespräche zu führen, verbunden mit dem Ziel, die Fusion beider Banken im Laufe des Jahres 2023 zu realisieren. Das passiert mit einem Vorschuss an gegenseitigem Vertrauen, schließlich lassen sich beide Unternehmen gegenseitig tief in ihre Zahlen blicken. Erst danach werden die Mitglieder in der jeweiligen Hauptversammlung 2023 um rückwirkende Zustimmung gebeten. Zu einer Fusion wird es kommen, wenn jeweils 75 Prozent der Anwesenden zustimmen und auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) keine Einwände hat. Im nächsten Jahr sollen Kunden und Mitarbeiter detailliert informiert werden. Auch die technische Fusion müsse langfristig vorbereitet werden, schildert Markus Herz.
Filialen sollen erhalten bleiben
Die bestehenden Filialen sollen erhalten bleiben. In den vergangenen Jahren haben beide Kreditinstitute bereits kleinere Filialen geschlossen. Ein Resultat der zunehmenden Digitalisierung. Viele Kunden erledigen ihre alltäglichen Bankgeschäfte wie Überweisungen heute online, weswegen der Betrieb kleiner Filialen nicht mehr wirtschaftlich rentabel war. Deutschlandweit stehen die Volksbanken Pfullendorf und Meßkirch mit ihren Fusionsplänen nicht alleine da. Etliche kleinere Banken verschmelzen miteinander.