Wer wird der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin in der Gemeinde Reichenau? Das ist die spannende Frage in diesem Jahr. Amtsinhaber Wolfgang Zoll hat bekanntlich Anfang Januar bereits erklärt, dass er nach 16 Jahren nicht mehr antreten werde. Immerhin stehen nun schon mal die Tage der Entscheidung fest. Die Bürgermeisterwahl findet am Sonntag, 9. November, statt.
„Das ist ein geschichtsträchtiger Termin“, sagte Zoll im Gemeinderat. Sollte es mehrere Kandidaten geben und keiner die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten, dann gäbe es am Sonntag, 30. November, einen zweiten Wahlgang. Wobei Bürgermeister Wolfgang Zoll betonte, dass es hier eine Änderung gebe. Ein zweiter Wahlgang wäre eine reine Stichwahl zwischen den beiden Personen, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten haben.
Weitere Bewerber könnten für einen zweiten Wahlgang nicht mehr ihren Hut in den Ring werfen. Dies haben bisher manche Kandidaten gemacht, um sich „eine Menge Wahlkampf zu sparen“, wie Zoll meinte. Und es kam auch schon in manchen Gemeinden vor, dass ein Kandidat im zweiten Wahlgang gewann, der im ersten noch nicht auf dem Stimmzettel stand.
Wen die Reichenauerinnen und Reichenauer zur Auswahl haben werden, ist freilich noch offen. Alle vier Fraktionen des Gemeinderats halten schon seit einigen Wochen und auch weiterhin Ausschau nach geeigneten Kandidaten, wie sie erklären. Wobei es alle begrüßen würden, wenn es mindestens zwei geeignete Bewerber gäbe, damit die Bürger auch wirklich eine Auswahl haben.
Und schön wäre zudem, wenn auch mindestens eine Frau darunter wäre, so der allgemeine Tenor. In den vergangenen Jahrzehnten gab es keine Bewerberinnen um das Bürgermeisteramt auf der Reichenau. Selbst im Gemeinderat sind Frauen mit zwei von 14 Mitgliedern klar in der Minderheit.
Der Bewerbungszeitraum steht nun ebenfalls fast
Fest steht nun aber auch schon mal, in welchem Zeitraum Interessenten ihre Bewerbungen abgeben können. Die Stellenausschreibung erfolgt bereits am 25. Juli im Staatsanzeiger. Auch bei diesem Termin folgte der Gemeinderat einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung. Bürgermeister Zoll erklärte den frühen Zeitpunkt mit den gesetzlichen Vorgaben. Demnach müsse die Stelle spätestens zwei Monate vor dem Wahltag ausgeschrieben werden.
Das wäre der 9. September, also am Ende der Sommerferien. Eine Ausschreibung in der Ferienzeit halte er aber nicht für sinnvoll, so Zoll. Daher erfolgt diese nun zum Ferienbeginn. „Dann kann man im Urlaub überlegen, passt es oder passt es nicht“, versetzte sich der Amtsinhaber gedanklich in seine potenziellen Nachfolger. Das Ende der Bewerbungsfrist ist auf den 13. Oktober festgelegt worden.
Wobei die Fraktionen frühestens gegen Ende der Ferien erste Bewerbungen erwarten. CDU-Fraktionschef Martin Wendt erklärt auf Nachfrage: „Wir rechnen erst nach den Sommerferien beziehungsweise gegen Ende der Bewerbungsfrist mit Bewerbungen.“ Bei der CDU hätten bisher auch noch keine potenziellen Kandidaten ihr Interesse bekundet. „Wir informieren bereits über die CDU-Kanäle, wobei es uns mehr um den Hinweis auf die freiwerdende Bürgermeisterstelle geht als um eine direkte Suche“, so Wendt. Auch die anderen Fraktionen würden über ihre eigenen Parteikanäle suchen.
Dies bestätigt Armin Okle für die Freien Wähler (FW). „Bisher hat sich noch kein potenzieller Bewerber aus der Deckung getraut.“ Die Reichenauer FW hätten an ihren Landesverband Baden-Württemberg – nicht die Partei Freie Wähler – einen Steckbrief der Gemeinde und deren Besonderheiten gesandt mit der Bitte, die dort vorhandenen Netzwerke für die Suche nach einem Kandidaten zu nutzen.
Gabriel Henkes (Freie Liste Natur/Grüne) erklärt, man habe zwar schon Leute angesprochen, aber noch keine konkreten Gespräche geführt. Das weitere Vorgehen werde man – auch im Austausch mit den anderen Fraktionen – noch absprechen. Mit Bewerbungen rechne man frühestens nach der Ausschreibung. Sandra Graßl-Caluk erklärt: „Wir haben als SPD bereits Gespräche hinsichtlich eines möglichen Kandidaten geführt, konnten bislang jedoch noch keine geeignete Person finden. Wir setzen die Suche fort.“
Was sollen die Kandidaten für das Amt mitbringen?
Als ein wichtiges Kriterium geben alle Fraktionen neben Erfahrung in der Verwaltung Führungsstärke an, wie sie bereits im April erklärten. Die CDU wünscht sich zudem unter anderem eine Ausbildung oder ein Studium mit Bezug zu Verwaltung, Politik, Recht oder Wirtschaft. Wichtig sei auch zum Beispiel die Identifikation mit der Gemeinde, diplomatisches Geschick, soziale Kompetenz, Entscheidungsfreude, visionäres und strategisches Denken, Zielorientierung und Bürgernähe.
Zum Wunsch-Profil eines geeigneten Bewerbers erklärte für die FW Armin Okle im April unter anderem: „Von einer künftigen Bürgermeisterin oder einem Bürgermeister erwarten wir, dass er oder sie sich mit der Gemeinde, den Besonderheiten und den Bewohnerinnen und Bewohnern identifiziert.“ Er oder sie sollte dies auch in allen Belangen und allen Gremien wie zum Beispiel Gemeinderat und Kreistag gut repräsentieren – durch ein sicheres Auftreten, Redegewandtheit, Diskursbereitschaft und bestmögliche Vorbereitungen.
Gabriel Henkes (FLN/Grüne) erklärte zum möglichen Anforderungsprofil, dass die Kandidaten möglichst Erfahrung aus einer Führungsposition in einer Kommunalverwaltung sowie in den zentralen Themen der Reichenau mitbringen sollten. Er oder sie sollten Antrieb und Motivationsfähigkeit für die anstehenden Modernisierungsprozesse haben sowie Offenheit, Gespür und Verständnis für die Belange der verschiedenen Gruppen und Interessen in der Gemeinde mitbringen.
Auch die SPD erwartet Verwaltungserfahrung, so Graßl-Caluk. Gewünscht wird unter anderem Verständnis für Bau- und Planungsrecht, Erfahrung in der Fördermittelakquise, Kenntnisse in Tourismus- und Wirtschaftsförderung sowie in Digitalisierung und moderner Verwaltung. Programmatisch wünsche sich die SPD jemanden, der sich für soziale Gerechtigkeit, bezahlbaren Wohnraum und eine Stärkung der sozialen Infrastruktur einsetzt.