Es war mehr als ein Ritual. Margot Bauer saß in der Uttengasse vor ihrem Atelier, las ein Buch und plauderte mit Gästen oder zufällig vorbeikommenden Mitbürgern. Jetzt ist die bekannte Künstlerin am 12. Januar verstorben. Von ihren 78 Lebensjahren hat sie mehr als ein halbes Jahrhundert in Pfullendorf verbracht. Die Türen zu ihrer Galerie-Werkstatt standen häufig offen und wer mit ihr ins Gespräch kommen wollte, wurde nicht enttäuscht. Die Malerin mit den flotten, kurzen Haaren war einem Plausch über das Leben und die Kunst nie abgeneigt. Geboren wurde sie 1943 an der Mosel, nach Pfullendorf kam Margot Bauer 1972. Ein Jahr nach ihrem Schulabschluss hatte sie geheiratet und wurde Mutter von drei Söhnen, sie hatte mehrere Enkel und Urenkel. Von 1972 bis 1980 war sie in der Erwachsenenbildung tätig, daneben hat sie mit Häftlingen der Vollzugsanstalt Ravensburg gearbeitet.

Autobiografischer Roman erschien 2015

Malen und zeichnen, schreiben und kochen – Margot Bauer war in vielen Bereichen kreativ. Nicht nur als freischaffende Künstlerin, auch als Autorin machte sie von sich reden. Sie hat mehrere Bücher mit Gedichten und Erzählungen, teils im Eigenverlag, herausgebracht, so etwa „Mundstücke – Heitere Geschichten und originelle Pfannkuchengerichte“. Im autobiographischen Roman „Der Ernst des Lebens und die Leute“, erschienen 2015, beschreibt sie das Leben eines Einzelkindes namens Margot, das in der Nachkriegszeit in einem katholisch geprägten Dorf an der Mosel aufwächst.

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Zur Kunst fand sie im Alter von 27 Jahren. Beflügelt wurde sie damals von einem Bekannten, der anlässlich seiner Geschäftseröffnung Werke der damals noch unbekannten Malerin in sein Schaufenster stellte. Was die Technik anging, legte sich Bauer nicht fest. Monotypien, Aquarelle und Collagen lagen ihr ebenso wie Illustrationen und Design. Sie benutzte Pastellkreide, Rötel, Ölfarben. Vielseitig war sie auch bei der Wahl ihrer Motive. Sie nahm sie sich die Freiheit heraus, das auf Leinwand zu bringen, was sie bewegte. Ob es die Barockkirche auf der Mainau oder eine Stadtansicht Pfullendorfs war, Porträts ihrer Kinder oder Impressionen vom Jakobsweg.