Fünf mutige Frauen gründen zurzeit eine neue Waldorfschule. Bisher gibt es im Kreis Sigmaringen nur den Waldorfkindergarten Lautenbach. Wer sein Kind auf eine Waldorfschule schicken wollte, musste nach Überlingen, Wahlwies (Teilort von Stockach) oder Ravensburg ausweichen. Weil die drei Schulen überlaufen sind, hatten Kristin Yildiz aus Meßkirch und Lucile Huguet aus Herdwangen-Schönach im Sommer 2020 die Idee, eine eigene Waldorfschule im Kreis Sigmaringen zu gründen.
Sabine Holst leitet die neue Schule
Dieser Wunsch wird jetzt endlich Wirklichkeit, denn mit Sabine Holst, die derzeit noch im Hochschwarzwald lebt, wurde eine Waldorflehrerin gefunden, die Gründungserfahrung hat. Sie ist bereits auf der Suche nach einer Wohnung rund um Ostrach. „Ich bin mehr oder weniger Allrounderin“, erzählt Holst. Sie habe in verschiedenen Waldorfschulen gearbeitet, zuletzt auch in einer freien Naturschule im Allgäu. Die Pädagogin liebt die Natur und freut sich darauf, mit den Kindern die Natur zu erkunden. In den vergangenen Jahren gönnte sie sich jedoch eine Auszeit, um sich persönlich weiterzuentwickeln. „Ich kann nur das weitergeben, was ich an mir erfahren habe“, erzählt sie beim Pressegespräch.
Bisher zehn Kinder angemeldet
Als Lehrerin will sie die Kinder nicht schon morgens hetzen und ihnen Zeit für das Ankommen geben. „Lernen findet im Zusammenhang statt, nicht in Einzelheiten im Klassenzimmer“, erklärt sie. Es sei wichtig, in den Wald zu gehen und die Natur zu erleben, zu sehen, wie ein Steinpilz aussieht, welche Tiere im Wald zu Hause sind und welche Pflanzen und Bäume dort zu finden sind. „Ich gebe den wohlwollenden Rahmen, aber ich werde nicht alles vorbeten“, sagt Sabine Holst.
So viele Kinder sind bislang angemeldet
Bislang sind zehn Kinder fest an der neuen Schule angemeldet. Drei bis vier weitere Eltern haben Interesse bekundet, die Kinder ebenfalls auf die neue Schule schicken zu wollen. Neben Pfullendorf und Ostrach kommen viele Schüler aus dem Deggenhausertal. Anmeldungen sind weiter möglich.
Kinder sollen nicht in Schemata gepresst werden
„Jedes Kind hat ein Bedürfnis, das zu leisten, was aus seinem Inneren kommt“, erklärt Lehrerin Sabine Holst. Die moderne Leistungsgesellschaft und das Pressen in Schemata würde Kinder nicht fordern. Deshalb sollen Kinder schon früh erfahren, dass sie ihren eigenen Gefühlen, Impulsen und Wahrnehmungen trauen können. Die Vorständinnen sind glücklich, dass sie mit Sabine Holst eine Gründungslehrerin gefunden haben. Besonders für Kristin Yildiz und Lucile Huguet, die von Beginn an im Vorstandsteam kämpfen, endet jetzt eine lange Suche. Neu im Vorstand sind Almut Hilsenbek und Freia Adam.
Die Idee zur Schulgründung ist noch jung
Die Geschichte begann im Sommer 2020 mit der Idee für eine Gründung. Ostrachs Bürgermeister Christoph Schulz bot nach einem ersten SÜDKURIER-Bericht spontan die leerstehende Grundschule im Teilort Burgweiler an. Danach begann die Suche nach einem Gründungslehrer, der auch gefunden wurde. Starten konnte die erste Waldorfschule im Kreis Sigmaringen im September aber nicht, weil der Gründungslehrer kurzfristig abgesagt hatte. Der Schulstart wurde verschoben. Dennoch klagen die Frauen nicht. „Wir konnten jetzt den Anmeldungsprozess verbessern“, erklärt Huguet. Außerdem habe man viele Tipps von der Partnerschule, der Waldorfschule Überlingen, erhalten. Aufgeben wollte man nicht, betont Almut Hilsenbek. Während bundesweit immer häufiger Schulneugründungen abgelehnt werden, wird die Neugründung im Linzgau ausdrücklich begrüßt, erklärt Freia Adam. Das liege daran, dass es für die Waldorfschulen in Ravensburg und Überlingen lange Wartelisten geben würde. „Eine Neugründung ist nicht mehr selbstverständlich“, ergänzt sie.

Es stehen Sanierungen am Gebäude an
Bis zum ersten Schultag wird noch einiges passieren. „Es wird eine Stromsanierung im Gebäude geben und das Klassenzimmer wird aufgefrischt“, so Hilsenbek. Außerdem müsse die frühere Grundschule fit für den Brandschutz gemacht werden, das heißt eine Fluchttreppe und eine Zwischentür müssen eingebaut werden. Die Gemeinde bezahle dies nicht, gehe aber in Vorleistung, erklärt Hilsenbek. Den Rest wollen die Eltern in Eigenleistung an Samstagen machen.
Elternabend
Die Freie Waldorfschule Linzgau bietet am kommenden Donnerstag, 4. Mai, um 20 Uhr einen Elternabend in der Grundschule Burgweiler, Schulstraße 10a, für alle Eltern an, die Interesse haben, sich einzubringen oder ihr Kind anzumelden. Bei dem Termin werden auch die Schulzeiten festgelegt.
Mehr Informationen unter:
https://waldorfschule-linzgau.de