Er hat schon zahlreiche Gegner geschultert und wurde 2024 zum ersten Mal südbadischer Meister. Die Belohnung für seinen bislang größten Erfolg folgte kurz danach. Der zwölfjährige Max Gsell aus Pfullendorf trainiert einmal pro Woche im Ringer-Olympiastützpunkt in Freiburg. Wohin ihn sein Talent und sein Wille führen, lässt sich noch nicht erahnen. „Er ist sehr fleißig und hat richtig Bock darauf, sich zu verbessern“, sagt sein Trainer Andreas Rinderle vom KSV Linzgau-Taisersdorf. Der erfahrene Ringer kann das Können seines Schützlings gut einschätzen.

Mutter fährt ihn jeden Freitag

Max‘ Mutter Wibke braucht kein Navi mehr für die Strecke von Pfullendorf nach Freiburg. Seit März vergangenen Jahres fährt sie ihren Sohn jeden Freitagnachmittag mit dem Auto zum zweistündigen Training in den Olympiastützpunkt, wo Max mit Talenten zwischen zehn und 18 Jahren gefördert und gefordert wird. Wibke Gsell nimmt die Strapazen für ihren Sohn gerne in Kauf. „Er ist sehr ehrgeizig, deshalb mache ich es gerne“, sagt sie über Max.

Erster Pass mit sechs Jahren

Als er fünf Jahre alt war, bekam Max zum ersten Mal Lust auf die Sportart, die damals vom KSV Linzgau-Taisersdorf beim Schauringen als Rahmenprogramm des Bergfests in Aftholderberg gezeigt wurde. Sein Vater war früher ebenfalls Ringer in Taisersdorf, wo der Nachwuchs seit Jahrzehnten ausgebildet und entwickelt wird.

Max stand schon daher früh auf der Matte, wurde von Trainer Günther Schuster unter die Fittiche genommen, und bekam mit sechs Jahren seinen Pass, der ihn dazu berechtigte, an den ersten Turnieren teilzunehmen – mit einem Kampfgewicht von 25 Kilogramm. Seither will er nichts anderes mehr machen als Ringen – im Freistil und in griechisch-römisch.

Kraftübungen während der Corona-Pandemie

Kaum hatte Max Gsell mit dem Ringen begonnen, musste er unfreiwillig aufhören. Die Corona-Pandemie zwang vor allem die Sportarten mit engem Körperkontakt zum Aussetzen. „Dann habe ich eben zu Hause Krafttraining und Koordination gemacht“, sagt Max, der die siebte Klasse der Realschule besucht. Seine Eltern achten auf die Balance zwischen Training und Noten. „Die Schule darf nicht darunter leiden“, sagt seine Mutter.

Für seinen bislang größten Erfolg wird er in der Stadthalle von Ex-Fußballprofi Nils Petersen (links) und Bürgermeister Ralph Gerster ...
Für seinen bislang größten Erfolg wird er in der Stadthalle von Ex-Fußballprofi Nils Petersen (links) und Bürgermeister Ralph Gerster gewürdigt. | Bild: Privat

Nach der Pandemie bekam Max noch mehr Lust auf das Ringen. Er steigerte seine Trainingsintensität, verbesserte seine Technik, wurde kräftiger und stärker und spürte, dass er den meisten Gegnern überlegen war. Und so stellten sich die Erfolge ein. Erst wurde er Bezirksmeister, dann nahm er Anfang 2024 in der Jugend C (50 Kilogramm) an den südbadischen Meisterschaften teil. Im Freistil belegte er den zweiten Platz, in der Disziplin griechisch-römisch holte er sich den Titel. Dafür wurde er im November 2024 erstmals bei der Sportlerehrung der Stadt Pfullendorf ausgezeichnet.

„Da musste ich nicht lange überlegen.“
Max Gsell, Ringer

Mit dem Gewinn der südbadischen Meisterschaft erregte er auch die Aufmerksamkeit seines Landestrainers, der ihn zum Olympiastützpunkt nach Freiburg eingeladen hatte. „Da musste ich nicht lange überlegen“, sagt Max, der auch den Geburtstag eines Freundes absagt, um beim Training in Freiburg dabei zu sein. Es ist nicht das einzige Training in der Woche, denn Max trainiert in Taisersdorf außer mit seiner Jugendgruppe mittlerweile auch bei den Erwachsenen mit. Wenn er 14 Jahre ist, darf er auch in der Runde gegen die Erwachsenen kämpfen. „Da freue ich mich schon drauf.“

Er bricht sich den großen Zehen

Das hoffnungsvolle Talent hat indes auch schon die Erfahrung gemacht, mit Rückschlägen umzugehen. Bei einem Kampf Ende September 2024 hatte er sich den großen Zehen gebrochen, war danach sechs Wochen lang weg von der Matte. Aber auch die Zeit ohne Praxis nutzte er erneut für Krafttraining und Koordination. Nächsten Monat nimmt er wieder an den südbadischen Meisterschaften – dieses Mal in der B-Jugend.

Chancen rechnet er sich in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm zu. Weil er aber aktuell zwei Kilo mehr hat, muss er Disziplin an den Tag legen und abnehmen. „Ich esse dann halt einen Apfel statt eines Schnitzel mit Pommes“, sagt er. Oder er schwitzt die Kilos in der Sauna ab – mit Kleidung. Für sein Alter hat Max Gsell schon viel gelernt. Die Lernkurve kann und darf noch weiter nach oben zeigen.