Am 29. Januar 2025 verabschiedete der Landtag eine umfassende Änderung des Schulgesetzes. Ziel dieser Neuerung ist nach Angaben der Politik, die Bildungsgerechtigkeit zu fördern und Schülerinnen und Schüler besser auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.

Vorlage für die Gemeinderäte

Mit den Konsequenzen dieser grün-schwarzen Reform für die Schullandschaft in Pfullendorf beschäftigt sich der Gemeinderat bei seiner Sitzung am 28. Mai im Rats- und Bürgersaal. In der Vorlage für die Gemeinderäte führt die Verwaltung aus, dass ein weiterer zentraler Punkt dieser Reform, der allerdings von Land und Kultusministerium wenig bis gar nicht propagiert werde, die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses sei. Die Schulart Werkrealschule/Hauptschule bleibe zwar grundsätzlich bestehen, allerdings werde es den Werkrealschulabschluss als solchen nicht weiter geben, wobei die Standorte der bisherigen Werkrealschulen/Hauptschulen theoretisch erhalten bleiben könnten. Damit die Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2024/2025 in die Klasse 5 der Werkrealschule/Hauptschule gekommen sind, in Klassenstufe 10 die Prüfung noch ablegen können, wird die Werkrealschulabschlussprüfung noch mindestens bis zum Schuljahr 2029/2030 fortgeführt.

Scharfe Kritik von Verwaltung und Schulleitung am Land

„Die Stadtverwaltung und die Schulleitung der Sechslindenschule bedauern nicht nur die Entscheidung des Landes, sondern kritisieren diese aufs Schärfste“, gibt es ein klares Statement aus Pfullendorf. Denn der Wegfall des Werkrealschulabschlusses bringe für die Sechslindenschule enorme Probleme mit sich. Zu erwarten sei, dass die notwendigen Schülerzahlen in der Eingangsklasse der Sekundarstufe mittelfristig nicht mehr erreicht würden, mit der unausweichlichen Folge, die Schule zu schließen beziehungsweise auslaufen zu lassen. Hier wird auf das Schulgesetz verwiesen, das festlegt, dass eine Schule dann geschlossen wird, wenn in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Schuljahren die Mindestschülerzahl von 16 in der Eingangsklasse nicht erreicht wird.

Politische Initiativen bleiben erfolglos

Bereits im Rahmen der Anhörung zur Schulgesetzänderung hat die Stadt Pfullendorf nach Angaben der Verwaltung über den Städte- und Gemeindetag sowie über die Landtagsabgeordneten die Bedenken mehrfach zum Ausdruck gebracht.

Auch Gespräche mit Staatssekretärin Sandra Boser aus dem Kultusministerium blieben ohne Erfolg. Tatsächlich hatte die Stuttgarter Politikerin bei einer Podiumsdiskussion im Dezember 2024 in der Turnhalle der Sechslinden-Schule die Reform vorgestellt, verteidigt und am Ende beruhigt: „Natürlich können Werkrealschulen/Hauptschulen selbstständig bleiben.“

Expertise für Handlungsoptionen

Nur wenige Monate nach dieser taktisch gewieften Aussage der Ministeriumsvertreterin muss sich der Gemeinderat rein faktisch mit der Auflösung der Pfullendorfer Werkrealschule beschäftigen. „In guten, intensiven und konstruktiven Gesprächen mit der Schulleitung der Sechslindenschule wurden bereits frühzeitig die Handlungsmöglichkeiten für die Sechslindenschule erörtert und ausgelotet“, ist in der Gemeinderatsvorlage zu lesen. Auch das Schulamt sowie das Regierungspräsidium Tübingen habe man in die Gespräche einbezogen, und deren Expertise sei in die Überlegung zu den möglichen Handlungsoptionen eingeflossen.

Rektoren erläutern die Situation

„Aus Sicht der Verwaltung und der Schulleitung der Sechslindenschule stellt schlussendlich die Entwicklung der Grund- und Werkrealschule Sechslinden zur Gemeinschaftsschule die einzig durchführbare, sinnvolle und langfristig gewinnbringende Handlungsmöglichkeit dar“, lautet die eindeutige Beschlussempfehlung der Stadtverwaltung. Durch die Entwicklung zur Gemeinschaftsschule kann der Schulstandort gesichert und die Bildungslandschaft in Pfullendorf auch künftig vielfältig und attraktiv bleiben. Zahlreiche Elemente einer Gemeinschaftsschule würden heute bereits an der Sechslindenschule angeboten, wie die Ganztagesschule. Bei der Gemeinderatssitzung am 28. Mai werden der Rektor der Sechslindenschule, Frank Höller, sowie der geschäftsführende Schulleiter, Holger Voggel, über die Auswirkungen der Bildungsreform berichten. Höller will auch Auswirkungen auf die Sechslindenschule aufzeigen und dabei die Entwicklung zur Gemeinschaftsschule näher vorstellen.