Rund 40 Jahre lang war er in der Gemeinde Reichenau in leitender Position zuständig für die Entwicklung des Tourismus und des kulturellen Geschehens. Nun ist Karl Wehrle mit würdigenden und auch persönlichen Worten im Rahmen einer Feierstunde im Münster am Abend des Markustags offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden.

„Das war fast zu viel des Lobes“, meinte er schmunzelnd in seiner Dankesrede. Es sei für ihn eine große Ehre, „dass überhaupt so ein großes Brimborium gemacht wird“, so der 66-Jährige. Festlich musikalisch umrahmt wurden die Redebeiträge von einem Bläserquintett der Bürgermusik.

  • Bürgermeister Wolfgang Zoll betonte, Karl Wehrle habe sich um die Gemeinde verdient gemacht, nicht nur durch seine hauptberufliche Tätigkeit, sondern auch durch sein großes ehrenamtliches Engagement. Im Jubiläumsjahr 2024 habe man getreu dem Motto Bänder geknüpft. Aber Karl Wehrle sei in vielfältiger Weise mit der Reichenau verbunden. So gebe es auch Querverbindungen, ein Netzwerk. Die Tourist-Information und das Museum gäbe es ohne ihn heute nicht in der Form; wahrscheinlich gäbe es ohne ihn auch keine Inselklassik und keine Welterbe-Stiftung, meinte der Bürgermeister.
    Hohes Engagement und die Übernahme von Verantwortung habe er auch bei der Fasnacht und dem Weinfest gezeigt. Und dabei habe sich Karl Wehrle nie gescheut, die Dinge beim Namen zu nennen. „Es wird der Reichenau etwas fehlen“, sagte Zoll. Er sei froh, dass Karl Wehrle weiter als Vorsitzender des Museumsvereins und Vorstand der Welterbe-Stiftung ehrenamtlich tätig bleibe.
  • Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk sagte, Karl Wehrle habe vom Kulturgut der Reichenau von seinen Eltern erzählt bekommen. Er habe das weiterentwickelt, sich weitergebildet, und er habe sich mit Leidenschaft der Reichenau verschrieben und sei dabei immer beseelt gewesen von den Menschen. „Damit hast du einen Meilenstein gesetzt.“
    Karl Wehrle sei groß geworden mit dieser Tradition, habe diese gut verwaltet und entwickelt. Er habe sich engagiert und sei auch neue Wege gegangen, damit sich die Menschen mit diesem Kulturgut und dem Welterbe beschäftigen. „Du hast es vertreten, mit Herz und mit Blut.“ Das lebendige Welterbe – wie an den Inselfeiertagen – sei ihm immer wichtig gewesen.
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  • Johann Roth, langjähriger Vorsitzender des 2024 aufgelösten Verkehrsvereins, erinnerte an die Anfänge. 1984 übernahm Karl Wehrle den Vorsitz des Vereins, bereits 1986 die Aufgabe als hauptamtlicher Geschäftsführer. Diesen Posten damals neu einzuführen, sei eindeutig eine mutige und richtige Entscheidung gewesen. Denn schon damals sei das touristische Potenzial der Insel erkennbar gewesen. Karl Wehrle sei bereit gewesen, diese Aufgabe zu übernehmen. „Das war eine gute Entscheidung für dich und die Reichenau.“
    Karl Wehrle habe eine professionelle Tourismus-Organisation ausgebaut, Angebote geschaffen, die Medienarbeit forciert, Maßnahmen angepackt und umgesetzt. Er habe den wichtigen Perspektivwechsel vertreten, dass der Tourismus die Wirtschaftskraft und die Infrastruktur stärke, wovon alle Reichenauer profitieren. Doch trotz der Erfolgsgeschichte des Tourismus habe er es nicht immer leicht gehabt mit der Kommunikation in der Gemeinde; manche hatten Sorge wegen einer Überforderung, so Roth.
    Karl Wehrle habe eine gute Balance im Umgang gesucht. „Du warst immer ein engagierter Botschafter nach innen und nach außen.“ Nach der Aufnahme der Reichenau ins Unesco-Welterbe im Jahr 2000 habe sich Karl Wehrle der daraus resultierenden Verantwortung gestellt, dies mit Leben zu erfüllen. Zusammen mit seinem TI-Team habe er Geschichte für Einheimische und Gäste erlebbar gemacht.
    Im Jubiläumsjahr 2024 seien die Stränge der vielen Veranstaltungen bei ihm zusammengelaufen. Der damals neu gegründete Eigenbetrieb Kultur, Marketing, Tourismus – also Karl Wehrle und sein Team – habe in seinem ersten Jahr beim Jubiläum Großes geleistet. Wehrle sei ein Reichenauer Urgestein. „Du gehst, aber die Erinnerung an dein Wirken wird bleiben.“ Er solle nun als gut gelaunter Ruheständler sein Leben genießen, denn er sei auch ein Familienmensch.
  • Der erste Landesbeamte Philipp Gärtner vom Landratsamt würdigte als Vertreter des Landrats und des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann das ehrenamtliche Engagement Karl Wehrles. Der Ministerpräsident verleihe ihm die Staufermedaille als besondere, persönliche Auszeichnung für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung.
    Karl Wehrle erfülle mit seinem jahrelangen ehrenamtlichen Engagement die Kriterien hierfür geradezu ideal. Bei den Freilichtspielen vergangenen Sommer habe Karl Wehrle als Kulturzuständiger Herr Wolke auf der Bühne gewissermaßen sich selbst gespielt. Das habe zum Ausdruck gebracht, welch wichtige Rolle er beruflich und ehrenamtlich gespielt habe. „Sie haben die Insel geprägt“, sagte Philipp Gärtner.
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  • Karl Wehrle dankte nicht nur den Festrednern für die lobenden und persönlichen Worte, sondern auch den rund 130 Besuchern, die zu seinem Abschied gekommen waren. Sowie auch allen Wegbegleitern in der Gemeinde, im Verkehrs- und Museumsverein. Sie alle hätten sich zum Wohl der Gemeinde eingebracht. Der wichtigste Dank gelte aber den Mitarbeiterinnen in der TI, so Wehrle: „Ohne gute Mitarbeiter kann ein Chef gar nichts bewirken.“ Diese würden auch weiter einen guten Job machen.
    Und vor allem danke er seiner Familie und seiner Frau Aniceta. Diese habe manchmal gemeint: „Du bist mehr mit der Reichenau verheiratet als mit mir.“ An sie gewandt sagte er schmunzelnd: „Ich sage dir: Das wird besser.“ Das lebendige Welterbe wie in der Benediktiner-Cella und an den Inselfeiertagen sei ihm immer wichtig gewesen, so Wehrle. Feste wie das Markusfest seien „prägend für die Gemeinde und der Kleber für die Gemeinschaft“.
    Er appellierte, Sorge zu halten um die Gemeinde und das Welterbe. Für ihn sei es Lust gewesen, nicht Last. „Meine Heimat, die Reichenau, liegt mir am Herzen. Ich habe es mit Stolz und Freude gemacht.“