In weniger als zwei Monaten sind beim Weihnachtsmarkt in Magdeburg und bei einer Kundgebung in München acht Menschen ums Leben gekommen und viele weitere Personen verletzt worden, nachdem in den beiden Städten jeweils ein Fahrzeug in eine große Menschengruppe gefahren war. Auch die Pfullendorfer Verwaltung hat sich mit dem Thema Sicherheit auseinandergesetzt und den Entschluss gefasst, mobile Zufahrtssperren anzuschaffen.

„Wir haben dieses Thema schon länger auf dem Schirm.“
Manuel Oberdorfer, Leiter Ordnungsamt

„Wir haben dieses Thema schon längere Zeit auf dem Schirm“, sagt Manuel Oberdorfer, Leiter des Pfullendorfer Ordnungsamts. Denn selbst in Kleinstädten wie Pfullendorf ist keine hundertprozentige Garantie geboten, dass ein Fahrzeug in eine Menschengruppe fährt und das Leben von unschuldigen Bürgern gefährdet. „Das geht auch an uns nicht spurlos vorbei“, so Oberdorfer. Und um solchen Vorfällen präventiv entgegenzuwirken, hat das Ordnungsamt auch die Polizei mit ins Boot genommen.

Im Austausch mit den Veranstaltern

Im Vorfeld der in Kürze stattfindenden Fasnetsumzüge in der Region war das Ordnungsamt als zuständige Straßenverkehrsbehörde bereits im Austausch mit den veranstaltenden Zünften. „Sie sollten sich auch ihre Gedanken machen“, ergänzt Manuel Oberdorfer. Mit den Narren wurde letztendlich die Vereinbarung getroffen, „dass an den Zugangsstraßen Fahrzeugsperren errichtet werden“, so Oberdorfer.

Mit Mehraufwand verbunden

In Pfullendorf sollen beim Fasnetmäntigumzug der Stegstrecker am 3. März unter anderem wichtige Zufahrtsstraßen wie der Aufstellungsplatz in der Gartenstraße mit Fahrzeugen abgesperrt werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen. „Wir wissen, dass dies alles einen Mehraufwand für die Veranstalter bedeutet“, ergänzt Oberdorfer. Doch allein schon zum Selbstschutz der Veranstalter seien die Sperren notwendig. Das gilt im Übrigen auch für die Umzüge in Aach-Linz, Illmensee und Wald.

Stegstrecker haben Erfahrung

Erste Erfahrungen mit Fahrzeugsperren hatte die Pfullendorfer Stegstreckerzunft bei ihrem Landschaftstreffen 2020 gemacht, als ein Sicherheitskonzept mit klaren Vorgaben erstellt werden musste. Die Firma Kramer stellte der Zunft damals ihre Fahrzeuge zur Verfügung, die vor den Zufahrten wie beim Obertor abgestellt waren. Dass nun auch beim Fasnetsmäntigumzug mehrere Fahrzeugsperren gefordert sind, stellt die Zunft trotz ihrer Expertise für schwierige Aufgaben. „Aber klar haben wir Verständnis dafür und schauen, was wir in der kurzen Zeit machen können“, sagt Zunftmeister Andreas Narr.

Verschiedene Stellen

Auch der Brauchtumsverein Aach-Linz hat vor zwei bis drei Wochen die verkehrsrechtliche Anordnung erhalten, die Zufahrtsstraßen mit Fahrzeugen zu sperren. „Wir haben Glück, dass wir viele Landwirte haben, die uns mit ihren Traktoren unterstützen“, sagt Katrin Kaluza vom Vorstandsteam. Insgesamt acht Traktoren würden an verschiedenen Stellen zwischen Blumenstraße und der Schlossgartenhalle die Straßen dort blockieren, wo Autos hineinfahren könnten, so Kaluza.

Rettungsdienst kann Wege passieren

Das Vorstandsmitglied ist wegen der Sicherheitsvorkehrungen zwiegespalten. „Einerseits kann ich es nachvollziehen, dass darauf geachtet wird, dass niemandem etwas passiert, andererseits sind unsere Mitglieder genügend mit Arbeitseinsätzen beschäftigt.“ Damit der Rettungsdienst im Notfall die gesperrten Straßen passieren kann, ist jeder Traktor mit einem Fahrer bestückt, damit dieser so schnell wie möglich den Weg freimachen kann.

Betrifft viele Veranstaltungen

Die Fasnet ist indes nur eine Veranstaltung im Jahr mit vielen Menschen auf den Straßen. Daher schärft die Verwaltung schon einmal ihre Sinne für wiederkehrende Veranstaltungen im Freien – verkaufsoffene Sonntage oder Adventszauber. „Wir prüfen gerade die Anschaffung von mobilen Zufahrtssperren“, ergänzt Oberdorfer. Diese mobilen Zufahrtssperren – es sind tonnenschwere Betonbarrieren – könnten demnach temporär aufgestellt werden und den Zweck der Sicherheit erfüllen.

Pfullendorf schaut sich das Beispiel von Wangen an, wo solche mobilen Zufahrtssperren zum Einsatz kommen. „Unser Bauhof könnte dann nach diesem Vorbild eigene Zufahrtssperren errichten“, so Oberdorfer. Die mobilen Zufahrtssperren würden zwar kosten. „Aber die Kosten sind nicht ausschlaggebend, wenn wir die Sicherheit gewährleisten können“, sagt der Leiter des Ordnungsamts.

Extra Konzept für Seepark Linzgau

Die größte Menschenmasse trifft bei den Festivals im Seepark Linzgau aufeinander. Beim Konzert von Andreas Gabalier im vergangenen Jahr waren es rund 12.000 Besucher. „Für die Veranstaltungen im Seepark gibt es ein eigenes Sicherheitskonzept und zahlreiche Kontrollen“, sagt Oberdorfer. Schon zufahrtstechnisch sei es schwierig, mit einem Fahrzeug auf das Festivalgelände zu gelangen. Mit der Anschaffung der mobilen Zufahrtssperren soll gleichwohl nicht lange gewartet und Angebote eingeholt werden.