Die lokale Prominenz übt schon fleißig für ihre Teilnahme am Preisschnellen am Fasnetdienstig, 4. März: Pfullendorfs Bürgermeister Ralph Gerster, der evangelische Pfarrer Sebastian Degen und Jörg Scheibe, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch. Alle drei Männer schwingen seit Wochen die Karbatsche für ihren großen öffentlichen Auftritt. Ihr Ehrgeiz wurde geweckt.
Zwei lokale Promis beim Preisschnellen – das gab es schon einmal. 2011 hatten der damalige Bürgermeister Thomas Kugler und der katholische Stadtpfarrer Albert Eckstein beim Preisschnellen teilgenommen, den Wettbewerb zwar nicht gewonnen, aber dafür großen Respekt verdient.
Gerster schon länger auf der Liste
Beim Preisschnellen am Fasnetsdienstig erleben die Zuschauer quasi eine Fortsetzung, die von der Schnellergilde unter dem Titel „Duell zu dritt“ beworben wird. Gildemeister Oliver Müller hatte Bürgermeister Ralph Gerster schon länger auf seiner Liste. Für Müller war die Reihenfolge logisch. Nach dem Streckgericht 2024 mit dem Delinquenten Ralph Gerster „muss der Schultes nun auch beim Preisschnellen mitmachen“, so Oliver Müller.

Beim Oktoberfest 2024 wurde Gerster vom mehrfachen Stadtmeister Florian Weißhaupt noch einmal an das Preisschnellen erinnert, sodass er keinen Rückzieher mehr machen wollte. „Wobei wir ungeachtet des Duells miteinander vereinbart hatten, dass er mit das Schnellen beibringt“, so Gerster. Wenige Tage vor dem Preisschnellen auf dem Marktplatz klappe es mit dem Schnellen bislang ganz gut und verletzungsfrei, antwortet Gerster auf die Fragen des SÜDKURIER.
Tipps vom Weltmeister
Florian Weißhaupt unterstützt ihn dabei mit hilfreichen Tipps und zeigt ihm die richtige Technik. „Ohne seine Anleitung wäre es deutlich schwieriger.“ Knapp zehnmal hat Gerster das Schnellen geübt, wobei ihm jede Trainingseinheit helfe, seine Bewegungen besser zu koordinieren. Ob schon Fortschritte zu erkennen sind? „Ich hoffe doch, wobei es schwer ist, sich selbst zu bewerten“, so Gerster. Was seiner Einschätzung nach schwierig ist am Schnellen? „Die richtige Abstimmung von Armführung, Körperbewegung und Karbatsche, also die richtige Technik und das Timing.“
„Sie sind toll und hielten auch zum Start meine Motivation hoch, als mir die Karbatsche bei den ersten Terminen um die Ohren flog.“Jörg Scheibe, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch
Jörg Scheibe, seit wenigen Monaten neuer Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch, bezeichnet sich selbst als Anfänger. Im Dezember fing er damit an, zum ersten Mal die Karbatsche zu schwingen. „Vor kurzem habe ich das erste Mal die schützende Kapuze meines Hoodies abgesetzt“, so Scheibe. Auch er erhält fachkundige Unterstützung aus den Reihen der Schnellergilde – von Thomas Mohr und Oliver Müller. Über seine beiden Trainer sagt er: „Sie sind toll und hielten auch zum Start meine Motivation hoch, als mir die Karbatsche bei den ersten drei Terminen nur um die Ohren flog.“
Üben auf dem Schulhof
Danach half eine Runde mit einer Kinderkarbatsche. Scheibe lernt das Schnellen sowohl beim Übungsschnellen auf dem Schulhof der Sechslindenschule als auch abends bei seinem Privatunterricht. Und es hat etwas gebracht: „Ab und zu macht es nun auch einen Knall und der Kopf bleibt dran.“ Er habe Respekt vor dem Schnellen, weil es schwierig sei, das Gefühl für den Flug der Karbatsche so zu entwickeln, dass es knalle und nicht die Ohren treffe. „Und nach jeder Trainingseinheit braucht mein Arm mindestens drei Tage Ruhe.“

Der Dritte im Bunde, der evangelische Pfarrer Sebastian Degen, ist in Bad Waldsee – einer Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet – aufgewachsen. „Blöderweise spielt dort das Schnellen keine Rolle. Demnach komme ich als Schneller völlig unbedarft nach Pfullendorf.“ Seit Dreikönig übt Degen regelmäßig mit dem Schneller Thomas Spähler, „der mich kompetent und mit noch viel mehr Geduld mit den Geheimnissen der Karbatsche vertraut macht“.
Richtige Länge finden
Zu Beginn musste er erst die richtige Karbatsche mit dem passenden Gewicht und guter Länge finden. Wertvoll sei für ihn das Übungsschnellen auf dem Schulhof der Sechslindenschule – zum Üben und zum Spicken bei den erfahrenen Schnellern. „Und natürlich lässt sich auch hervorragend die Konkurrenz beobachten, zumindest Jörg Scheibe habe ich schon öfter getroffen.“
„Es wird langsam rund und hörbar und ich träume auch nicht mehr von liegenden Achten.“Sebastian Degen, evangelischer Pfarrer
Auch Degen macht Fortschritte: „Es wird langsam rund und hörbar und ich träume auch nicht mehr von liegenden Achten.“ Degens Herausforderung ist im Moment, „dass die Schläge in beide Richtungen möglichst gleichmäßig und gleich laut werden“.