Für überraschte Gesichter hatte Regierungspräsident Klaus Tappeser am vergangenen Samstag in Leibertingen gesorgt. Anders als angekündigt, verlieh Tappeser nicht nur dem Hauptort Leibertingen das Prädikat „Erholungsort“, sondern auch der Ortschaft Thalheim. Schon im Dezember 2021 hatte der Gemeinderat den Beschluss gefasst, den Antrag auf Anerkennung als Erholungsort für die Gesamtgemeinde zu stellen. Doch vom Regierungspräsidium in Tübingen war im Laufe des Verfahrens die Rückmeldung gekommen, dass nur der Hauptort Leibertingen Erholungsort werden könne. Umso größer war die Überraschung am Samstag, als Regierungspräsident Klaus Tappeser während der feierlichen Übergabe des Prädikats verkündete, dass auch Thalheim zum Erholungsort ernannt werde.
Wertschätzung der Heimat
„Das Prädikat ist nicht nur eine Auszeichnung. Es zeigt die Wertschätzung für unsere Heimat und für das, was wir alle gemeinsam geschaffen haben“, sagte Leibertingens Bürgermeister Stephan Frickinger während des Festakts am Amphitheater an der Burg Wildenstein. Er berichtete, dass die Jugendherberge in der Burg derzeit mit sehr hohen Heizkosten zu kämpfen habe. Offenbar besteht aufgrund der Bauweise kaum eine andere Möglichkeit, als mit Strom zu heizen. Aber aufgrund des bestehenden Denkmalschutzes für das Gebäude könne man keine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installieren. Derzeit seien Gemeinde und die Jungendherberge auf der Suche nach einer Lösung, wie im größtem Übernachtungsbetrieb in Leibertingen die hohen Heizkosten gesenkt werden könnten.
Engagierte Bürgerschaft
Regierungspräsident Tappeser lobte, wie sich die Gemeinde im Bewerbungsverfahren präsentiert hatte. Er erinnerte sich positiv daran, wie ihm während des Bewerbungsverfahrens bei einem Besuch, die Laienschauspielerinnen Elisabeth Hafner und Birgit Riester in der Figur mittelalterlicher Bauernmägde, das Wirken des aus Kreenheinstetten stammenden Abraham a Sancta Clara näher brachten. Und zwar just an dem Ort, wo der populäre Prediger geboren wurde: In der Gaststätte Traube, in der der Regierungspräsident damals bewirtet wurde. „Wenn die Chefin eines örtlichen Busunternehmens sich selber an Steuer setzt und uns von A nach B fährt, dann unterstreicht das die Ernsthaftigkeit, mit der die Bürgerschaft dieses Prädikat haben will“, schilderte Tappeser seinen Besuch.
Unterstützung für die Burg
Thalheim sei auch Erholungsort geworden, weil man einen Ermessensspielraum genutzt habe, so der Regierungspräsident. Tappeser erinnerte daran, dass von touristischer Infrastruktur – wie Geschäfte, Schwimmbäder und Gaststätten – auch die Einheimischen profitierten. „Das vergessen viele Menschen, die vom Tourismus eigentlich nichts wissen wollen“, sagte er. Hinsichtlich der Burg Wildenstein versprach Tappeser die Unterstützung des Regierungspräsidiums.
Naturbad im Blick
Überrascht und erfreut zeigte sich auch Thalheims Ortsvorsteher Armin Beck, dass seine Ortschaft am Ende doch Erholungsort ist. „Das wird natürlich so manche Investition in das Naturbad erleichtern“, sagte er im Hinblick auf mögliche Fördermittel für das Thalheimer Freibad.
Tempo 30 eingeführt
Der Erholungsort ist das niederschwellige unter den Prädikaten, die das Regierungspräsidium zu vergeben hat. Neben einem bioklimatischen Gutachten muss eine Gemeinde oder Ortschaft ein Mindestmaß an Fremdenverkehr nachweisen. Die Gemeinde muss außerdem für Verkehrsberuhigung sorgen. Immerhin profitieren dadurch – wenn man so will – auch Kreenheinstetten und Altheim direkt von der Prädikatisierung, denn im Rahmen des Bewerbungsverfahrens zum Erholungsort wurde auf allen Nebenstraßen in den vier Ortsteilen bekanntlich Tempo 30 eingeführt.