Beim Rathaus auf der Insel Reichenau gibt es schon wieder eine neue Regelung, wo Autos geparkt werden dürfen. In der Burgstraße gibt es seit Jahren eine Parkverbotszone mit drei Parktaschen auf Höhe des Rathauses und des Cafés am Kloster sowie drei auf Höhe des Münsters. Nun werden die Stellplätze auf Höhe des Rathauses entfernt und auf die Südseite des Rathausplatzes verlegt.

Die Zu- und Abfahrt soll über die schmale Walahfrid-Strabo-Straße erfolgen, wo es öffentliche Toiletten in der Mauer gegenüber dem Rathaus gibt. Dafür hat sich eine Ratsmehrheit mit elf Ja- zu vier Nein-Stimmen entschieden – und damit andersherum als vor wenigen Jahren. Damals wurde entschieden, dass auf dem Rathausplatz nicht mehr geparkt werden soll, dafür aber auf sechs Stellplätzen an der Burgstraße. Für die neuen Stellplätze an der Südseite des Platzes werden die Fahrradbügel entfernt und anderswo aufgestellt, so die Verwaltung.

Bürgermeister Wolfgang Zoll, Hauptamtsleiter Mario Streib und der Eigenbetrieb Kultur, Marketing Tourismus hatten für die Beibehaltung der Situation plädiert. Der Bürgermeister hatte als Variante noch vorgeschlagen, an der Burgstraße die beiden Parkbereiche jeweils von drei auf zwei Stellplätze zu reduzieren, die leichter umfahren werden könnten. Denn einige Gemeinderäte sehen gefährliche Situationen im Begegnungsverkehr, weil manche Autofahrer nicht hinter den parkenden Autos warten, sondern schnell vorbeifahren, auch wenn jemand entgegenkommt.

Bessere Sicht für Fußgänger

Die Ratsmehrheit wollte auf Höhe des Rathauses keine Autos mehr an der Straße. CDU-Fraktionschef Martin Wendt begründete: „Diese Parktaschen schränken die Sicht für Fußgänger ein.“ Er hatte in der Sitzung Ende April, als das Thema schon einmal diskutiert wurde, den Antrag gestellt, alle Parkplätze an der Straße zu entfernen und auf die Westseite des Rathausplatzes zur Burgstraße zu verlegen.

Nun schwenkte er auf die jetzt gewählte Variante um, die Ralf Blum (CDU) Ende April als Kompromiss beantragt hatte. Als weitere Variante lag ein Vorschlag der Verwaltung vor, alle Parkplätze an der Straße zu entfernen und nur die drei Stellplätze an der Südseite des Rathausplatzes neu anzulegen.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Bürgermeister erklärte: „Wir werden den Beschluss baldmöglichst umsetzen.“ Er betonte aber schon eingangs, egal wie die Entscheidung ausfallen würde: „Was wir auf jeden Fall brauchen, ist eine Kontrolle.“ Schon die jetzige Regelung wird immer wieder missachtet. Es wird oft an der Burgstraße auch außerhalb der Parktaschen geparkt. Das hat die Problematik, die viele Gemeinderäte sehen, noch weiter verschärft. Und auch auf dem Rathausplatz stehen immer wieder Autos.

Kurios: Just als der Gemeinderat über die neue Regelung diskutierte, standen gleich drei Autos auf der Nordseite des Rathausplatzes, zum Münster hin, also direkt unterhalb des Sitzungssaals. Wobei dies seltsamerweise auch gar nicht verboten ist, sondern nur bisher nicht erwünscht. Dort gibt es keine Halte- oder Parkverbotsschilder. Und es ist absehbar, dass künftig auch oft mehr als drei Autos an der Südseite auf dem Rathausplatz stehen werden.

Poller sollen den Rathausplatz abgrenzen

Die Stellplätze, die dort nun neu eingerichtet werden, werden laut Beschluss mit Pollern zum Rathausplatz hin abgegrenzt, damit man von dieser Seite nicht weiter auf den Platz fahren kann. Aber zur Burgstraße hin sieht der Beschluss keine Poller vor, um ein Ein- und Ausfahren zu verhindern.

Dies bestätigte der Bürgermeister noch einmal auf Nachfrage. Bisher ist die Zufahrt von der Burgstraße oft gar nicht möglich, weil dort Autos am Straßenrand parken. Aber diese Stellplätze auf Höhe des Rathauses fallen nun weg. „Vielleicht genügt eine entsprechende Beschilderung“, meinte der Bürgermeister und fügte hinzu: „Das wird sich zeigen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die jetzt beschlossene Regelung, sofern sie eingehalten wird, mag die Situation auf der Burgstraße verbessern. Das hat auch Hauptamtsleiter Streib in der Vorlage der Verwaltung aufgeführt. Allerdings hat er auch darauf hingewiesen, dass es nun Probleme in der schmalen Walahfrid-Strabo-Straße zwischen Rathausplatz und Friedhofsmauer geben könnte. Denn die Autos müssen nun über diese Straße ein- und ausfahren und dabei auch rückwärts ausparken, wo aber viele Fußgänger unterwegs sind wegen der dortigen öffentlichen Toiletten.

Stefan Schmidt (Freie Wähler) äußerte in der Sitzung zudem Bedenken, weil entlang der Friedhofsmauer und Walahfrid-Strabo-Straße oft Dienstfahrzeuge der Gemeinde geparkt sind, dort ist auch die Ladestation für Elektroautos. Das könnte Kollisionen geben, meinte Schmidt: „Das wird ganz schön knapp.“

Mehr Platz zum Rangieren für Autofahrer

Auf Vorschlag von Sandra Graßl-Caluk (SPD) werden deshalb die neuen, offiziellen Stellplätze an der Südseite des Rathausplatzes einen halben Meter weiter in den Platz geschoben, damit Autofahrer mehr Platz zum Rangieren haben sollen. Graßl-Caluk monierte aber bei der jetzt beschlossenen Regelung, dass dann mehr Autos über den Gehweg an der Burgstraße fahren werden.

Der Bürgermeister, Streib und der Eigenbetrieb hatten für eine Beibehaltung der bisherigen Regelung unter anderem plädiert, weil auf dem Vorplatz eines Welterbe-Objekts, eben dem Rathaus, keine Autos parken sollten. Der Eigenbetrieb hatte dabei auch damit argumentiert, dass dadurch zudem die Nutzung des Rathauses als Fotomotiv eingeschränkt werde. Zumal solche Fotos über soziale Medien schnell verbreitet würden. „Dies fördert die positive Vermarktung unseres kulturellen Erbes.“

Das könnte Sie auch interessieren

Aber nur Matthias Graf (CDU) unterstützte dies ausdrücklich: „Ich will auf dem Rathausplatz keine Autos. Ich kann mit der jetzigen Situation leben.“ Gabriel Henkes (Freie Liste Natur/Grüne) meinte zur neuen Regelung, er könne „die Kröte schlucken“. So gebe es weniger Hindernisse auf der Burgstraße. Und es brauche einige Parkplätze für Leute, die schnell etwas im Rathaus erledigen wollen. Kerstin Sauer (FW) hingegen war dafür, alle Parkplätze an der Burgstraße zu entfernen. Wenn auf Höhe des Münsters noch welche seien, werden trotzdem weitere verboten an der Straße parken, meinte sie.