Sybille Konstanze

Als sich vergangene Woche die Coronalage zugespitzt hat und neue Verordnungen in Kraft getreten sind, war ich sehr dankbar, mit Kolleginnen und Kollegen über die aktuelle Lage sprechen zu können. Welche Angebote sind in welcher Weise in Präsenz möglich, was ist vertretbar, sinnvoll und auch haltgebend für die Menschen und wo ist es besser Kontakte einzuschränken und bereits Geplantes abzusagen? Entscheidungen, die in dieser vierten Coronawelle nicht zum ersten Mal zu treffen sind und doch Kräfte zehren und mürbe machen. Wir wissen nicht was uns noch „erwartet“ – ein adventlicher Gedanke und doch so ganz anders, als wir es uns wünschen würden.

Mir selbst hilft ein Blick in das Lukasevangelium. Nach Marias Erschütterung über den Besuch und die Botschaft des Engels, dass sie ein Kind erwartet, verlässt Maria erst mal für drei Monate ihr Zuhause in Nazareth und macht sich auf den Weg zur ihrer Verwandten Elisabeth, die ebenfalls ein Kind erwartet.

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Warum nimmt Maria diesen Weg auf sich? Um dem Gerede und den Bewertungen der Nachbarn zu entgehen? Um sich dem gesprochen „Ja“ zur Geburt eines göttlichen Kindes bewusst zu werden? Oder um die kritischen ersten drei Monate einer Schwangerschaft mit einer erfahrenen Frau zu teilen und sich auszutauschen?

Blick in das Lukas-Evangelium

Genaueres über die Gründe lässt sich nicht nachlesen. Es wird in der Begegnung der beiden Frauen allerdings deutlich, dass Elisabeth nach der Begrüßung durch Maria etwas spürt von der Freude, vom göttlichen Kind, das in Maria heranwächst. Sie kann es Maria zusprechen: „Gesegnet bist du mehr als alle andere Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (Evangelium nach Lukas 1,42).

Prophetisches Hoffnungszeichen

Und Maria realisiert und antwortet mit dem Magnificat, dem Lobpreis, in dem ihre Seele die Größe des Herrn preist und sie die Hoffnung auf einen heilvollen Retter verkündet, den sie in sich tragen darf. Mehr noch – dieser Retter wird die bisherige Ordnung der Mächtigen und Reichen umkehren, die Niedrigen erhöhen und die Hungernden mit seinen Gaben beschenken (Evangelium nach Lukas 1,52-53). Ein prophetisches Hoffnungszeichen ausgesprochen von einer mutigen Frau.

Welche Spur können wir aus dieser biblischen Erzählung für unseren Advent mitnehmen?

In Erschütterungen, in Krisen bedarf es Orten, Gespräche und Begegnungen die Sicherheit geben, die helfen, das Erlebte einzuordnen. Rückzugsmöglichkeiten für Geist und Seele. Vielleicht einen neuen Blick auf die göttlichen Seiten in jeder und jedem und dem Zusprechen: Du bist gesegnet!

Erwartung oft enttäuscht

Gesegnet mit vielem, was dein Leben trotz der Pandemie reich macht, was lebenswert ist und wohin du dich aufmachen kannst. „Erwarten“ nicht im Sinne einer Erwartungshaltung, die kann, wie so oft, zu Enttäuschungen führen. „Erwarten“ vielmehr, dass Gott in dir und durch dich in dieser Adventszeit etwas vom Göttlichen und Heilvollen in die Welt bringen kann.