Als sich Ende Februar Fabian Göggel, Chefkoch des Lukullums, an Karl Eberhardt wandte, ob er sich vorstellen könne, einen geplanten Hilfstransport an die ukrainische Grenze zu unterstützen, rannte er beim Rewe-Chef offene Türen ein. Sofort machten sich Eberhardt und Rewe-Mitarbeiter Jörg Wiggenhauser ans Werk, um Lebensmittel- und Geldspenden zu sammeln. „Göggel hatte vor, mit einem Sprinter in die ungarische Stadt Záhony zu fahren und fragte, ob wir noch Ware beisteuern können.“ Am Eingang des Rewe-Markts stellte Eberhardt einen Rollcontainer für Lebensmittelspenden auf und einen Zettel mit der Aufschrift „Ukraine-Hilfe – Wir fahren am Wochenende an die Grenze, um Menschen zu helfen“. Da im Durchschnitt jeden Tag 1500 Kunden den Markt besuchen, erhoffte sich Eberhardt etwas von der Aktion. Und seine Erwartungen wurden übertroffen.

Selbst sehen, wo die Spenden hinkommen

Die Freigiebigkeit der Kunden war vom ersten Tag an enorm. Innerhalb einer Woche stellte sich heraus, dass ein Sprinter nicht reichen würde, um die Waren an die Grenze zu transportieren. Grundnahrungsmittel, Haferflocken, Nudeln, Reis, Mehl, Konserven, löslicher Kaffee, Kaba, H-Milch, Wasser, Babynahrung, Tierfutter, Hygieneartikel – die Körbe füllten sich schnell. Ein Paar um die 30 hatte einen kompletten Einkaufswagen vollgepackt. „Die Spendenbereitschaft ist groß und reißt nicht ab“, so Eberhardt. „Uns geht es darum, den traumatisierten Menschen unbürokratisch und unkompliziert zu helfen. Dabei ist uns wichtig, mit eigenen Augen zu sehen, wohin die Spenden kommen und was damit geschieht.“

Am Eingang vom Rewe können Geld und Waren gespendet werden.
Am Eingang vom Rewe können Geld und Waren gespendet werden. | Bild: Johanson, Kirsten

Lebensmittel besonders benötigt

Müdigkeit, Hunger und Kälte haben ihre Spuren bei den aus umkämpften Gebieten geflohenen Menschen hinterlassen, so der Eindruck der Helfer-Teams. Was nicht gebraucht werde, seien Kleidungsstücke. „Es wurden tatsächlich mufflige Altkleider in den Markt gebracht, das geht gar nicht! Besonders benötigt werden Lebensmittelspenden“, erklärt Eberhardt. Mit den Münzen und Scheinen, die in der durchsichtigen Spendenbox landen, werden wiederum Waren gekauft. „Und die Transporter haben natürlich auch Benzin gebraucht“, so Eberhardt.

Auch Trinkwasser in Flaschen wird benötigt, um die Menschen zu verpflegen.
Auch Trinkwasser in Flaschen wird benötigt, um die Menschen zu verpflegen. | Bild: Helfer

In vier Wochen seien über 6000 Euro an Bargeld zusammengekommen. Mit der großzügigen Spende eines Ehepaares in Höhe von 500 Euro gelang es ihm, bei der Rewe-Zentrale in Wiesloch Nudeln und Tomatenmark zum Sonderpreis zu kaufen. „Was normalerweise 2900 Euro gekostet hätte, haben wir für 523 Euro bekommen.“ Ein Kunde spendete 1000 Wurstdosen, ein Lieferant 860 Packungen Tee. Und das Lukullum-Team hat 5000 Portionen Gulaschsuppe mitgenommen. Insgesamt sind bislang Geld- und Warenspenden in Höhe von 19 645 Euro zusammengekommen.

Die Hilfsgüter werden sortiert und später an die Flüchtlinge verteilt.
Die Hilfsgüter werden sortiert und später an die Flüchtlinge verteilt. | Bild: Helfer

Fahrten mit mehreren Fahrzeugen

Am Sonntagabend, 6. März, startete das „Team Jörg“ mit zwei Fahrzeugen und drei Fahrern. Am Montagabend, 7. März, machte sich das „Team Fabian“ mit drei Fahrzeugen und sechs Fahrern auf den Weg. Am 12. März wurden nochmals Spenden aus dem Pfullendorfer Rewe dem Hilfstransport von Hubert Linder aus Bad Saulgau mitgegeben. Hierfür hatte das Busunternehmen Frankenhauser kostenlos Sprit und Fahrer gestellt.

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„Unsere Fahrt verlief problemlos, da wir den Hilfstransport vorher angemeldet hatten, mussten wir in Österreich keine Autobahngebühren bezahlen“, berichtet Wiggenhauser, der hauptberuflich als Rettungssanitäter arbeitet. „Nach 15 Stunden und 1350 Kilometern kamen wir in Záhony an, haben die Fahrzeuge entladen und sind nach gut zwei Stunden Aufenthalt zurück in Richtung Budapest aufgebrochen.“

50 Flüchtlinge nach Deutschland gebracht

Die Ukraine-Hilfe geht weiter, bei Bedarf, auch vor der Haustür. Hubert Linder hat auf der Rückfahrt 50 Flüchtlinge im Reisebus mit nach Bad Saulgau genommen, von denen 25 im Kloster Sießen Unterschlupf gefunden haben. „Wir haben Bargeldspenden verwendet und dafür Obst und Gemüse nach Sießen gebracht.“